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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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doch nicht recht.
    »Mach jetzt das Tor weit auf!«, bat ich ihn. Er sprang vom Wagen hinunter und öffnete die beiden Flügel des Tores.
    Ich trat ein paarmal auf den Klingelknopf, prüfte die große Handbremse, ob sie gelöst war, dann drehte ich die Kurbel auf »I«. Der Triebwagen setzte sich langsam in Bewegung und rollte aus der Remise. Ich schaltete auf »II« und fuhr etwas rascher. Nun ging ich wieder auf »Aus« zurück und zog die Handbremse. Der Wagen stand. Ich atmete auf. Die Sache ging ganz gut.
    Als ich aus der Halle gefahren kam, ließen die Kinder die Kartoffelsäcke im Stich und rannten herbei. Sie staunten mich wie ein Wundertier an. Sie konnten es immer noch nicht fassen, dass es mir gelungen war, die Elektrische in Betrieb zu setzen. Plötzlich brachen sie in Freudenrufe aus und jubelten mir zu.
    »Hurra! Manfred!«, schrien sie.
    Thomas sprang zu mir auf den Führersitz und umarmte mich. »Gratuliere, Geheimrat! Das hast du toll gemacht!«, sagte er freudestrahlend.
    »Na, dann können wir ja aufladen«, erwiderte ich lachend. Ich war sehr stolz auf meinen Erfolg. Die Steuerung des Autos war keine Glanzleistung von mir gewesen.
    Im Nu wurden die Kartoffelsäcke im Innern des Wagens verstaut. Thomas, Marianne, Otto und Heinz Himmel stellten sich zu mir auf die vordere Plattform. Max Pfauser sollte auf der hinteren Plattform bleiben und den Schaffner machen. Der dicke Paul und die Schutztruppler stürmten die Sitze im Innern des Wagens.
    »Können wir abfahren?«, fragte ich Thomas.
    »Los!«, kommandierte er. Ich löste die Handbremse und stellte den Fahrschalter auf »I«. Ganz langsam kamen wir in Fahrt. Dann ging ich auf »II«, »III« und »IV«. Wir rollten durch die Kurve in die Kollersheimer Straße. Zuerst ging es bergab, dann schaltete ich auf »Aus« und ließ den Wagen mit eigener Kraft fahren. Als es mir zu rasch wurde, bremste ich ein bisschen. Es klappte wie am Schnürchen. Der Wagen ratterte im mäßigen Tempo durch die Straße. Rechts und links zogen Häuser vorbei. Ich starrte regungslos auf die Schienen, genau, wie ich es bei Herrn Dunken gesehen hatte. Im Innern des Wagens lärmten die Kinder vor Entzücken über die aufregende Fahrt mit der Elektrischen. Bergan ging ich zum ersten Mal auf volle Fahrt. Oben angekommen drehte ich die Kurbel rasch über alle Ziffern hinweg auf »Aus« zurück und bremste noch aus Vorsicht. So rollten wir ganz behutsam wieder abwärts. Plötzlich klingelte es heftig über mir. Max Pfauser hatte an der Schnur gerissen. Ich gab Gegenstrom und zog die Handbremse. Der Wagen stand. Dann schaltete ich auf »Aus« und drehte mich um. Albert Biene kam auf seinem Rad hinter uns hergesaust und brüllte: »Anhalten!« Er sprang vom Rad und lief zu uns nach vorne. Er sah sehr erschöpft aus und konnte kaum sprechen.
    »Die Piraten haben uns überfallen!«, stieß er, nach Atem ringend, hervor. »Horst Wittner und Klaus Kogel haben sie gefangengenommen! Ich konnte im letzten Augenblick ausrücken!«
    Eine riesige Aufregung entstand. Die Schutztruppler drängten sich an den offenen Fenstern und wollten hören, was Albert Biene erzählte.
    »Berichte! Wie ist das passiert!?«, befahl Thomas. Seine Augen funkelten zornig.
    »Wir waren in Kollersheim«, begann Albert Biene stockend. »Die Eltern sind nicht da. Wir haben überall nachspioniert.«
    »Das interessiert uns jetzt nicht«, sagte Thomas rasch. »Was war mit dem Überfall?«
    »Vor ungefähr zwei Stunden radelten wir von Kollersheim los. Wir schlugen ein mächtiges Tempo an, weil wir rasch nach Hause wollten. Klaus Kogel schlug vor, dass wir durch die Feldgasse zum Geißmarkt radeln, um den Weg abzukürzen. Als wir gerade ahnungslos am Tattersall vorbeikamen, stürzten dreißig oder vierzig Piraten aus dem Garten und fielen über uns her. Klaus und Horst wurden umringt und vom Rad gerissen. Ich war etwas voraus und entwischte ihnen!«
    Alle Jungen schrien durcheinander: »Rache! Wir müssen die Gefangenen befreien!«
    »Ruhe!«, brüllte Thomas. »Den Tattersall können wir nicht erobern. Wir müssen die Piraten herauszulocken versuchen. Zuerst werden wir die Kartoffeln ins ›Goldene Posthorn‹ bringen. Dann tritt der Kriegsrat zusammen. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass wir die Gefangenen noch heute befreien!«
    »Wir werden sie befreien!«, riefen die Jungen kampfesfreudig.
    In diesem Augenblick stieß ein Radkurier, der vom Geißmarkt kam, zu uns. Es war Robert Punkt selber.
    »Die Piraten

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