Tina Turner - Die Biografie

High“ in Großbritannien gelangte in jenem Jahr eine der Singles, die sie zuvor bei den Warner Brothers Records aufgenommen hatten und die den Titel „Tell Her I’m Not Home“ trug, auf Platz 48 der britischen Popcharts.
    Als sie in London waren, traten Ike & Tina in der britischen Fernsehshow Ready, Steady, Go! auf. Unter den Produzenten der Show war auch eine Frau namens Vicki Wickham. Vicki war immer eine sehr herzliche und kreative Frau und hatte sehr viel mit den Karrieren von Dusty Springfield und Patti LaBelle & The Bluebelles (Sarah Dash, Cindy Birdsong und Nona Hendryx) zu tun. Tina wurde von Ike immer so behütet und beobachtet, dass sie nie das Recht hatte, eigene Freunde kennenzulernen. In London hatte Ike aber viel allein zu erledigen, wodurch Tina sich mit Vicki anfreundete und sie Zeit miteinander verbringen konnten. Ihr gestand sie, was für ein unglückliches Leben sie führte.
    Vicki Wickham nahm Tina mit zu einer Wahrsagerin in London. Um die Zukunft vorauszusagen, bediente sich diese Frau der Technik des Kartenlegens. Hierbei eröffnete sich für Tina eine Welt, von der sie zuvor immer nur geträumt hatte. Die Hellseherin behauptete, Tina sei dazu bestimmt, einmal zu einem der größten Stars auf der ganzen Welt zu werden, wohingegen es mit ihrem Partner bergab gehen werde.
    Nachdem ihre Konzertreihe in Großbritannien beendet war, flogen Ike & Tina nach Deutschland und Frankreich, um dort einige Male im Fernsehen aufzutreten und sich mit der Presse zu treffen. Tina war auf einmal klar geworden, dass es auch außerhalb der USA noch eine weite Welt gab. Besonders beeindruckt war sie von Frankreich, wo sie sich während ihres Aufenthaltes sehr wohl fühlte.
    Auf der Tatsache basierend, dass sie nun plötzlich in Europa Erfolg hatten, schaffte es Tinas Version von „A Love Like Yours“ 1966 auf Platz 16 der britischen Charts. Tina sagte dazu: „Es gelang uns, die Ketten zu sprengen, die uns davon abgehalten hatten, ein Massenpublikum zu erreichen.“ (1)
    Tina zufolge war dies auch die Zeit in ihrem Leben, in der sie sich darüber klar wurde, dass sie Ike Turner nicht mehr liebte. Und dennoch blieb sie mit ihm zusammen. Sie dachte die ganze Zeit, dass sie, wenn sie einen Riesenhit landete, fähig sein würde, ihn endgültig zu verlassen. „Nach sieben Jahren – den sieben Jahren, die ich mit Ike zusammen war, merkte ich, wie mein Leben war, und dachte darüber nach, wie schlimm es eigentlich war, verhielt mich Ike gegenüber aber sehr loyal, da er in der Anfangszeit sehr gut zu mir gewesen war“, erklärte sie. (12)
    Rhonda Graam, die als Ikes und Tinas Tourneemanagerin arbeitete, erinnert sich: „Sie hatte höllische Angst vor ihm – und die hatte jeder in seinem Umfeld, in seiner kleinen Sekte. Er schien die Leute unter Kontrolle zu haben.“ (5)
    Als Tina und Ike in Paris waren, wollte Ike unbedingt Zeit für sich haben, weshalb er ihr Geld gab, um einkaufen zu gehen. Bei ihren Spaziergängen durch die Straßen von Paris fing Tina wieder an, sich lebendig zu fühlen. Ihr zufolge wurden die Shoppingtouren ihre einzige Flucht vor dem, was sie „Ike und seine furchtbare Welt“ nannte. (4)
    Als das gesamte Team in die Staaten zurückkehrte, sollte die Band in der Weihnachtswoche des Jahres 1966 im Galaxy Club in Hollywood auftreten. Das Jahr ging zu Ende, aber die Worte der Londoner Wahrsagerin hatte sie noch immer im Ohr: Aus ihr sollte einer der größten Stars überhaupt werden, während es bei ihrem Partner bergab ging. Diese Prophezeiung sollte tatsächlich wahr werden. Aber das würde noch 20 Jahre dauern.

1967–1970 waren Ike & Tina Turners goldene Jahre, die kreative Hochzeit der Band. Zudem waren dies Tinas wildeste Jahre. Wenn sie auf der Bühne stand, tanzte sie mit ungezügelter Ausgelassenheit – oft im Gleichklang mit den ebenso langbeinigen Ikettes. Sie trug kurze Miniröcke und warf ihren Kopf zurück, so dass ihre lange Mähne wie vom Sturm zersaust hinter ihr herwehte. Tina und die Ikettes präsentierten wilde Schrittkombinationen, die auf das Publikum eine große Faszination ausübten. Hinter Tina in ihren Stöckelschuhen und den Backgroundsängerinnen stand ein stoischer und ernst dreinblickender Ike. Er war der Gitarrist und Bandleader der von ihm zusammengesetzten äußerst leistungsstarken Band. Er brachte seine Musiker dazu, ihr Bestes zu geben, während Tina gnadenlos das Rampenlicht beherrschte. Wenn man sie einmal live gesehen hatte, wusste man, was das