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Tina Turner - Die Biografie

Tina Turner - Die Biografie

Titel: Tina Turner - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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auch nur im Traum daran, Tina treu zu sein: „Ich hielt sowieso nicht sonderlich viel von Monogamie. Ich wollte das eine nicht für etwas anderes aufgeben. Ich will eine Frau für daheim haben und eine andere Frau für da draußen, das steckt nun einmal in einem Mann so drin.“ (17)
    Und trotzdem – obwohl sie all dies wusste – entschied sich Tina dafür, bei ihm zu bleiben. „ Ich hielt mein Versprechen trotzdem. Ich hatte ja schließlich versprochen, dass ich für ihn da sein würde“, erinnert sie sich. (12) War Tina Turner bloß blind vor Liebe, ein „fool in love“ und Ike hoffnungslos verfallen? In vielerlei Hinsicht war sie das. Aber sie wusste auch nicht, wohin sie gehen sollte, wenn sie ihn verließ. Ike war nicht nur der Mann, der sie quälte und schlug, er war auch der Mann, der aus ihr einen Gesangsstar machte. So blieb sie also und verfing sich nach und nach immer mehr in seinem Netz. Von nun an wusste sie, dass sie ihn eines Tages verlassen würde – falls sie lange genug überlebte.

Auf der Basis ihrer paar wenigen ersten Hitsingles nahm Ike 1963 drei sehr ähnliche „Ike & Tina“-Alben bei Sue Records auf. Dabei handelte es sich um Dynamite (mit „It’s Gonna Work Out Fine“, „A Fool In Love“, „Poor Fool“, „I Idolize You“ und „Letter From Tina“), Don’t Play Me Cheap (mit „Love Letters“ und „Don’t Play Me Cheap“) und It’s Gonna Work Out Fine (worauf „It’s Gonna Work Out Fine“, „Poor Fool“ und „Foolish“ zu hören waren). Die Alben begannen sich hinsichtlich ihres musikalischen Inhalts zu überschneiden.
    Paradoxerweise waren die Songs, die Ike Turner für Tina in jener Zeit schrieb, alles Stücke, in denen sie diesem Mann ihre unsterbliche, irrationale Ergebenheit gestand. Das muss wohl für Ike, der sich für einen ziemlichen Frauenhelden hielt, der absolute Egotrip gewesen sein. In „I Idolize You“ liegt Tina ihm zu Füßen. In „Letter From Tina“ singt sie darüber, wie ihr Mann jeden ihrer Schritte überwacht und wie freudig sie dazu bereit ist, ihren eigenen Willen für ihn aufzugeben. In „It’s Gonna Work Out Fine“ beschreibt sie, mit welcher Freude es sie erfüllen würde, ihn zu heiraten. Nichts hätte der Wirklichkeit weniger entsprechen können. Mit Ike verheiratet zu sein, ähnelte eher einer Gefängnisstrafe als einer Liebes­beziehung.
    Von vielen Künstlern hört man, wie sie sich auf ihre Bühnenauftritte vorbereiten. Manche meditieren oder beten dafür, dass ihr Auftritt gut gelingt. Andere sammeln sich geistig und konzentrieren sich, bevor der Vorhang aufgeht, in aller Stille. In Tina Turners Leben ging es jedoch ganz anders zu. Sie lebte in ständiger Angst davor, was Ike wohl mit ihr vor oder nach dem Konzert machen würde. Die Zeit, in der sie auf der Bühne stand, das waren die einzigen Stunden, in denen sie sich wirklich in Sicherheit wusste.
    Die Realität sah so aus, dass Ike Tina vor den Konzerten häufig verprügelte und dann von ihr erwartete, dass sie den Abend über singen würde, als wäre nichts geschehen. Nun ja, man könnte rational damit argumentieren, dass es zumindest ein Konzert gewesen sein muss, das sich für Tina auszahlte, bei dem sie sicherlich selbst viel Geld verdiente. Man würde ganz sicher davon ausgehen, dass dem so war – und sie sich einfach etwas Geld zusammensparen konnte, um sich dann letztendlich ihre Freiheit zu erkaufen. Aber in Wahrheit bekam Tina nie etwas von dem Geld zu sehen. Von ihr wurde erwartet, dass sie Ike von vorne bis hinten bediente, mit ihm schlief und sich von ihm verprügeln ließ, wann immer er dies für angebracht hielt, und dabei – so als wäre alles in Ordnung – den glamourösen und energiegeladenen Star der Show spielte. Doch sie bekam keinen Cent für ihre Arbeit, nichts, was sie für ihre psychischen und physischen Qualen entschädigt hätte. Ike hatte ihr Leben und ihr Umfeld total unter Kontrolle. Sie durfte noch nicht einmal eigene Freunde haben. Auf diese Weise machte er jede Flucht für sie unmöglich. Er sorgte dafür, dass sie keinen Ort hatte, an den sie hätte fliehen können.
    Als ihr erster Vertrag bei Sue Records ausgelaufen war, begann Ike damit, wie wild Platten auf den Markt zu werfen, wobei er sich von verschiedenen Plattenfirmen für einzelne Alben Vorschüsse geben ließ. 1964 brachten sie ein Album mit dem Titel Get It bei Ceno Records heraus (das auch als Her Man, His Woman bei Capitol Records erschien). Dann kam eine ganze Reihe

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