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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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und zwang ihn von der Tränke weg.
    „Ich habe Durst. Warum lässt du mich nicht trinken?“, knurrte Gabar wütend.
    „Sieh dir das Wasser an, Gabar! Sieh hin!“
    Der Lichtstrahl aus Timokens Lampe ließ das Wasser glitzern. Für Gabar sah es köstlich aus.
    „Was stimmt nicht damit?“ Edern spähte an Timoken vorbei, um einen besseren Blick zu haben. „Warum lässt du das Kamel nicht davon trinken?“
    „Weil jemand das Wasser vergiftet hat.“ Noch während er es aussprach, wurde Timoken bewusst, dass Edern die grünen Nebelschwaden gar nicht sehen konnte, die aus der Tränke aufstiegen. Nebelschwaden, in denen flimmernde Gestalten schwebten, zierliche Geschöpfe mit fratzenhaften Gesichtern, die ihn voller Bosheit angrinsten.
    „Woher weißt du das?“, fragte Edern verwundert. „Wie kommst du darauf, dass das Wasser vergiftet ist?“
    „Ich kann sie sehen“, erwiderte Timoken.
    „Sie?“
    „Die Dämonen.“
    Jetzt bemerkte auch Gabar etwas. Er sah die winzigen Gestalten zwar nicht, aber er konnte sie förmlich spüren und zog sich instinktiv von der Tränke zurück.
    Edern hingegen entdeckte nichts, doch er wusste, dass er Timoken glauben musste. „Was sollen wir tun?“
    „Vielleicht wurde ja das ganze Dorf vergiftet“, sagte Timoken nachdenklich. „Vielleicht sind alle Bewohner tot. Andererseits könnten einige auch noch am Leben sein.“
    Edern betrachtete die Häuser, die düster und still in der Dunkelheit standen. „Sollen wir nachsehen?“, fragte er ängstlich.
    „Unbedingt.“
    Gabar ließ sich auf die Knie nieder und Edern und Timoken kletterten von seinem Rücken. Das erste Haus, das sie betraten, war leer. Das zweite ebenfalls. In beiden Häusern war der Tisch gedeckt, daneben standen ein Wasserkrug und einige Becher. Der Wasserkrug war leer. Genau wie die Becher. Als sie auch im dritten Haus niemanden antrafen, hofften sie, dass die Dorfbewohner vielleicht vor Angst geflohen und am Ende doch nicht vergiftet worden waren.
    Timoken kehrte zur Tränke zurück und wappnete sich, bevor er noch einmal einen Blick auf das Wasser warf. Die winzigen Dämonen schwebten dort noch immer über der Wasseroberfläche in ihrem grünen Dunst.
    Vorsichtig hielt Timoken den Finger mit dem Ring in die Nebelschwaden. Die Dämonen, die er dabei berührte, kreischten vor Schmerzen auf. Wie Funken aus limonengrünem Licht stoben sie in die Höhe und huschten über den dunklen Himmel davon.
    „Ich kann sie sehen!“, rief Edern begeistert vom Anblick der umhersausenden Lichter. „Was hast du gemacht?“
    „Ich bin nicht ganz sicher“, antwortete Timoken. „Doch jetzt grinsen sie mich wenigstens nicht mehr an.“ Auf der anderen Seite der Tränke entdeckte er ein Gebäude, das etwas abseits stand. Es war möglicherweise das Gemeindehaus oder das Haus des Dorfältesten. Waren die Dorfbewohner vielleicht dort zu finden? Hatten sie sich dort versammelt, um beim Dorfältesten Rat zu suchen, weil das verseuchte Wasser sie krank machte? Timoken wollte das große Gebäude gerade näher unter die Lupe nehmen, als Edern ihn plötzlich am Arm packte.
    „Hörst du das?“, wisperte er aufgeregt.
    Der Gesang eines Jungen wehte zu ihnen herüber. Seine Stimme klang hell und lieblich und er sang in Ederns Muttersprache.
    „Gereint!“, rief Edern aus. „Ich würde diese Stimme überall erkennen. Sie gehört dem Lieblingssänger unseres Prinzen.“ Er lief auf ein Haus zu, aus dem der Gesang zu kommen schien, und Timoken folgte ihm.
    Die Tür stand offen, also traten die beiden Jungen ein. Kerzen brannten auf einem schweren Holztisch, um den neun Kinder mit bleichen, entsetzten Gesichtern saßen. Als Edern und Timoken in den Kerzenschein traten, sprangen sie auf und lächelten erleichtert.
    Peredur kam sofort auf Edern zugestürzt. „Wir dachten, du wärst verschollen oder von den falschen Mönchen aufgegriffen worden!“, rief er.
    „Es sind nicht alle von euch hier“, stellte Timoken mit einem Blick auf die anwesenden Kinder fest. „Wo sind die anderen?“
    Peredurs Miene verfinsterte sich. „Wir glauben, dass sie im Sterben liegen.“ Er trat zurück und deutete in eine dunkle Ecke, wo zwei der Kinder auf einer Matratze lagen, ein Junge und ein Mädchen. Sie sahen aus, als seien sie dem Tode nahe. Ihre Augen waren geschlossen und sie schienen nicht zu atmen.
    Ein kleiner Junge mit strohblonden Haaren näherte sich jetzt Timoken. „Ich habe für sie gesungen“, sagte er fast entschuldigend. „Ich

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