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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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nächsten vier Saisons. Rufen Sie mir Oskar. Ich danke Ihnen.«
    »Wofür, Herr Henne?«
    »Für die Auffindung eines fabelhaften Markennamens,
    Fräulein Siebecke: Kuks.«
    »Erst abwarten, dann Tee trinken«, sagte Fräulein Siebecke.
    Dann ging sie.
    Carl Henne aber durchmaß mit sogenannten
    raumgreifenden Schritten sein Büro und ward nicht müde, kuks zu sagen, kuks, kuks und immer wieder kuks.
    Als Oskar kam, der Chef der graphischen Abteilung, sagte Carl Henne: »Wir haben einen Knüller mit zwei K, Oskar, und dazu beinah zehn Millionen Mark.«
    »Gerüchteweise, Chef, hab ich das schon gehört. Aber was hat das mit zwei K zu tun?«
    »Das Ding heißt Kuks, nach meinem Vorschlag mit zwei K
    geschrieben. Was sagst du dazu? Kuks mit zwei K!«
    Oskar von Sass, ein magerer mittelgroßer Mann mit sehr weißem Gesicht unter dem lichten Haar, horchte, statt gleich zu antworten, dem Lautgebilde nach, das ihm Carl Henne kickend zugeworfen hatte. Dann sprach er es vorsichtig aus:
    »Kuks.« Wiederholte es ein wenig lauter: »Kuks.« Und sagte dann mit fester Stimme, in der die Zuversicht eines Erfolgs schon mitschwang: »Kuks, Chef, wird ein ganz großes Ding.«
    »Nicht wahr?« Carl Henne atmete erleichtert aus. Denn daß die graphische Abteilung seiner Firma nicht nur fleißig, sondern »begeistert«, wie er’s nannte, bei der Arbeit war, das war ihm, wie er’s nannte, »Herzenssache«.
    Und nun begannen im Hause die »Aktivitäten«, wie Carl Henne sagte.
    Während Oskar von Sass mit seinem Mitarbeitern Entwürfe für den Schriftzug auf das Papier warf, Kuks rund, Kuks eckig, Kuks quadratisch oder oval, Kuks gotisch, Kuks lateinisch, Kuks blau und Kuks rot; während Herr Graf, der
    Anzeigenmann, sich in der Sonntagspresse ein paar Seiten für Kuks reservieren ließ und Fräulein Siebeckes Mitarbeiter, der hübsche Herr Hübsch, von zwei Lehrlingen begleitet, den Scheck zur Bank trug, hielt Carl Hennes Linke einen
    Telefonhörer umklammert, und mit der Rechten setzte er Zahlen und Sätze auf einen Block, aus denen die größte Werbeschlacht in der Geschichte seines Hauses werden sollte.
    Als Fräulein Siebecke den Tee ins Chefbüro und in die graphische Abteilung gebracht hatte, sagte sie nur: »Männer!
    Fünfzig Jahre alt und so verspielt wie Bengel von zehn Jahren!
    Und wofür eigentlich geworben wird, weiß ich immer noch nicht.«
    Sowohl Carl Henne als Oskar von Sass blieben, da es ein Freitag war, über Nacht in ihren Büros, die für das
    Übernachten eingerichtet waren.
    Am Sonnabend schufen sie einen Kuks-Schriftzug in Form einer roten Kugel, der schon am Sonntag in die Presse kommen sollte, und spät am Samstagabend erst kamen die beiden Männer erschöpft zu ihren Familien nach Haus.
    Natürlich erzählten sie, da sie die Köpfe voller Kuks hatten, daheim von ihrer neuen Werbung.
    »Wie findest du den Namen Kuks?« fragte Karl Henne etwa seinen Sohn, der Sprotte genannt wurde.
    »Kuks? Klingt nach Kuksen«, antwortete Sprotte.
    »Und was ist Kuksen?« fragte sein Vater.
    »Gasball spielen.«
    »Gasball?« Carl Henne lachte. »Was es doch alles gibt.«
    Dann gab er seiner Frau, die ins Zimmer kam, einen Kuß und sagte: »Wir haben einen Riesenauftrag, Schatz. Für Kuks.«
    »Und was ist Kuks?« fragte Carl Hennes Frau.
    Sie fragte es zur gleichen Zeit, in der Frau von Sass ihrem Mann Oskar die gleiche Frage stellte: »Was ist Kuks?«
    Jetzt erst stellten die zwei Männer sich ebenfalls diese Frage: »Was ist Kuks?« Und um das zu erfahren, riefen sie einander an, aber zunächst vergeblich; denn rief der eine an, hatte der andere just den Hörer in der Hand, und rief der andere an, war’s umgekehrt.
    Als sie sich endlich doch erreichten, weil Herr von Sass den Hörer seufzend aufgelegt hatte, als sie sich doch erreichten und an der Stimme erkannten, da fragten sie sich gegenseitig:
    »Was ist Kuks?«
    Dann schwiegen beide, bis Carl Henne fragte: »Wo kriegen wir heute die Siebecke zu fassen, Oskar?«
    »Die kriegen wir bis Montag überhaupt nicht zu fassen«, war die Antwort. »Sie macht nämlich eine Wanderung an der Ostsee.«
    Wieder schwiegen beide, bis Oskar von Sass mit leiser Stimme fragte: »Chef, ob das wohl gutgeht?«
    Aber gerade die leise verzagte Stimme des Herrn von Sass war es, die seinem Chef, Carl Henne, wieder Mut machte.
    Unnötig laut rief er: »Endlich, Oskar, betreiben wir mal kein produktbezogenes Werben, sondern Werbung an sich. Ich werde hineinstecken, was sich hineinstecken

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