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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Er
grinste. »Guten Abend! Frau Daniela Wizonski?« Er hängte ein deutliches
Fragezeichen an den Nachnamen.
    Sie nickte, sah ihn, dann Gaby
an und war eindeutig ungehalten.
    »Wir sind die Vorhut der
Kriminalpolizei«, erklärte Tim. »Aber die kommt bereits die Treppe herauf.«
    Wespe nahm die letzten Stufen
und grinste breit. »Da seid ihr ja.« Er trug ausgeflippte Klamotten wie immer,
konnte sich aber als Kriminalbeamter ausweisen, was unbedingt nötig war, sonst
hätte es ihm niemand geglaubt.
    Leander Jacoby war noch jünger
als er und so korrekt gekleidet wie ein Bestattungsunternehmer im Dienst. Er
benutzte Haargel, legte Wert auf einen durchgezogenen Scheitel und blickte
meistens sehr ernst. Von Wespe wurde er geduzt, aber mit »Jacoby« angeredet.
Leander hätte, wie Tim vermutete, zu dramatisch geklungen.
    Beide zeigten also Daniela
Wizonski ihren Ausweis, und Wespe erklärte, dass man Fragen an sie hätte in
einer bestimmten Angelegenheit, ob man eintreten dürfe. Daniela hatte nichts
dagegen, aber ihre Miene blieb sauer.
    In einem gemütlichen,
offensichtlich von weiblicher Hand dekorierten Wohnraum saß D. Mitsorge vor dem
Fernsehgerät und zog sich eine zum Heulen dämliche Vorabendserie rein. Die
junge Frau schreckte hoch angesichts der sechsköpfigen Invasion (feindlicher
Einfall) und entblößte zwei Reihen schiefer Zähne. Die Sitzgelegenheiten
reichten nicht für alle. Tim, Karl und Klößchen blieben stehen, was der
Befragung ungewollt einen drohenden Anstrich gab.
    »Ich kann mir schon denken,
worum es geht«, sagte Daniela Wizonski. »Um Henning, nicht wahr? Aber mit dem
habe ich nichts mehr am Hut.«
    »Henning — und wie weiter?«,
fragte Wespe.
    »Henning Lissenfuhl. Ich
dachte, wegen ihm sind Sie hier.«
    »Waren das seine Anzüge, die
Sie im Dresscode verkauft haben?«
    Sie nickte. »Logo. Oder dachten
Sie, ich trage Herrengarderobe? Henning schuldete mir 2000 Euro. Weil er im
Gefängnis saß, habe ich mir auf diese Weise mein Geld besorgt. Sonst hätte ich
noch zehn Monate warten müssen und sein Bruder war ja gerade umgekommen — an
einer Überdosis Drogen.«
    »Interessant.« Wespes Gesicht
leuchtete. »Wir sind wegen der Anzüge hier, wollen wissen, wem sie gehören.
Jetzt erzählen Sie bitte. Alles von Anfang an und so ausführlich wie möglich.«
    Daniela holte weit aus. Sie
erklärte auch, dass sie von Hennings Vorstrafen nichts gewusst habe. Sie
erzählte, nur selten unterbrochen von einer Zwischenfrage.
    Indessen hatte Jacoby sein
Handy gezückt und sich ein paar Schritte Richtung Bücherwand abgesondert.
Offensichtlich telefonierte er mit einer Kollegin im Präsidium.
    Tim hörte, wie er sagte:
»Lieselotte, steck doch mal die Nase in die Vorstrafendatei und gib mir dann
alles durch, was einen gewissen Henning Lissenfuhl betrifft. Ja, Henning
Lissen... Moment«, er wandte sich an Daniela, »Pfuhl wie Sumpf oder nur mit F?«
    Sie musste einen Moment
überlegen. »Nur mit F.«

15.
Lissenfuhl weiß von nichts
     
    Das Hotel Schwarzer Bock war eine Art gehobene Frühstückspension. Die erste Mahlzeit des Tages konnte
man hier einnehmen, aber nur die. Die Personalstärke war ausgedünnt bis zur
Schmerzgrenze. Rico Kabierschakla hatte eine Halbglatze, Tränensäcke und litt
unter Schlafmangel. Er war hier der Empfangschef, Hausdiener, Buchhalter,
Garagenmeister, und morgens im Frühstücksraum sprang er ein beim Servieren,
wenn Elfriede den Ansturm nicht schaffte. Sie schmiss die Kaffeeküche, besorgte
das Frühstücksbüfett, half später den beiden Zimmermädchen und schrubbte die
Klos im Parterre. Alle waren überarbeitet. Jeder Zwischenfall bedeutete eine
Katastrophe. Jede Mehrarbeit auch. Was nicht unbedingt sein musste, unterblieb.
    Als das Faxgerät tackerte,
stand Rico daneben. Widerwillig sah er hin. Ein... aha!... Fahndungsersuchen
der Polizei. Ab und zu kam so was durch. Flüchtig las er: »... zwei Männer...
vermutlich aus Litauen...«
    »Nee!«, murmelte er. »Haben wir
nicht. Und unsere Gäste sind ehrenhaft.«

    Aber sollte mal, dachte er,
einer die Rechnung nicht bezahlen — dann, Herr Kommissar, komme ich gern auf
Sie zurück.
    Das Blatt knisterte, als er es
zusammenknäulte. Es flog in den Papierkorb.
     
    *
     
    »Wollt ihr wirklich mitkommen
zum Mäfär-Block?«, fragte Wespe mit seiner scheinheiligsten Stimme. »Dieser
Henning Lissenfuhl und sein ehemaliger CV-Anzug — ich dachte, das langweilt
euch jetzt.«
    Gaby stemmte bereits die Fäuste
in die Hüften,

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