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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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läßt. Dann muß der Kunde mitmachen, wer es auch sei. Es lebe Kuks! Bis Montag.« Der Hörer dröhnte in die Gabel.
    Am folgenden Tag, einem Sonntag, sahen Frau Henne und Sohn Sprotte ihren Mann und Vater nur ganz kurz zum
    Mittagessen. Den Rest des Tages verbrachte der Werbechef in seinem Arbeitszimmer, in dem er eine Riesenwerbeschlacht entwarf – für nichts.
    Timm machte in der kleinen Leuchtturmkuppel, in der er uns die Geschichte erzählte, eine Pause, und der Baron sagte mit dem Anflug eines Lächelns: »Aber aus nichts, Herr Thaler, wird am Ende doch wohl etwas. Oder?«
    »Wär’s Ihnen unangenehm, wenn einmal für nichts
    geworben würde?« fragte Timm. »Werbung einfach als Witz und sprühender Unsinn: War Ihnen das unangenehm? «
    Dem Baron – man sah es ihm an – war’s wirklich
    unangenehm. Er verzog sein Gesicht, worauf Timm Thaler lachte und seine Geschichte weitererzählte:
    Am Montag stand die Werbeagentur Carl Henne unter
    Dampf. Carl Henne selbst, immer wieder besucht von Oskar von Sass, der ihn flehentlich bat, die Werbung erst einmal abzubrechen, Carl Henne warb verbissen weiter und gab viel Geld und viele Aufträge nach allen Seiten aus, während Fräulein Siebecke, unterstützt von Herrn Hübsch, telefonisch dem Scheck nachging, der da so einfach mit der Post
    gekommen war. Der Montag aber brachte keine Antwort auf die Frage, woher der Scheck gekommen war.
    Die Werbung aber war schon angelaufen, der Name Kuks in aller Munde.
    Erst Dienstagnachmittag, als Carl Henne wieder sehr viel Geld für die Kuks-Werbung ausgegeben hatte, wurden die Fäden zur Bank von Tunis endlich geknüpft. Fräulein
    Siebecke, die der französischen Sprache mächtig war, bekam zuerst den Bankdirektor an den Apparat. Der war heilfroh, daß der verdammte Scheck, den ein unterer Angestellter
    versehentlich mit der Post geschickt hatte, endlich an Ort und Stelle angekommen war. Befragt von Fräulein Siebecke, wer denn der Auftraggeber sei, gab er zur Antwort: »Die Societe de Nourriture Africaine, die Afrikanische
    Futtermittelgesellschaft, abgekürzt SNA genannt.«
    »Merci beaucoup, Monsieur«, sagte erleichtert Fräulein Siebecke, »recht schönen Dank.« Dann mußte eine neue telefonische Verbindung nach Tunis hergestellt werden, zur SNA, deren Generaldirektor persönlich an den Apparat kam und gleichfalls froh war, als er hörte, daß der Scheck am rechten Ort eingetroffen sei. Als aber Fräulein Siebecke sich vorsichtig erkundigte, wofür mit dieser großen Summe Geldes denn geworben werden solle, erwies sich, daß der Scheck doch an der falschen Stelle war.
    »Das Geld ist bestimmt für den Bau einer Fischmehlfabrik an der Saharaküste«, übersetzte sie für Carl Henne. Und als ihr Chef sie ratlos ansah, fügte sie hinzu: »Den Bauauftrag hat die Carl Henne Fischmehl AG in Cuxhaven. Das Wörtchen Cux auf jenem kleinen grünen Scheck, Chef, war nur die
    Abkürzung für den Bestimmungsort: Cuxhaven.«
    »Cuxhaven«, konnte Carl Henne noch hauchen. Dann brach er zusammen.
    Die folgenden vier Wochen verbrachte Carl Henne hinter halbgeschlossenen Jalousien in einem Krankenhaus, während Oskar von Sass die verworrene Situation zu entwirren versuchte. Er erklärte in langen Telefongesprächen den Leuten in Tunis und Cuxhaven, daß die Carl Henne Werbeagentur, die man mit der Carl Henne Fischmehl AG verwechselt habe, das Wörtchen Cux auf dem Scheck für den Markennamen
    gehalten habe, für den Namen des Produkts, für das geworben werden sollte. Man habe, hochbegeistert von diesem Namen, schon viel Geld für die Werbung ausgegeben. Sie laufe fabelhaft. Der Name komme an. Hierauf entgegnete man ihm, das sei ja schön und gut, die Werbung möge eingeschlagen haben; aber erstens sei es ihr Geld, das Geld der
    Futtermittelleute, mit dem da herumgespielt werde, und zweitens sei Fischmehl doch kein Allerweltsprodukt für jedermann. Die Werbung sei zu klotzig.
    Darauf erklärte Oskar von Sass, der vorher mit Carl Henne im Krankenhaus konferiert und danach ausführlich mit dessen Sohn Sprotte gesprochen hatte, natürlich sei Fischmehl kein Allerweltsprodukt; aber ein Modeartikel beispielsweise sei so ein Allerweltsprodukt. Falls er die Hälfte der erhaltenen Summe für die Produktion des hochmodernen Gasballes
    verwenden dürfe, komme die Werbung, mit der anderen Hälfte finanziert, dem Gasball zugute, und man könne gemeinsam Millionen damit verdienen. In Tunis und Cuxhaven schlugen sich die Leute an die Köpfe. Ein

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