Tina Turner - Die Biografie
schichtete er die einzelnen Tonspuren übereinander. Diese Aufnahmetechnik nannte er „Wall of Sound“ (Klangmauer). Es handelte sich dabei um eine kostspielige und einzigartige Methode, die seitdem als legendär gilt.
Da Spector selbst einst als Sänger angefangen hatte, wusste er großartige Stimmen sehr zu schätzen. Als er Tina bei der TNT Award Show singen hörte, stand für ihn fest, dass er sie in seinem Studio produzieren musste.
Bob Krasnow erzählt, sein Telefon habe geklingelt und „Phil Spector war dran. Dieser fragte: ‚Ihr habt doch Ike und Tina bei euch unter Vertrag, oder?‘ Ich antwortete: ‚Ja, das stimmt.‘ Daraufhin meinte er: ‚Ähm, na ja … ich will eine Platte aufnehmen. Mit Tina.‘“ (4)
Spector bestand vehement darauf, dass Ike nichts mit den Sessions zu tun haben sollte, die er vorhatte zu produzieren. Krasnow stellte den Kontakt zwischen Spector und Ike Turner her. Sie wurden sich handelseinig: Phil bezahlte Ike 20.000 Dollar dafür, dass Tina sich in seine Dienste stellte. Phil würde den größten Teil des Albums selbst produzieren, aber es musste fünf von Ike produzierte Songs enthalten. Die Songs, die Ike beisteuerte, waren Versionen von vier Ike & Tina-Hits, die stärker Richtung Pop gingen, und ein von ihm neu komponiertes Stück. Bei den neu aufgelegten Songs handelte es sich um „I Idolize You“, „A Fool In Love“, „Such A Fool For You“ und „It’s Gonna Work Out Fine“. Ikes Neukomposition hieß „Make ‚Em Wait“. Es waren exzellente Versionen dieser Songs, was insbesondere auch auf die rockigere Version von „Such A Fool For You“ zutraf, die darauf zu hören war. Ikes Stimme war als Sprechgesang auf der neuen Version von „It’s Gonna Work Out Fine“ und als Backgroundgesang bei „Make ‚Em Wait“ zu hören.
Es waren jedoch die sieben neuen Songs, die Phil Spector für Tina produzierte, die etwas wirklich Neues und Einzigartiges darstellten. Tina war begeistert und empfand es als Kompliment, dass Spector sie um ihre Dienste bat, denn: „Niemand wollte damals, dass ich singe. Ich sollte immer nur schreien und herumkreischen.“ (5)
Unter den Stücken, die Phil mit Tina aufnahm, waren die kraftvollen Balladen „Every Day I Have To Cry“ und „I’ll Never Need More Than This“. Er wählte auch zwei Klassiker des R&B aus, die Tina singen sollte, und zwar den Hit „Save The Last Dance For Me“ von den Drifters und „A Love Like Yours“ von Martha Reeves & The Vandellas. Die „Klangmauer“-Technik, die zu Spectors Markenzeichen geworden war, macht diese Songs zu den aufregendsten Tina Turner-Aufnahmen der gesamten 1960er Jahre.
Doch der Erfolg des Albums hing vor allem von einem Song ab, der dazu vorbestimmt war, zu einer echten Tina Turner-Hitsingle zu werden, ein Stück namens „River Deep – Mountain High“. Es wurde von Phil gemeinsam mit Ellie Greenwich und Jeff Barry geschrieben. Ein kraftvoller und kerniger R&B-Song, der es Tina wirklich erlaubte, ihr Stimmvolumen voll auszuschöpfen. Für dieses Lied allein soll Phil über 22.000 Dollar ausgegeben haben, denn es sollte ja schließlich zu einem seiner musikalischen Meilensteine werden. Und in vielerlei Hinsicht wurde es das auch: Publikum und Kritiker mochten den Song sofort.
Phil Spector spielte „River Deep – Mountain High“ Tina persönlich vor. In der britischen Musikzeitschrift New Musical Express berichtete sie: „Ich war von dem Jeff Barry/Ellie Greenwich/(Phil) Spector-Song, als ich ihn zum ersten Mal hörte, schlicht überwältigt. Phil sang ihn mir zur Gitarre vor und ich liebte dieses Stück sofort. Dann nahm er die Instrumentalspuren auf. Wow! Durch Jack Nitzsches Arrangement hörte sich das noch einmal ganz anders an!“ (20)
Man teilte Tina mit, sie würde die Songs, die Phil mit ihr aufnehmen wollte, zwei Wochen lang täglich von 12 Uhr bis 14 Uhr proben. Eine Sache gefiel ihr daran ganz besonders, und zwar, dass Ike nicht mit dabei sein würde. Ike „erlaubte“ ihr, allein zu Phils Villa zu fahren. Zum ersten Mal in ihrer Gesangskarriere fühlte sich Tina wirklich wie eine professionelle Musikerin. Sie steckte ihr ganzes Herzblut in dieses Projekt.
Tina staunte ganz schön, als sie Phils Villa einen ersten Besuch abstattete. Per Türsummer wurde ihr die Gartenpforte geöffnet und sie gelangte auf das Grundstück. Sie musterte die hohen Decken und die Wendeltreppe. Spector hatte einen Beo in seinem Haus, und während Tina auf Phil wartete, sprach
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