Tina Turner - Die Biografie
den sie gerade erklommen hatte, gefiel ihr. Sie sagte, sie würde in diesem Tempo weitermachen – zumindest, bis sie fünfzig sei. „Ich werde mich auf diese Sache hier konzentrieren. Ich glaube, das ist meine Aufgabe, deswegen bin ich hier. Und ich denke, deshalb werde ich auch noch genauso viel Einfluss haben wie jetzt. Denn wenn man will, dass die Leute einem zuhören, muss man für irgendetwas stehen. Man hört niemandem zu, der einem nichts bedeutet. Man muss schon irgendetwas darstellen, damit Leute einem glauben. Und ich denke, in diesem Prozess stecke ich gerade drin, und wenn ich damit durch bin, werden sie mir zuhören.“ (6)
Laut Roger Davies mochte Tina es überhaupt nicht, wenn sie in der Presse als „Opfer“ der physischen Gewalt bezeichnet wurde, die Ike in ihrem früheren Leben auf sie ausgeübt hatte. „Sie war so lange so unglücklich, dass sie es nicht ausstehen kann, wenn sich alles wieder zu sehr verdunkelt. Sie hasst es, wenn die Leute sie bemitleiden“, so Davies.
Tina selbst erklärte: „Es ist dieses ‚Opfer‘-Ding … Es setzt sich in unseren Köpfen fest und ist dann überall. Und ich denke nicht, dass es auf irgendeine Art gut für uns ist.“ (8)
Sie konzentrierte sich sehr auf ihr persönliches Leben und veränderte sich weiter. „Das Universum besitzt seinen eigenen Rhythmus, und wenn man rezitiert, dann schaltet man sich in diesen Rhythmus ein“, erklärte sie. „Ich führe ein sehr einfaches Leben. Wenn man die ganze Zeit in Limousinen umherreist, will man einfach nur nach Hause und normale Sachen machen.“ (31)
Wenn sie Presseinterviews gab, wurden ihr immer wieder dieselben Fragen gestellt. Eine davon war stets, wie lange sie wohl noch ihr Rock & Roll-Leben in diesem Stil so weiterführen würde. „Die Leute fragen mich ständig, wann ich mal einen Gang runterschalte, und ich antworte ihnen darauf immer nur, dass ich ja gerade erst anfange“, erzählte sie stolz. (29) Dies war der Beginn einer völlig neuen, von Erfolg und Erfüllung geprägten Phase in Tina Turners Leben. Und das Beste stand erst noch bevor …
Tina Turner ist der lebende Beweis dafür, dass der nächste Erfolg nicht lange auf sich warten lässt, wenn man erst einmal überhaupt Erfolg hatte. Dies gilt besonders für das Showbusiness. 1984 und 1985 schien plötzlich alles zu klappen, und zwar gleich multimedial. Auch wenn kein Zweifel daran bestand, dass Tina immer noch derselbe talentierte Mensch war wie in den bisherigen acht Jahren als Solo-Künstlerin, so weitete sich ihr Erfolg im Plattengeschäft nun doch auf einmal auch auf andere Bereiche aus. Kaum war Private Dancer hoch in die Top 10 geschossen und „What’s Love Got To Do With It“ zu einem Nummer Eins-Hit geworden, so schien Tina auch schon überall stark gefragt zu sein. Darüber hinaus wurden die Videos zu diesem Song und zu „Let’s Stay Together“ ständig auf Musikvideo-Sendern weltweit gespielt. Auf diese Weise erfuhr die ganze Welt, dass sie außerdem auch noch unglaublich gut aussah.
Tina schien alle Menschen anzusprechen, gleich welcher Altersgruppe, Nationalität oder Rasse sie angehören mochten. Anscheinend schaffte sie es bei ihren Auftritten bravourös, sowohl ihre überschäumende Energie als auch ihre Spiritualität zu vermitteln, und jedermann schien persönlich davon berührt zu werden. Die raue, jedoch irgendwie auch abgeklärte Art, mit der sie „What’s Love Got To Do With It“ sang, schien auf gewisse Weise alle Menschen gleichermaßen anzusprechen. Es war so, als wäre sie von der Liebe schon einmal verletzt worden und hätte nicht vor, noch einmal in die gleiche Falle zu tappen. Sie sang den Song in einem solchen Brustton der Überzeugung, dass man nicht umhin konnte, von ihm – und seiner Sängerin – begeistert zu sein und sich mit ihm zu identifizieren.
Tinas Schilderungen zufolge sang sie ihre Songs nicht bloß, sondern brachte deren Inhalt auf der Bühne auch zur Darstellung, womit sie jedem einzelnen Stück auf unnachahmliche Art Leben einhauchte. Und jetzt wollte sie sich auch gern der Herausforderung stellen, in einem Film mitzuspielen. Ihre Rolle in Tommy hatte ihr schon sehr großen Spaß gemacht, aber sie sehnte sich danach, noch mehr Erfahrungen vor der Kamera zu sammeln.
Hatte sie vielleicht ein Faible für gefühlvolle oder sentimentale Filme, das, was man allgemein als „typische Frauenfilme“ bezeichnet? Weit gefehlt, das war weiß Gott nichts für sie. Tina schaute sich am
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