TimeRiders
»Hallo, Liam.«
»Jessas, Becks. Warum hast du das arme Mädchen angegriffen?«
»Missionspriorität. Sie muss vernichtet werden.«
»Was?«
Becks machte eine Kopfbewegung zu dem Grüppchen hinter Liam hin. »Sie auch. Alle. Und du auch, Liam.« Es kam ihm vor, als schwinge in ihrer Stimme ein leichtes Bedauern mit, als sie es sagte. »Danach muss ich in diesem Gebiet sämtliche Spuren menschlicher Aktivitäten beseitigen. AnschlieÃend werde ich mich selbst vernichten.«
»Was? Das ist doch vollkommen irrsinnig!«, rief Liam und breitete beschwörend seine Hände aus. »Becks, hör mal zu. Das ist nicht notwendig. Hast du mich verstanden?«
Sie trat zwei Schritte vor, packte Laura blitzschnell am Hals und hob sie so hoch, dass ihr Opfer in der Luft hing. Als sie merkte, dass sie nur ins Leere treten konnte, zerkratzte das Mädchen der Support Unit das Gesicht und bekam schlieÃlich eine Handvoll rote Haare zu fassen.
»BECKS! LASS DAS!«
Liams Befehl bewirkte, dass sie innehielt und ihn verwirrt anstarrte. »Das ist eine Missionspriorität. Wir haben bereits inakzeptable Levels von Zeitkontamination verursacht.«
»LASS SIE WIEDER RUNTER!«
Becks starrte ihn an, ohne auch nur einen Finger zu bewegen. Laura hing immer noch ein paar Handbreit über dem Boden, trat um sich und rang nach Luft. Das spitze Ende von Becksâ Speer war nur wenige Zentimeter von ihrer Kehle entfernt.
»DAS IST EIN BEFEHL!«
Becks Blick wanderte langsam von Liam zu Laura, und dann wieder zu Liam zurück. Ihre Augenlider flatterten. SchlieÃlich sagte sie: »Positiv.« Ihre Hand lieà los und das Mädchen fiel schwer zu Boden, ohne Becksâ rote Perücke loszulassen.
»Leg jetzt den Speer auf den Boden!«, kommandierte Liam.
Gehorsam lieà die Support Unit die Bambusstange los, die klappernd zu Boden fiel.
Am Boden liegend rang Laura nach Atem. Die Blicke aller Anwesenden glitten von ihr zu Becks hinüber und blieben an deren kahlem Kopf hängen, auf dem millimeterkurzer, dunkler Flaum gesprossen war.
»Oh mein Gott! Sie ist eine total durchgedrehte Irre!«, sagte Gomez.
»Yep, das kannst du laut sagen, Kumpel«, hörte Liam Jonah murmeln.
Becks starrte ihn an. Konnte es sein, fragte Liam sich, dass er im Blick ihrer dunklen Augen so etwas wie Schuldbewusstsein oder Bedauern erkannte? Vielleicht sogar Trauer? Ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn an den eines Kleinkinds in dem Moment, in dem es geschimpft wird â in dem Sekundenbruchteil, der dem Weinen vorangeht.
»Nein«, sagte Liam. »Das ist sie nicht.«
»Sie ist keine Irre ?«, fragte Gomez. »Bist du dir da sicher?«
Liam nickte. Er sah, wie in Becksâ Gesicht Muskeln zuckten. Verwirrung, Verzweiflung ⦠Offenbar versuchte sie, widerstreitende Prioritäten zu ordnen: Liams direkter Befehl, der im Widerspruch zu gespeicherten Missionsvorschriften stand.
»Sie tut nur das, was sie für richtig hält. Das, was ihr einprogrammiert worden ist.«
»Einprogrammiert?«, wiederholte Franklyn mit schief gelegtem Kopf.
Das Lagerfeuer knackte und zischte und warf sein flackerndes Licht auf ihre Gesichter. Der dunkle Urwald ringsum hallte von den fernen Schreien unbekannter Tiere wider.
»Aber wie können wir sicher sein, dass dieses ⦠dieses Ding nicht wieder ausrastet und uns angreift?«, fragte Kelly. Er warf einen Blick zu Becks hinüber, die einige Dutzend Meter von ihnen entfernt auÃerhalb der vom Feuer erhellten Zone stand und bewegungslos aufpasste, ob vielleicht irgendein nachtaktives Tier die Lichtung betrat.
»Sie wird es einfach nicht tun«, erklärte Liam.
»Diese Antwort beruhigt mich jetzt nicht wirklich.« Kelly warf einen kleinen Ast ins Feuer, und eine Fontäne von Funken flog zum pechschwarzen Nachthimmel auf. »Ich meine, du hast vorhin ja auch nicht gewusst, dass sie Laura angreifen würde.«
Liam sah Laura an. Das schwarze Mädchen, Keisha, hatte die Wunde fachmännisch versorgt und ihr den Arm mit einem aus dem Ãrmel herausgerissenen Stoffstreifen verbunden. Der Schnitt war nicht sehr tief gewesen und es war keine Arterie verletzt worden. Laura hatte unglaubliches Glück gehabt: Als Becks mit dem Speer ausholte, war sie auf dem unebenen Boden aus dem Gleichgewicht gekommen. Und noch gröÃeres Glück war es gewesen, dass Becks Laura nicht richtig zu
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