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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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dachte, es würde ihnen die Reise in den Himmel erleichtern.“
    „Sie sind nicht tot“, sagte Timoken, lief zur Matratze hinüber, kniete sich neben die Kinder und griff nach der Hand des Jungen. „Sein Körper fühlt sich warm an“, sagte er. „Was ist passiert?“
    „Sie sind vorausgeritten“, erzählte Peredur. „Henri hat sein Pferd immer wieder dazu angetrieben, schneller zu galoppieren, und die arme Isabelle, die hinter ihm im Sattel saß, hatte die ganze Zeit über Angst hinunterzufallen. Als wir das Dorf erreichten, fanden wir ihr Pferd vor der Poststation angebunden. Und dann entdeckten wir Henri und Isabell. Sie lagen beide neben der Pumpe. Ihre Lippen waren grün und mit Schleim bedeckt und ihre Gesichter bleich wie der Tod.“
    „Wir vermuteten, dass etwas mit dem Wasser nicht stimmt“, fuhr Gereint, der Sänger, fort. „Und beschlossen, es lieber nicht anzurühren.“
    „Das war sehr vernünftig“, murmelte Timoken. Er wirbelte herum und lief zu Gabar, der geduldig draußen wartete.
    „Ah, es gibt Wasser?“, fragte Gabar erwartungsvoll, als Timoken den Mondumhang aus dem Beutel zog.
    „Später, Gabar“, erwiderte Timoken. „Das Wasser in der Tränke ist tatsächlich vergiftet. Du kannst froh sein, dass ich dich davon abgehalten habe, es zu trinken.“
    „Ich bin dir zutiefst dankbar, meine Familie“, grummelte das Kamel, während Timoken wieder zurück ins Haus rannte.
    Er legte den Mondumhang über die kranken Kinder und setzte sich neben sie. Edern brachte eine Kerze und hielt sie so, dass ihr Lichtschein auf die Gesichter der beiden Kranken fiel. Die anderen Kinder versammelten sich hinter ihm und flüsterten ängstlich miteinander. Der Mondumhang schimmerte im Kerzenlicht und seine Fäden funkelten wie ein Sternenmuster.
    „Was ist das?“
    Timoken erkannte die Stimme des Mädchens aus dem Käfig. Sie klang misstrauisch. Er hatte keine Ahnung, wie er den Mondumhang erklären sollte.
    „Magier, sag mir, was du da tust.“ Ihre Stimme klang jetzt freundlicher. „Ich vertraue dir, aber ich möchte es trotzdem verstehen.“
    Timoken sah zu Edern hinüber, doch der zuckte nur die Schultern, denn er verstand kein Wort von dem, was das Mädchen sagte.
    Timoken holte tief Luft, dann griff er nach einer Ecke des Netzes und sagte: „Ich nenne es Mondumhang. Es ist das Netz der letzten Mondspinne. Es beschützt mich und manchmal kann es auch heilen.“ Anschließend übersetzte er die Worte auch für die anderen.
    Unter den Kindern erhob sich ein ehrfurchtsvolles Gemurmel. Das leise Geräusch schwoll zu einem aufgeregten Stimmengewirr an, als Henri plötzlich den Kopf drehte und zu stöhnen begann.
    „Er kommt zu sich!“, rief Peredur.
    Alle beobachteten gespannt Henris Gesicht. Mit einem Mal setzte er sich auf. „Ich glaube, ich muss mich übergeben!“, ächzte er. Und obwohl die Briten ihn nicht verstehen konnten, ahnten sie, was gleich darauf geschehen würde. Wie die anderen sprangen sie zurück, während Henri sich nach vorn beugte und sich erbrach. Eine grüne Flüssigkeit ergoss sich auf den Lehmboden. Doch nur Timoken sah, wie sich die Dämonen in der Pfütze krümmten und langsam starben. Binnen weniger Sekunden war die grüne Flüssigkeit in der Erde versickert und zurück blieb nur ein kleiner, feuchter Fleck.
    „Du bist das!“, sagte Henri erfreut und sah Timoken ins Gesicht. „Hast du mich schon wieder gerettet?“
    Timoken grinste. „Nein, das war der Mondumhang.“
    Henri betrachtete stirnrunzelnd das schimmernde Gespinst. „Aha!“ Dann schwang er die Beine von der Matratze und stand auf. Der Mondumhang blieb neben dem Mädchen liegen. „Oh, Isabelle!“ Henri hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund. „Sie ist immer noch krank. Und das ist allein meine Schuld. Ich habe sie dazu gebracht, das Wasser zu trinken. Es war vergiftet, nicht wahr?“
    „Du Idiot!“, meldete sich jetzt einer der französischen Jungen zu Wort. Er war groß und schlank und hatte dichte blonde Locken. „Warum musst du auch immer der Erste sein?“
    „Tut mir leid, Gérard. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Das wollte ich nicht. Wirklich nicht.“ Henri bedeckte sein Gesicht mit den Händen. „Wird sie sterben?“
    „Nein“, sagte Timoken mit Nachdruck.
    „Im Gegenteil! Sie öffnet die Augen!“, rief Edern.
    Mit einem Schlag saß Isabelle kerzengerade da. Lange, feuchte Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht und sie sah verwirrt an sich herab, ohne zu begreifen, wo sie war

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