Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
Raffinessen, das alle anderen um Längen geschlagen hätte, in einer billigen und schlecht gemachten Kopie im Katalog eines Versandhauses aufgetaucht. Meinen Vater hätte fast der Schlag getroffen. Er war so stolz auf diese Erfindung!“
„Wo werden denn die Pläne für so etwas aufbewahrt?“ erkundigte sich Tobbi.
„Im Tresor natürlich. Und die Männer, die tagsüber an der Entwicklung so eines neuen Typs arbeiten, sind von allen anderen abgeriegelt. Da kommt nicht etwa mal eben eine Putzfrau rein und schaut ihnen über die Schulter — oder eine Sekretärin fotografiert die Pläne im Vorübergehen, während sie den Kaffee bringt.“
„Klar, das kann ich mir denken.“ Tinis Stirn legte sich in tiefe Falten.
„Und von außen?“ fragte Tina. „Vielleicht sitzt jemand in einem Baum oder auf einem Dach und fotografiert die Pläne durchs Fenster?“
„Unmöglich. An der Seite des Hauses gibt es keinen Baum — und auch kein Gebäude gegenüber, auf dessen Dach man steigen könnte.“
„Und ein Fensterputzer?“
„Daran hat mein Vater zuallererst gedacht“, winkte Andreas ab. „Aber die Fenster werden außerhalb der Arbeitszeit geputzt, frühmorgens oder am Samstag, wenn die Tische leer und alle Pläne im Tresor eingeschlossen sind.“
„Hm. Ein wirklich komplizierter Fall.“
„Sag mal“, Tobbi verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blinzelte in die Nachmittagssonne, „warum verlegt dein Vater diese Sitzungen nicht einfach in seine Privatwohnung? Da wäre der heimliche Lauscher doch ausgesperrt?“
„Sie finden bereits in seiner Privatwohnung statt“, meinte Andreas achselzuckend. „Die Sache ist nämlich die, daß wir in der Fabrik wohnen. Das oberste Stockwerk des Verwaltungsgebäudes ist unsere Wohnung. Zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und das Arbeitszimmer meines Vaters. Und Bad und Küche natürlich, die Küche benutzen wir allerdings nur zum Frühstücken. Mittags und abends wird das Essen von der Kantine heraufgebracht.“
„Aha!“
„Gar nicht aha. Das Essen wird von Frau Müller raufgebracht, die ist schon seit zwanzig Jahren bei uns im Betrieb. Ihr Mann ist Portier bei uns. Sie arbeitet in der Kantine und sorgt nebenher für unseren Haushalt. Das tat sie schon, als wir noch die alte Fabrik hatten, zwanzig Kilometer von hier.“
„Und auch da wurde schon spioniert?“ fragte Tina.
„Ja. Aber da war es auch leichter. Alles war sehr altmodisch und nicht so überschaubar wie hier.“
„Keine Aquarien, sondern richtige Zimmer, wie?“ meinte Tini lachend. „Deshalb hat dein Vater seine Angestellten in diese Glaskästen gesetzt.“
„Unsinn, das ist modern!“ wehrte sich Andreas ein wenig beleidigt.
„Schon gut. Aber ich nehme an, er hat die neue Fabrik schon so entwerfen lassen, daß es Spionen unmöglich gemacht wird, ungesehen hineinzukommen.“
„Selbstverständlich.“
„Bleibt also nur einer seiner Getreuen, der ihn heimlich hintergeht“, sagte Tobbi bestimmt.
„Aber gerade das ist völlig ausgeschlossen!“ erwiderte Andreas hitzig. „Ihr kennt sie nicht, es sind alles ganz prima Leute!“
„Ein schwieriger Fall“, seufzte Tini. „Ich gäbe was drum, wenn ich die Lösung wüßte!“
„He, ihr Helden, seht mal auf die Uhr!“ rief Tina plötzlich entsetzt aus. „Wir müßten längst in unseren Zimmern sein und arbeiten! Jetzt aber Tempo!“
Hastig verabschiedeten sie sich von Andreas und liefen um die Wette zum Haus zurück. Immer zwei Stufen auf einmal überspringend hetzten sie die Treppen hinauf. Auf der obersten Stufe blieb Tini wie angenagelt stehen.
„Tina, wir sind die größten Hornochsen der Welt!“ stöhnte sie und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Das Wichtigste haben wir Andreas zu fragen vergessen!“
„Was denn?“
„Ob sein Vater in letzter Zeit eine Torte geschenkt bekommen hat. Eine Torte, die piepst.“
„Na, und wenn schon — was versprichst du dir davon?“
„Das weiß ich selber nicht. Aber es wird mir schon noch einfallen.“
Geheimnisse
„He, Tini!“ Tobbi faßte Tini am Arm und zog sie zur Seite. „Ich muß dich unbedingt mal allein sprechen! Tina darf nichts davon merken!“
Tini zwinkerte dem Freund zu.
„Weiß schon Bescheid — wegen Tinas Geburtstag, stimmt’s?“
„Genau. Komm heute abend runter in den Tischtennisraum, wenn wir mit dem Essen fertig sind. Vielleicht kannst du Moni bitten, Tina irgendwie abzulenken.“
„Mach ich.“
„Was habt ihr denn da zu flüstern?“ Tina
Weitere Kostenlose Bücher