Tina und Tini 08 - Das Raetsel der Marzipantorte
einen Kuchen gesehen zu haben. Ihr meint also, der merkwürdige Bäcker würde von seinem Wagen aus unsere Beratungen abhören. Nur wie? Bei genauesten Untersuchungen ist kein einziges Mikrofon entdeckt worden. Nein, nein, ich habe da eine ganz andere Theorie.“
Tina, Tini und Tobbi schauten sich an. Sie hatten sich die Wirkung ihrer Worte ganz anders vorgestellt.
„Aber, die versteckte Abhöranlage, das ist doch höchst verdächtig!“ widersprach Tobbi.
„Ja und nein. Es kann verdächtig sein, es kann aber auch eine ganz natürliche Erklärung dafür geben. Vielleicht ist euer Bäcker Amateurfunker? Vielleicht hat er gar nichts mit der Ausrüstung zu tun, sondern sie gehört seinem Chef?“
„Das glaube ich nicht“, platzte Tina heraus. „Sonst wäre er doch nicht in den Wald gefahren, um dort an seinem Tonband herumzufummeln — und hätte die Flucht ergriffen, als jemand kam.“
Andreas sah, wie den anderen alle Felle davonschwammen. Warum wollte sein Vater nicht einsehen, daß die Entdeckungen der Freunde von größter Wichtigkeit sein konnten?
„Du hast vorhin gesagt, du hättest deine eigene Theorie“, sagte er vorsichtig. „Wie erklärst du dir denn die ganze Sache?“
„Nun, ich möchte das eigentlich für mich behalten. Ich verfolge da eine bestimmte Spur. Aber es scheint mir völlig klar, daß der Verrat nur von einem meiner engsten Mitarbeiter ausgehen kann. Und da das alles Leute sind, die bisher über jeden Zweifel erhaben waren und zu denen ich großes Vertrauen hatte, bin ich in einer sehr schwierigen Lage. Denn ich möchte niemand zu Unrecht verdächtigen, und das kann in einer solchen Situation leicht geschehen. Das ist auch der Grund, warum ich bisher keine Polizei eingeschaltet habe. Aber bald werde ich nicht mehr länger zögern können.“ Herr Ellermann seufzte tief. „Eine polizeiliche Untersuchung im Hause ist wirklich das letzte, was ich mir wünsche.“
„Sie wollen also nicht, daß wir die Spur weiter verfolgen“, fragte Kai.
„Ich weiß nicht, ob ihr euch wirklich im klaren darüber seid, wie gefährlich es ist, auf einen Menschen Jagd zu machen, der sich später als völlig unschuldig herausstellt. Versteht mich nicht falsch — ich achte euren Eifer und euren persönlichen Einsatz sehr, und ihr habt ja auch schon großen Erfolg gehabt. Aber ihr solltet nichts unternehmen, ohne einen Erwachsenen ins Vertrauen zu ziehen und um Rat zu fragen. Was das betrifft, stehe ich euch jederzeit gern zur Verfügung. Und wenn ihr irgend etwas beobachtet, was euch verdächtig erscheint, sagt es mir bitte. Was ich vermeiden möchte, ist nur dies: daß ihr euch jetzt in den Gedanken verrennt, ihr hättet in Gestalt des Bäckers einen gefährlichen Spion entdeckt. Möglich, daß er etwas damit zu tun hat, genauso möglich, daß nicht. Die Organisation, die hinter all dem steckt, ist viel raffinierter, als ihr meint.“
„Sich als Bäcker zu verkleiden und einen Sender in einer Torte zu verstecken, wenn das nicht raffiniert ist!“ brummte Rudi Uli ins Ohr.
„Sicher, aber was nützt ein Geheimsender ohne Mikrofon?“
„Nun, ich muß jetzt gehen“, Herr Ellermann erhob sich. „Ich habe zu arbeiten. Aber ich werde das, was ihr mir da gesagt habt, noch einmal überdenken.“
„Herr Direktor Ellermann“, Tini sprang ebenfalls auf. „Ich hab noch eine Frage: Wenn jetzt Informationen über eine geheime Sache nach außen dringen würden, obgleich keiner Ihrer Angestellten etwas davon weiß — ich meine, wenn Sie laut in Ihrem Zimmer etwas diktieren würden, ohne daß jemand dabei ist, wäre das ein Beweis für einen Geheimsender?“
„Das wäre ein untrüglicher Beweis. Aber ich sagte euch doch, das ist unmöglich! Mein Büro ist bis in den letzten Winkel untersucht worden. Und seit dem Tag hat es niemand mehr ohne Aufsicht betreten, noch nicht einmal eine Putzfrau!“
„Und wie ist es mit Nachschlüsseln?“
„Keine Chance, es sind alles Sicherheitsschlüssel. Nur meine Sekretärin und ich haben einen.“ Herr Ellermann lächelte. „Ihr seid ganz besessen von dem Gedanken, den Spion zu fangen, wie? Na, haltet nur die Augen auf, ich bin euch dankbar dafür. Aber Vorsicht, hört ihr?“
Herr Ellermann verabschiedete sich, Andreas begleitete ihn noch ein Stück und kehrte dann zu den Freunden zurück, um den Rest des Nachmittags mit ihnen zu verbringen.
„Tut mir leid, daß mein Alter nicht so richtig angesprungen ist“, sagte er entschuldigend. „Er ist eben sehr
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