Tina Turner - Die Biografie
zu erkennen, wenn jemand Talent hatte.
George Harrison zufolge, einem Beatle, der gute Musik erkannte, wenn er sie hörte, ist „‚River Deep – Mountain High‘ eine von Anfang bis Ende perfekte Platte – die könnte man gar nicht besser machen.“ (21)
Obwohl sie heute als Klassiker gilt, hielt man Tinas Aufnahme von „River Deep – Mountain High“ damals in Amerika für einen echten Reinfall. Tina meinte dazu: „Der Song war zu schwarz für Pop-Radiosender und ging für schwarze Radiosender zu sehr in Richtung Popmusik.“ Aber, so musste sie zugeben: „Er zeigte den Leuten, was in mir steckte.“ (1)
Das Lied schaffte es in den USA nur auf Platz 88. Interessanterweise wurde „River Deep – Mountain High“ 1970, als es von den Supremes & The Four Tops aufgenommen wurde, in den USA dann zu einem echten Pophit, der auf Platz 14 landete. Doch für Ike & Tina sollte er 1966 der amerikanische Superhit sein, der doch keiner wurde.
Paradoxerweise sprach man „River Deep – Mountain High“ in den USA so gänzlich jede Hitqualität ab, dass das gleichnamige Album in den Staaten gar nicht erst veröffentlicht wurde. Es erschien stattdessen damals nur in Europa. In Amerika erlebte es erst 1969 sein Debüt. Da kam es bei A&M Records heraus und landete auf Platz 102 der Billboard-Albumcharts.
Doch als es die Single in jenem Sommer in Großbritannien auf Platz drei schaffte, gelangten sie quasi über Nacht zum Erfolg. Da „River Deep – Mountain High“ in Europa so erfolgreich war, gab es ganz plötzlich ein riesiges Interesse an Ike & Tina Turner und ihrer ausgefeilten Revue.
Auf der anderen Seite des Atlantiks gehörten die Rolling Stones zu den größten Fans des Ike & Tina-Sounds. Im Herbst 1966 stand den Stones eine Großbritannien-Tournee bevor und sie waren der Ansicht, dass die Ike & Tina Turner Revue perfekt dazu passen würde.
Mit einem Eröffnungskonzert in der Royal Albert Hall begann am 23. September 1966 die „The Rolling Stones ‚66“-Tournee durch Großbritannien. Mit auf dem Programm standen an jenem Abend die Yardbirds, Long John Baldry und die Ike & Tina Turner Revue. Tina weiß noch, wie sie aus ihrer Garderobe in der Albert Hall herauskam und Jeff Beck, dem Gitarristen der Yardbirds, dabei zuhörte, wie er, an eine Wand gelehnt, ein meisterhaftes Gitarrensolo hinlegte. Auch Ike war von der Kunstfertigkeit der Musiker, denen er auf dieser Reise begegnete, beeindruckt. Sie waren bei zwölf Tourneekonzerten der Rolling Stones dabei. Das letzte fand am 9. Oktober 1966 im Gaumont Theater in Southampton, Hampshire, statt.
Auf dieser Tournee lernte Tina Turner zwei Fans und Kumpels kennen, mit denen sie eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte: Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones. Über die Jahre sind sie zu zwei ihrer besten Freunde und größten Förderer geworden, die ihr stets die Treue gehalten haben.
Ike und Tina machte die Tournee unheimlichen Spaß. Sie hatten sich so daran gewöhnt, darauf reduziert zu werden, im Rahmen des sogenannten „Chitlin Circuit“ in den Musiktheatern der amerikanischen Schwarzen aufzutreten, dass sie ganz vergessen hatten, wie großartig es war, in den großen Veranstaltungssälen Konzerte zu geben. Tina sagte dazu: „Es machte einfach Spaß. Es war fantastisch. Das erste, was mir dort passierte, war, dass Mick Jagger ohne anzuklopfen in die Garderobe kam und sagte: ‚Ich liebe es, euch Mädchen tanzen zu sehen.‘ Das waren seine ersten Worte. Ich wusste nicht, wer er war. Und später dann machte uns Ike miteinander bekannt, woraufhin er oft in die Garderobe kam. Wir waren immer darauf vorbereitet, da wir nie wussten, wann er hereinkommen würde. Aber so war – und ist –er eben, der Mick.“ (16)
Tina erinnert sich daran, wie sie Mick das erste Mal bei einem der Konzerte hinter der Bühne beobachtete. „Ich sah diesen Jungen mit dieser sehr bleichen Gesichtshaut und diesen unheimlich dicken Lippen in der Ecke stehen. Noch nie hatte ich einen Weißen mit solch dicken Lippen gesehen. Ich wusste nicht, wer er war und welcher Rasse er angehörte“, erzählt sie lachend. (5)
Sie war überrascht, als sie erfuhr, dass er einer ihrer größten Fans war. „Mick Jagger erzählte mir, dass er hinter den Kulissen stand und sich die Show ansah“, sagt Tina. „Er sagte, dass er im Grunde danach anfing, auf der Bühne zu tanzen und sich zu bewegen. Ich glaube, ihn hatte unser Auftritt inspiriert, da von den Mädchen und mir so
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