Tina Turner - Die Biografie
wurden neue Mädchen nur deshalb bei den Ikettes aufgenommen, weil Ike sie dann verführen konnte.
Nur ein einziges Mal gab es eine weiße Ikette – und die wurde später dann auch zu einem echten Rockstar. Sie ist unter ihrem späteren Ehenamen bekannt: Bonnie Bramlett. Ende der 1960er heiratete Bonnie Delaney Bramlett und sie gründeten ihre eigene Gruppe: Delaney & Bonnie & Friends. Zu den „Freunden“ zählten auf ihren Alben solche Rockgrößen wie Eric Clapton, Dave Mason, Leon Russell und Rita Coolidge. Als Bonnie Sheridan war sie mehrere Staffeln lang ein reguläres Mitglied der Besetzung der quotenstarken Fernsehsendung Rosanne. In den 1990ern nahm die Tochter von Bonnie und Delaney, Bekka Bramlett, Stevie Nicks Platz bei Fleetwood Mac ein.
Bereits in den frühen 1960ern hatte Bonnie eine unglaubliche und beseelte Stimme – vor allem für eine weiße Bluessängerin. Sie war ein großer Fan der R&B-Musik, besaß ein tolles Sangesorgan und liebte es zu singen. Als junges Mädchen zog sie mit den Kings of Rhythm von einem Club zum anderen, damals, als diese vornehmlich in St. Louis Konzerte gaben. Zu jener Zeit trat sie noch unter ihrem Geburtsnamen auf: Bonnie Lynn O’Farrell.
Als eine der Ikettes plötzlich die Gruppe verließ, wurde Bonnie in letzter Minute engagiert. Leider blieb sie nur sehr kurz bei den Ikettes. Damals spielte die Ike & Tina Turner Revue viele Einzelkonzerte in dem als „Deep South“ bekannten Teil der USA, wo in den 1960ern die als „Jim Crow-Laws“ bekannten Rassentrennungsgesetze noch sehr ernst genommen wurden. Wenn sie in einem weißen Club spielten, wurde sie auf der Bühne von betrunkenen Gästen beschimpft. Bei einem Konzert in Kentucky trug die blonde Bonnie Bräunungscreme auf ihr Gesicht und ihre Arme auf, damit ihre Haut dunkler wirkte. Selbst mit einer Perücke sah sie aus wie eine weiße Frau mit sehr orangefarbener Haut. Der letzte Vorfall ereignete sich auf der Autobahn, als ein Auto voller betrunkener weißer Rassisten versuchte, Ikes Cadillac von der Straße zu drängen, und die Leute dabei noch schrien, Bonnie sei eine „Nigger-Braut“. Danach entschied man im gegenseitigen Einvernehmen, dass sie nicht mehr Teil der Band sein sollte. Doch Bonnie zeichnete sich fortan dadurch aus, die erste und einzige weiße Ikette gewesen zu sein.
Zu jener Zeit entdeckte Ike eine andere Frau, die er zu den Ikettes holen wollte. Sie hieß Ann Thomas und war wunderschön. Leider konnte sie überhaupt nicht singen. Ike kam auf die Idee, Ann zur vierten Ikette in der Gruppe zu machen. Tina machte Anns Bekanntschaft und war ebenfalls der Ansicht, sie wäre eine großartige visuelle Ergänzung der Bühnenshow. Ann Thomas wurde bekannt als „die nicht-singende Ikette“ der Gruppe.
Es dauerte nicht lange, bis Ike und Ann Thomas regelmäßig miteinander schliefen. Mehr als einmal passierte es, dass Tina ins Zimmer kam und sah, dass Ike und Ann gerade Sex hatten, woraufhin sie den Raum leise wieder verließ. Tina hatte überhaupt keine Lust darauf, mit Ike zu schlafen, und fand es deshalb besser, dass er anderweitig beschäftigt war und nicht sie damit belästigte.
Bald schon erwartete Ann Thomas ein Kind von Ike. Dies war eine weitere Sache, mit der Tina gut fertig wurde. Irgendwie schien Tina damals nur ihre Zeit abzusitzen und begierig auf eine Möglichkeit zu warten, aus diesem tretmühlenartigen Leben, in dem sie gefangen war, auszubrechen. Ike behandelte Ann Thomas nicht anders als Tina, sondern schlug sie ebenfalls, wenn ihm irgendetwas an ihr missfiel.
Wenn die Ike & Tina Turner Revue ein Konzert gab, schickte Ike Tina danach für gewöhnlich in ihr gemeinsames Hotelzimmer. Dann ging er los und feierte mit der Band, den Ikettes oder mit einer der Frauen, die er sich zu seiner Unterhaltung an diesem Abend organisiert hatte, die ganze Nacht lang. Tina stand Abend für Abend auf der Bühne, war der Star der Show und dabei die einzige, die keinen Spaß hatte. Ike erlaubte ihr nie, zu diesen Partys zu gehen. Später erinnerte sie sich: „Die Partyräume wurden zu Partysuiten. Ich war eifersüchtig und verletzt. Aber ich konnte nichts dagegen sagen, niemand konnte Ike etwas sagen. Denn man wusste ja, was er dann machen würde.“ (4)
Als sie wieder zurück in Los Angeles waren, zog ein weiteres Mädchen namens „Ann“ in eines der Zimmer von Ike und Tinas Haus. Sie hieß Ann Cain und Tina war froh darüber, dass sie da war und ihr dabei half, sich um die Kinder zu
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