Tina Turner - Die Biografie
viel Energie ausging und wir uns so viel bewegten. Mick gefielen außerdem Ikes Sound und sein Stil, englische Künstler mögen ja Bluesmusik.“ (10)
Und Tina fiel bei Jagger sehr bald etwas auf: „Er mochte schwarze Frauen, er turtelte gerne mit ihnen herum.“ (5)
Keith Richards hat ähnlich liebevolle Erinnerungen daran, wie er Tina bei dieser Tournee zum ersten Mal traf. „Wenn man Tina zum ersten Mal sieht, ist das einfach irre“, behauptet er. „Sie wirkt so mutig und so dynamisch! … Tina sah toll aus, außerdem wusste sie sich zu bewegen und besaß noch dazu diese Stimme. Normalerweise kann man entweder singen, weiß aber nicht, sich vernünftig zu bewegen, oder man sieht eben gut aus, kann aber nicht singen. Wie ist es nur möglich, dass jemand so viel auf einmal kann? Bei Tina ist das der Fall – sie kann das einfach alles.“ (5)
Richards war überrascht, wie aufregend Ikes & Tinas Show war. Er meinte dazu, es war „für uns wie eine Art Schule. Wir waren nur eine kleine Bluesband. Von der ganzen Bühne nutzte Mick nur einen etwa 75 Quadratzentimeter großen Fleck in der Mitte.“ Dann kamen Ike und Tina und all die langbeinigen Ikettes dazu und plötzlich waren Richards, Jagger und ihre restliche Band umgeben von „all diesen wunderschönen schwarzen Mädels, die in Paillettenkleidern hinter der Bühne herumliefen, und diesen fantastischen Musikern, von denen man so viel lernen konnte. Wir machten da (auf der Bühne) unser Bisschen und dann schauten wir Ike, Tina und den Ikettes zu und sagten: ‚Wow, das ist Showbusiness!‘ Durch sie merkten wir, dass man mehr machen muss, als einfach nur dazustehen und Gitarre zu spielen.“ (5)
Keith weiß noch, wie tief beeindruckt er von Ikes & Tinas gesamtem „Showbusiness“-artigen Auftritt war. Nicht nur vom musikalischen Standpunkt aus gesehen war das Ganze sehr aufregend, sondern auch der visuelle Eindruck war sehr überzeugend und sehr mitreißend. Für ihn ist es eine unumstößliche Tatsache, dass die Band allein durch Tina überhaupt so etwas Besonderes war: „Für mich war das alles Tina Turner. Ike sah das anders. Seinem Verständnis nach war er eine Art „Svengali“, der die Songs schrieb. Er war der Produzent und Tina sein Mittel zum Zweck. Er sah sich selbst als Phil Spector, als die treibende Kraft, die hinter dem Star steckte. Ich sah ihn noch bei vielen Dingen als die treibende Kraft. Hier erlebte ich zum ersten Mal, wie ein Mann einem anderen Mann aus seiner eigenen Band eins mit der Pistole überzog. Ike führte sich echt wie ein gottverdammter Zuhälter auf.“ (5)
Tina erinnert sich noch, wie Mick sie darum bat, ihm hinter der Bühne Tanzunterricht zu geben, damit sie ihrer Band mehr Leben einhauchen konnten. „Er sagte: ‚Ich mag es, wie ihr Mädels tanzt. Wie macht ihr das?‘ Wir standen alle mit Mick zusammen auf und machten so Sachen vor und lachten, denn sein Rhythmus und seine Hüften und wie er sich bewegte, das war alles komplett falsch. Es war nicht so, dass wir ihm offiziell etwas beibrachten. Es war kein Tanzunterricht. Das machten wir hinter der Bühne, wir spielten ein bisschen herum, denn auf der Bühne spielte er bloß Tamburin. Er tanzte da noch nicht einmal. Das war im Jahr 1966. Danach kam Mick nach Amerika und tanzte den Pony-Dance. Und wir alle dachten, dass wir das ja hinter der Bühne gemacht hatten. Naja, ich erzählte den Leuten nicht, dass ich es ihm beigebracht hatte. Ich sagte, wir hätten in den Pausen nur herumgesessen und uns gut amüsiert.“ (5) Tina zeigte Mick Jagger den Pony-Dance und noch ein paar weitere Tänze und seit dieser Zeit gilt sie als die Frau, die Jagger das Tanzen gelehrt hat.
Richards war auch davon beeindruckt, wie warmherzig er sie immer erlebte. „Männer sprachen immer über ihr Image, was das Sexuelle anging, sie redeten über sie als Frau“, erklärt er. „Aber die Tina, die ich kannte, war anders. Tina war jemand, der sich um dich kümmerte. Wenn wir auf Tour waren, wurde immer jemand krank und sie sagte dann: ‚Pass auf dich auf, du bist erkältet, nimm Wick Vaporub, lass deinen Schal um, knöpf deinen Mantel zu.‘ Ich sah sie als eine Art Lieblingstante oder gute Fee. Ich hatte immer ein ganz anderes Bild von Tina, sie kam mir vor wie eine Art Mutter Natur, die über alles wacht.“ (5)
Die Europareise war eines der besten und gewaltigsten Ereignisse, das ihnen in ihrer langen Karriere widerfahren war. Aufgrund des Erfolges von „River Deep – Mountain
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