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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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Beri, sich aufzusetzen. Gereint reichte ihr seinen Wasserbeutel. Doch sie schlug ihn aus, bedeckte das Gesicht mit den Händen und begann zu weinen. Timoken hatte noch nie ein so herzzerreißendes Schluchzen gehört. Es schien, als würde Beris Körper unter dem Gewicht eines schrecklichen Kummers zusammenbrechen. Sie schaukelte vor und zurück und konnte kaum atmen, während sie von ihrem Wehgeschrei geschüttelt wurde.
    „Was ist denn passiert?“, wollte Timoken wissen. „Sprich, Junge!“
    „Die Stadt wurde überfallen“, erklärt der Junge. „Seht ihr diese Vögel?“ Er deutete auf die Stadtmauer. „Sie haben mir das hier verpasst.“ Er berührte seine völlig zerkratzte Stirn. „Aber ich hatte noch Glück. Einige wurden sogar getötet. Ein Hexenmeister treibt sein Unwesen in der Stadt, zusammen mit vier Männern, die eigentlich keine Männer sin d … brutale grünliche Kreaturen, die ihre Gestalt verändern und jeden erwischen. Der Hexenmeister ist noch ein Jüngling, aber er besitzt magische Waffen: ein Schwert, das fliegen kann, Feuersteine und einen tödlichen Blick. Die Menschen flohen in ihre Häuser, wo sie sich verbarrikadierten. Schließlich wurde Esteban Díaz gerufen.“
    „Esteban Díaz?“ Timoken sah Beri an.
    Doch sie hatte keine Tränen mehr übrig. Sie saß nur noch schweigend da und starrte vor sich hin.
    „Esteban Díaz ist ihr Vater“, raunte Timoken.
    Der Junge senkte den Kopf. „Tut mir leid. Das wusste ich nicht, als ich ihr von den Geschehnissen berichtete.“
    „Dann ist er tot?“
    Der Junge nickte kläglich. „Der tapferste Soldat von ganz Kastilien, vielleicht sogar der ganzen Welt. Er konnte zwei der Kreaturen töten, als sie ihn umzingelt hatten. Doch der Hexenmeister war unbezwingbar. Und dann kamen die Vögel. Sie sind nicht wie andere Vögel, die ich kenne. Sie haben nicht einmal ein richtiges Gefieder. Ihre Schnäbel sind wie Messer und ihre Kralle n …“ Der Junge schüttelte traurig den Kopf. „Sie haben Esteban von oben angegriffen. Er hatte keine Chance. Während er sich noch gegen sie verteidigte, stürzte sich der Hexenmeister auf ih n … und Esteban starb.“
    „Du hast das alles mit angesehen?“, fragte Timoken.
    „Ich hatte mich in einem Hauseingang versteckt und zu viel Angst, um wegzulaufen.“
    Alle starrten den Jungen an. Auch die anderen Kinder verstanden seine Sprache ein wenig, denn sie hatten Beri oft zugehört. Sie zweifelten nicht an dem, was sie soeben erfahren hatten.
    Timoken berührte Beri sanft am Arm und sagte: „Es tut mir so leid, Beri. Mir fallen keine passenderen Worte ein. Doch ich kann deinen Kummer sehr gut verstehen.“
    „Lasst uns von hier verschwinden“, sagte Mabon schließlich. „Wir sind nach Toledo gekommen, um Beris Vater zu finden. Doch das ist jetzt nicht mehr nötig.“
    „Ich weiß, was du damit sagen willst!“ Beri sprang unvermittelt auf und funkelte Mabon zornig an. „Du willst davonlaufen, nicht wahr? Aber die Mörder müssen bestraft werden!“
    Die anderen Jungen traten verlegen von einem Bein auf das andere. Keiner von ihnen war sonderlich versessen darauf, einem Hexenmeister und einer Armee von grausamen Vogelwesen gegenüberzutreten. Im Gegenteil. Sie wollten so schnell wie möglich fort von dieser Stadt.
    Trotz der Warnung des Dschinns wusste Timoken, dass er nicht einfach weglaufen konnte. Er stand auf und musterte die Türme und Kirchturmspitzen, die Dächer und hohen Steinmauern in der Ferne.
    „Wo ist der Hexenmeister jetzt?“, fragte er den Jungen.
    „Es heißt, er sei im Haus von Tariq, dem Spielzeugbauer.“ Der Junge wandte den Blick von Timoken ab. „Es heißt, er warte dort auf einen Afrikaner mit einem Kamel.“
    „Dann sollte ich ihn nicht länger warten lassen“, beschloss Timoken. „Ihr könnt hierbleiben“, wandte er sich an die anderen. „Ihr seid mir zu nichts verpflichtet und es gibt keinen Grund, euer Leben aufs Spiel zu setzen.“ Er wartete nicht, bis Gabar sich hingehockt hatte, sondern flog zu ihm hinauf und landete im Sattel.
    „Aber was ist mit den Vögeln?“, rief Edern. „Wie willst du dich gegen diese Vögel wehren?“
    Timoken lächelte. „Das wirst du schon sehen.“
    Während Gabar den Hügel hinabtrottete, rief sich Timoken die Stimmen der Adler ins Gedächtnis, die er auf seiner langen Reise getroffen hatte. In seinem Kopf hallten jetzt auch die Schreie von Falken, großen Eulen, gefräßigen Möwen und von allen anderen Raubvögeln wider, deren

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