Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
große Bitte an dich, Onkel Pelle“, begann Oliver feierlich.
„Ja und? Die wäre?“
„Wir möchten, daß du dir heute abend für uns Zeit nimmst.“
„Oh! Wollt ihr ein kleines Fest veranstalten?“
„So könnte man’s auch nennen. Zunächst aber handelt es sich um einen kleinen Spaziergang. Wir möchten dir etwas zeigen, was dich vielleicht auf die Spur der Fahrraddiebe bringt.“
„Ihr habt eine Spur? Wirklich?“ fragte Pelle wie elektrisiert. „Erzähl!“
„Da ist eigentlich nichts zu erzählen. Wir müssen es Ihnen zeigen“, sagte Tobbi schnell.
Wachtmeister Pelle schaute prüfend von einem zum anderen. Dann lachte er laut auf. „Kapiert. Ihr habt Angst, daß ich euch bei der Jagd nach den Dieben zu Hause lassen könnte und mit meinen Leuten die Spur selbst aufnehmen möchte, stimmt’s?“
„Na ja.“ Oliver schaute die anderen an. Tina, Tini und Tobbi machten die harmlosesten Gesichter der Welt. „Es ist nur wegen... Also, kommst du?“
„Und ob ich komme! Um wieviel Uhr?“
„Sagen wir so gegen sieben, okay?“
„In Ordnung. Holt mich oben in meinem Zimmer ab. Bis dann!“
„Das hat geklappt!“ seufzte Oliver erleichtert, als Pelle in sein Büro zurückgekehrt war. „Einen Augenblick befürchtete ich schon, er würde nicht ruhen, bis er alles, was wir wissen, aus uns herausgelockt hätte. Er kann manchmal sehr beharrlich
sein!“
Die Stunden bis zum Abend zogen sich in die Länge wie weichgekochter Schweizer Käse, sie schienen überhaupt nicht herumgehen zu wollen. Immer wieder schaute der eine oder andere auf seine Uhr, prüfte nach, ob sie nicht vielleicht stehengeblieben war, oder fragte die anderen nach der genauen Zeit.
Was sie auch taten, nichts konnte sie von dem Gedanken an den Abend ablenken. Nicht das köstliche Hühnerfrikassee, das Gustchen gezaubert hatte, nicht das aufregendste Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel und schon gar nicht der traurige Anblick von Pelles Fahrrad, das ohne Sitz im Hof an der Wand lehnte und aussah, als schäme es sich seiner Nacktheit.
Endlich begann es, dunkel zu werden! Da keiner von ihnen es fertigbrachte, beim Abendbrot auch nur einen Bissen zu essen, weihten sie Gustchen schließlich doch in ihr Vorhaben ein. Wachtmeister Pelle würde ja dabeisein, sie brauchte sich also nicht zu sorgen.
Punkt sieben Uhr klopften sie an Pelles Tür, ausgerüstet mit zwei Taschenlampen und einer Vogelstimmenpfeife, an den Füßen Turnschuhe, um sich besser anschleichen zu können.
„Na, dann kann’s ja losgehen. Ich bin gespannt, wo ihr mich hinführen werdet. Ist es weit?“ fragte Pelle, der nicht besonders gern zu Fuß ging.
„Nur bis zum Schloßpark“, sagte Tini leichthin und lächelte ihn aufmunternd an.
Pelle seufzte, sagte aber nichts.
Schweigend machten sie sich auf den Weg. Tina fühlte sich, als hätte sie Grashüpfer zum Abendbrot gegessen. In ihrem Bauch kribbelte und zwickte es vor lauter Aufregung. Würde es klappen? Würden sie die Tigerbande überraschen und festnehmen? Vielleicht hätten sie Pelle doch lieber sagen sollen, was ihn erwartete. Dann hätte er noch ein oder zwei Polizisten zur Verstärkung mitgenommen.
„Halt!“ kommandierte Oliver. „Von jetzt an müssen wir darauf achten, daß wir kein Geräusch machen. Wenn jemand kommt: sofort volle Deckung!“
„Du machst es ja spannend!“ flüsterte Pelle kopfschüttelnd. Er bekam langsam den Eindruck, er solle hier bei einer Art Räuber-und-Gendarm-Spiel mitmachen.
Ungesehen kamen sie bis an den Anfang der Treppe. Hier gingen sie für eine Weile in Deckung. Tobbi wurde ausgeschickt zu erkunden, wie viele von der Bande oben schon versammelt seien. Tina war mit der Vogelpfeife weiter unten am Weg zurückgeblieben, um ihn zu warnen, wenn sich jemand näherte. Aber es blieb ruhig.
Nach einer Weile kehrte Tobbi zurück und drückte sich an Olivers Seite.
„Das können längst noch nicht alle sein“, flüsterte er. „Ich habe vier oder fünf Stimmen erkannt.“
„Vielleicht sind noch ein paar in der Werkstatt? Na gut, warten wir noch ein bißchen.“
Vom unteren Park her erklang der Ruf einer Nachtigall. Tini kicherte. Nachtigall im April! Offensichtlich kannten sich die Mitglieder der Tigerbande nicht so gut in Vogelstimmen aus. In so kühlen Nächten wäre jeder Nachtigall das Lied in der Kehle gefroren.
Kurz darauf hörten sie Schritte. Jemand ging dicht an ihnen vorbei zur Höhle, verharrte eine Weile regungslos, tastete nach dem Schlüssel, schloß auf,
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