Tina Turner - Die Biografie
gab ihr Bestes und spielte gekonnt die Rolle eines portugiesischen Hausmädchens. Robbie erzählte sie, dass niemand außer ihr zu Hause sei. Als Tina aus dem Fenster schaute, sah sie Ike und seinen Rolls Royce und fünf oder sechs Autos voller Leute, die von ihrer Aufmachung her alle gut in einen Shaft - oder Superfly -Film gepasst hätten. Ike trug Stiefel und einen Overall und schien darauf zu hoffen, Tina mit Gewalt wieder zu sich zurückholen zu können.
Tina und Anna Maria riefen die Polizei. Als sie kam, erklärte Tina den Polizisten, wer sie war, und klärte sie darüber auf, dass es sich bei dem Mann im Overall um Ike Turner handele und sie nicht vorhabe, zu ihm zurückzugehen. Die Polizei brachte ihn dazu, das Grundstück zu verlassen, da die Besitzerin darauf beharrte.
Obwohl sie an jenem Abend alle wegfuhren, war Ike Tinas Aufenthaltsort nun bekannt. Er rief Maria Booker an und bat sie darum, ein Treffen zwischen ihm und Tina zu veranlassen. Zu jenem Zeitpunkt fühlte Tina sich sehr stark und selbstbewusst und willigte daher ein. Sie war es leid, ständig weiter auf der Flucht zu sein.
Ike kam in einem Auto mit Chauffeur bei Anna Maria an. Tina stieg zu ihm in den Wagen. Ihren Schilderungen zufolge nestelte Ike, während er mit ihr sprach, nervös an seinem Hut herum. Diesmal würde er nicht wagen, sie anzufassen – das wusste sie. Bei diesem Treffen ließ sie ihn wissen, dass sie niemals zu ihm zurückkehren würde. Das Thema sei für sie ein für alle Mal erledigt. So fuhr er sie zurück zu Anna Maria.
Zwei Tage nach dem Treffen schickte er alle vier Jungen zu Tina. Sie sollten bei ihr leben. Die Kinder kamen mit Sack und Pack und samt Haustieren bei ihr an. Dann schickte er ihr über 1.000 Dollar. Das war genug Geld, um einen Monat lang ein Haus zu mieten. Tina wusste, dass das nur ein Trick von ihm war. Eine Sache machte ihr Leben jedoch noch zusätzlich schwierig: Da sie diejenige war, die juristisch gesehen ihren Konzertverpflichtungen nicht nachgekommen war, landeten die Klagen nun in ihrer Post. Sie wurde für die ausgefallenen Konzerte haftbar gemacht.
Tina setzte sich mit Rhonda Graam in Verbindung und fragte sie, ob sie ihr helfen könnte, wieder etwas auf die Beine zu stellen. Rhonda spielte nun ihre Buchungsagentin und begann damit, Tina Auftritte in Fernsehsendungen zu verschaffen, in denen sie allein, ohne eine Band auftreten konnte. So verdiente sie ihr Geld, indem sie bei TV-Spielshows wie Hollywood Squares und einer Reihe von Variety-Shows wie der Cher -Show auftrat. Seit Cher ihren Mann Sonny verlassen hatte, fühlte sie sich mit Tina auf gewisse Art verbunden. Tina trat auch in der Donnie and Marie Osmond Show , der Brady Bunch Variety Show und in einem Revival von Laugh In auf. Tina Turner fing mit ihrer Karriere noch einmal ganz von vorne, ganz unten, an.
Nachdem sie sich jahrelang wie gefangen und völlig isoliert gefühlt hatte, wurde Tina nun langsam klar, dass sie einige echte Freunde hatte, die sie sehr unterstützten. Als eine ihrer engsten Verbündeten erwies sich Ann-Margret.
Diese erinnert sich noch gut an damals: „Wir verbrachten mehr Zeit miteinander. Sie und ihre Assistentin Rhonda kamen oft zu uns zum Abendessen. Und Roger und ich gingen auch zu ihr nach Hause. Einmal sagte sie, wie toll sie ein bestimmtes Kleid fand, das Bob Mackie für eines meiner TV-Specials geschneidert hatte. Ich schenkte es ihr. Roger und ich glaubten fest an Tina als Menschen und als Performerin und wir wollten alles dafür tun, damit sie ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstachtung wiedererlangte. Seit damals sind wir befreundet.“ (24)
Ursprünglich hatte Tina bereits wenige Wochen nach den Auseinandersetzungen in Dallas die Scheidung eingeleitet. Der Scheidungsantrag war von Nate Tabor am 27. Juli eingereicht worden. Dort wurde von „unüberbrückbaren Differenzen“ gesprochen. Als Ike Tabor dann mit dem Leben bedrohte, zog sich dieser aus der Sache zurück. Ann-Margrets Mann Roger Smith machte Tina daraufhin mit Arthur Leeds von der Kanzlei Gottlieb, Locke and Leeds bekannt.
Die Scheidungsklage, die sie einreichten, überraschte alle. Obwohl sie nach kalifornischer Gesetzeslage ein Anrecht auf den „gemeinsamen Besitz“ hatte, der während ihrer Ehe erworben worden war, war sie gar nicht darauf aus, 50 Prozent von allem, was Ike gehörte, zu bekommen – das wäre der Anteil gewesen, der ihr zugestanden hätte. Sie wollte nur zwei Sachen: ihre Freiheit und ihren Bühnennamen
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