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Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Timoken und der Trank der Unsterblichkeit

Titel: Timoken und der Trank der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nimmo
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Stimmen er jemals gehört hatte. Langsam hob er den Kopf und rief nach ihnen.
    Sekunden später schwang sich Beri auf ihr Pferd und folgte Timoken. „Du wolltest mich doch nicht etwa zurücklassen, oder?“, rief sie.
    Und Gereint verkündete plötzlich: „Ich weiß, was Timoken vorhat. Ich kann auch wie ein Vogel rufen. Ich gehe mit nach Toledo.“
    Edern machte ein finsteres Gesicht. Er wünschte, er wäre der Erste gewesen, der Timoken gefolgt war. „Kommt schon, Peredur, Mabon. Wir können sie doch nicht ohne uns ziehen lassen“, wandte er sich an seine Kameraden.
    Und so waren sie wieder zu sechst, als sie die erste Brücke nach Toledo erreichten. Sie hatten die Schwerter gezogen und trugen die Schilde mit ihren Wappen an der Seite: der Wolf, der Bär, der Fisch, der Vogel, der Hase und die flammend rote Sonne. Die Wachen waren geflohen und die Tore zur Stadt standen offen. Als die Kinder einzogen, erhoben sich die schwarzen Vögel in die Luft und begannen bedrohlich über ihnen zu kreisen.
    Toledo wirkte wie ausgestorben, doch hinter den verschlossenen Fenstern und Türen waren Wehklagen und Weinen zu hören. Das einzige andere Geräusch kam von den großen schwarzen Vögeln. Es war ein schrilles, schauderhaft klingendes Kreischen.
    Timoken suchte mit den Augen den Himmel nach den Raubvögeln ab, die er gerufen hatte, aber es war weit und breit nichts von ihnen zu sehen.
    „Dann muss es eben so gehen“, entschied er und stellte sich im Sattel auf.
    „Timoken, was hast du vor?“, rief Beri.
    „Ich ziehe in die Schlacht.“
    „Willst du, dass ich mitkomme?“, schnaubte Gabar.
    „Diesmal nicht, meine Familie“, erwiderte Timoken. Und mit einem Lächeln im Gesicht flog er in den Himmel, während sein Schwert genau auf den Kopf des größten Vogels gerichtet war.

Das Zeichen der Schlange
    Die Vögel zogen einen immer enger werdenden Kreis am Himmel. Timoken befand sich jetzt mitten in der dicht gedrängten Schar. Der Wind zerrte an seinem Mantel, sodass sein Körper ungeschützt war, doch die Vögel schienen sich vor dem flatternden roten Samt zu fürchten und wichen kreischend vor Wut zurück. Timoken verfolgte die grässlichen Wesen und schlug dabei nach ihren Flügeln und Krallen. Doch sie stiegen über seinem Kopf auf und schossen so schnell wieder herab, dass er kaum Atem holen konnte. Rasiermesserscharfe Schnäbel rissen wieder und wieder an seinem Turban, bis auch die letzten Fetzen davonwehten. Nun war sein Kopf ihren bösartigen Hieben schutzlos ausgesetzt. Timoken hob schützend seinen Schild über den Kopf, doch die Vögel schlugen ihn immer wieder zurück. Verzweifelt hieb er mit dem Schwert auf sie ein, stürzte sich auf die schwarzen Köpfe und stach in ihre feurigen Augen, und während er durch die Luft wirbelte, nutzte er ihre Sprache, um sie zu verfluchen und ihnen zu drohen. Doch sie ließen nicht von ihm ab und er spürte, wie ihn seine Kräfte verließen. Sein Schwertarm tat höllisch weh, in seinem Kopf hämmerte es wie wild und er versank tiefer und tiefer in einer drohenden Hilflosigkeit.
    Einer der Vögel schnappte nach Timoken. Er zielte mit dem Schnabel auf sein Auge und nur einen Augenblick später wurde die Welt um ihn herum schwarz.
    Timoken bedeckte das Gesicht mit dem Schildarm und spürte, wie Blut seine Wangen hinunterlief. Blut, das mit Tränen vermischt war. Er wollte nicht sterben, bevor er seine Schwester wiedergesehen hatte. Doch als er den Arm sinken ließ, bemerkte er, dass er nicht erblindet war. Eine schwarze Wolke hatte die Sonne verdunkelt und schien den gesamten Himmel zu bedecken. Tausende Stimmen waren zu hören, die Timoken sofort wiedererkannte: Es waren die Stimmen der Adler und Falken, der Möwen und Eulen und jedes anderen Raubvogels, den er jemals hatte rufen hören. Und sie alle kreischten wie im Chor: „Wir stehen dir bei!“
    Die Raubvögel fielen über die schwarzen Kreaturen her und hüllten sie wie ein Schleier ein. Sie flogen um sie herum und unter ihnen hinweg, bis nichts mehr von den schrecklichen Wesen zu sehen war und ihr aufgebrachtes Kreischen in den Schreien der Raubvögel erstarb.
    Die Hilfe hätte nicht eine Sekunde später kommen dürfen. Timoken wusste, dass er sich nicht länger hätte verteidigen können. Die schwarzen Vögel hätten ihn in Stücke gerissen. Obwohl seine Kehle staubtrocken war und in seinem Kopf die Schmerzen hämmerten, brachte er noch ein schwaches „Ich danke euch, meine Freunde“ hervor, bevor er auf die

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