Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
Mai.“
„Dreizehnter Mai — Text: ,Herzlichen Glückwunsch, Tina!“ Richtig so?“
„Genau.“
„Und was für eine Art Torte soll es sein?“
„Schön saftig muß sie sein. Vielleicht eine Schokoladentorte?“
„Hm — wie wär’s mit einer Torte aus einem Schokoladenteig mit Aprikosenmarmelade und Schokoladenbuttercreme gefüllt, Schokoladeglasur und ein paar Marzipanblumen und Kirschen obendrauf?“ Herr Schmitt blinzelte verschmitzt über seine Brille hinweg, die er sich zum Schreiben aufgesetzt hatte. Er wußte doch, was dieses junge Gemüse besonders liebte. Da konnte es gar nicht süß genug sein...
Tini stöhnte vor Wonne bei dem Gedanken an ein solches Wunderwerk.
„Phantastisch! Genau so! Was meinst du, Tobbi?“
Tobbi schluckte, ihm war bei der Vorstellung das Wasser im Munde zusammengelaufen.
„Ja, herrlich!“
Herr Schmitt notierte die Bestellung in allen Einzelheiten, und Tini und Tobbi betrachteten die hinter der Glasplatte des Ladentischs zum Verkauf liegenden Kuchen. Frau Schmitt beobachtete ihre sehnsüchtigen Blicke.
„Na? Wie wär’s mit einer kleinen Stärkung? Ein frischer Krapfen für jeden auf Kosten des Hauses?“
„Wirklich? Toll! Ja, sehr gern!“
Frau Schmitt suchte die am dicksten mit Zucker überzogenen Krapfen heraus und legte sie auf ein kleines Papptablett.
„Da — laßt’s euch schmecken.“
„Danke schön!“
„Vielen, vielen Dank!“
Hm, das schmeckte! Die Krapfen waren noch warm und so saftig, daß Lippen und Kinn von Fett glänzten. Ehepaar Schmitt sah amüsiert zu, mit welcher Wonne Tini und Tobbi in Windeseile die knusprigen Kuchen verzehrten. Als Nachtisch gab es für jeden noch ein Bonbon.
Frau Schmitt nahm das Geld für die Torte an sich, und Tini und Tobbi bedankten sich noch einmal überschwenglich.
„Ich schicke das gute Stück dann mit dem Fahrer rauf zum Landschulheim“, sagte Herr Schmitt, „damit es euch nicht auf dem Transport noch kaputtgeht. Wär’s am zwölften abends recht?“
„Oh, ja, vielen Dank — schreiben Sie auf den Karton nur ,für Tobbi Greiling’, ich sage Frau Dotterwein vorher Bescheid.“
„Wird gemacht, junger Mann. Ihr werdet zufrieden sein mit dem alten Meister Schmitt.“
Draußen vor dem Laden hielt mit quietschenden Bremsen ein Wagen.
„Da isser ja“, knurrte Herr Schmitt zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und sein Gesicht verriet, daß die Zorneswolken sich bereits wieder zusammenzogen.
Herr Ludwig stieg aus dem Wagen und öffnete die Ladeklappe. Mit einem Stapel leerer Backbretter und Tortenplatten verschwand er hinter dem Haus. Herr Schmitt stampfte aus dem Laden, um seinen nachlässigen Gehilfen gleich am Eingang zur Backstube abzufangen und ihm gehörig die Meinung zu sagen. Frau Schmitt verabschiedete sich mit einem hastigen Kopfnicken von Tini und Tobbi und stob hinterher wie eine aufgescheuchte Henne.
„Hui, in dessen Haut möchte ich jetzt nicht stecken“, flüsterte Tobbi, als sie den Laden verließen.
„Was er wohl angestellt hat?“
„Vielleicht hat er Salz statt Zucker in den Kuchenteig getan“, meinte Tobbi kichernd. „Oder die Torten mit Senf gefüllt, statt mit Schokoladenbuttercreme.“
„Um Himmels willen, hoffentlich passiert ihm so ein Fehler nicht mit Tinas Geburtstagstorte. Das wäre ja entsetzlich!“
„Tina würde glauben, wir wären total übergeschnappt. Eine gräßliche Blamage!“
„Nun, zu unserer Beruhigung hat Herr Schmitt uns ja versprochen, die Torte höchstpersönlich herzustellen.“
Tini ging interessiert um den Lieferwagen herum. Herr Ludwig hatte den Laderaum offenstehen lassen, in der Annahme, er würde in weniger als einer halben Minute zurück sein. Daß sein zorniger Chef ihn wegen des verdorbenen Hefeteigs zur Rede stellen würde, konnte er nicht ahnen. Er wußte ja nicht einmal, daß er bei dem Hefeteig das Wichtigste vergessen hatte: die Hefe!
„Na — heute keine piepsenden Torten zu verkaufen?“ spottete Tobbi und sah ihr über die Schulter.
Tini antwortete nicht. Fasziniert starrte sie in das Innere des Laderaums, wo aus dem Dunkel ganz hinten etwas weiß aufleuchtete: die Prachttorte, die sie neulich mit dem merkwürdigen Geräusch so erschreckt hatte.
„Kannst du mal einen Moment Schmiere stehen?“ sagte Tini leise. „Wenn jemand kommt...“
„...piepse ich, okay.“
Tini kletterte auf die Ladefläche und verschwand im Innern des Wagens. Die Regale rechts und links waren leergeräumt, Herr Ludwig hatte
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