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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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waren froh, endlich loslaufen zu können, nur dieses eine Pferd nicht. Wenn wir es hierlassen, könnten uns die falschen Mönche folgen.“
    Sie ritten in das Waldstück hinter dem Haus, wo das Pferd reglos unter einem Baum stand. Es hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt, seit Timoken mit ihm gesprochen hatte.
    Gabar schien mit einem Mal beunruhigt. Er wollte nicht zu nah an das Tier herangehen. Doch Timoken drängte ihn weiter vorwärts, bis sie nur noch drei Schritte davon entfernt waren. Es war eine riesige Bestie mit kohlrabenschwarzem Fell und Hufen, die größer waren als die des Kamels.
    „Geh jetzt“, schnaubte Timoken in Pferdesprache. „Du bist frei.“
    Der Hengst stieß einen tiefen, kehligen Laut aus.
    „Pferd, warum willst du nicht gehen?“, fragte Timoken.
    Das Tier scharrte mit den Hufen. Es sah aus, als wollte es jeden Moment auf sie losgehen, und Gabar trat nervös einen Schritt zurück. Das Pferd streckte den Kopf vor, zog seine Lippen zurück und entblößte riesengroße Zähne. Unversehens drang ein markerschütterndes Gebrüll aus seiner Kehle.
    „Lass uns verschwinden!“, rief Edern entsetzt. „Ich habe noch nie eine so üble Kreatur gesehen.“
    Timoken war erschüttert. Bis jetzt hatte er jedes Tier verstanden, das er auf seiner Reise getroffen hatte. Sie hatten alle eine eigene Sprache, nur dieser Hengst nicht. Er ist von einer bösen Macht besessen, dachte er schaudernd und es machte ihm Sorgen, auch hier auf solche Bosheit zu treffen, obwohl er gedacht hatte, dass er dies weit hinter sich gelassen hatte. Er zog leicht an den Zügeln seines Kamels und knurrte: „Los, Gabar. Sei schnell wie der Wind.“
    Gabar war nur zu froh, gehorchen zu können.
    Als sie an dem Wohnhaus vorbeikamen, sah Timoken, dass die Flammen das Dach erreicht hatten. Brennende Dachsparren waren in das Gebäude gestürzt.
    „Jetzt können sie uns nichts mehr anhaben“, murmelte Edern erleichtert.
    Doch Timoken konnte die Schreie der falschen Mönche nicht ertragen. Er hob die Arme zum Himmel empor und rief nach Regen. Kurz darauf fielen ihnen die ersten Tropfen, so groß wie Kieselsteine, auf die Köpfe.
    Gabar schnaubte entrüstet und galoppierte die Straße hinunter. Aber Timoken ließ den Regen nicht aufhören, bis er sich sicher sein konnte, dass genügend Wasser vom Himmel gefallen war, um das Feuer zu löschen.
    Edern konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. „Jetzt werden sie uns folgen“, murrte er. „Sie haben den Wagen und diese Missgeburt von einem Pferd. Und sie haben Waffen. Wenn sie uns einholen, sind wir erledigt.“
    Timoken lachte nur. „Wenn sie uns folgen, werde ich Blitz und Donner auf sie herabschicken. Lass den Kopf nicht hängen, Edern. Ich besitze ebenfalls einige äußerst wirksame Waffen, auch wenn du sie nicht sehen kannst.“
    Edern grinste. „In der Tat. Wir sollten besser zu den anderen aufschließen. Vielleicht brauchen sie deine besonderen Waffen ja gerade.“
    „Lass uns nach ihnen suchen, Gabar“, sagte Timoken und das Kamel beschleunigte seinen Schritt.
    Sie trabten durch das Tal, vorbei an kleinen Dörfern und einsamen Gehöften, durch dichte Wälder, über Brücken und am Fuße einer Burg entlang, die sich stolz auf einem Hügel erhob. Doch sie fanden kein Lebenszeichen von den elf Kindern. Timoken befürchtete schon, dass sie erneut von irgendwelchen Banditen oder Schlimmerem gefangen worden waren. Die Kinder waren völlig schutzlos und konnten sich nur auf ihren Verstand verlassen.
    „Peredur Scharfzahn nutzt nicht nur seine Zähne, sondern auch seinen Verstand“, sagte Edern, als hätte er Timokens Gedanken gelesen.
    „Dann wollen wir hoffen, dass sein Verstand ebenso scharf ist wie seine Zähne“, erwiderte Timoken.

Vergiftet
    Sie passierten ein Dorf, auf dem eine merkwürdige, unheilvolle, ja, geradezu gespenstische Stimmung lastete. Es fehlte der übliche abendliche Duft nach Kaminfeuer. Stattdessen roch es nach Tod und Verwesung. Die Nacht breitete ihre Schatten aus, doch die Häuser blieben dunkel. Nirgends war ein Licht zu sehen und über dem Ganzen lag eine große, leere Stille.
    Timoken hielt nur widerwillig an. Er war sehr besorgt wegen der Kinder und wollte sie so schnell wie möglich finden. Doch Gabar verlangte eine Pause. Er hatte eine steinerne Tränke entdeckt, die neben einer Pumpe in der Mitte des Dorfes stand, und steuerte direkt darauf zu. Als er den Kopf senkte, um zu trinken, zog Timoken plötzlich heftig an den Zügeln

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