Tina und Tini 09 - Geisterstimmen im Park
verkaufen’.“
„Ich wünschte, ich wäre reich!“ seufzte Tina. „Dann würde ich das Haus mit dem herrlichen Park sofort kaufen und mir ein tolles Reich dort einrichten — mit Pferden und Hunden und Katzen und einem Tennisplatz und einem ganz großen Hallenschwimmbad.“
„Hm, und sicher mit einer riesigen Küche, in der drei Köche den ganzen Tag Leckerbissen für dich erfinden. Während du in seidenen Gewändern auf einem seidenen Diwan liegst und dir von schöngekleideten Dienerinnen Luft zufächeln läßt, stimmt’s?“
„Stimmt genau.“ Tina lachte. „Und natürlich muß eine die ganze Zeit Harfe spielen!“
„Rühre nicht in meinen offenen Wunden!“ stöhnte Tobbi. „Du weißt ja nicht, was du mir antust!“
„Wieso?“ fragte Tina erstaunt. „Ich wußte gar nicht, daß du dich danach sehnst, auf einem seidenen Diwan in seidenen Gewändern zu liegen und von schönen Dienerinnen...“
„Quatsch!“ unterbrach Tobbi sie. „Das meine ich ja nicht. Aber die Erwähnung der drei Köche hat mich schlagartig daran erinnert, daß ich schon wieder Hunger habe!“
„Dagegen läßt sich was tun. In Siegfried ruhen unsere Vorräte — fragt sich nur, wer sich opfert und den Baum runterklettert!“
„Der, der den meisten Hunger hat, ist doch klar!“ sagte Tini lachend.
„Komisch, jetzt fühle ich mich auf einmal völlig gesättigt“, behauptete Tobbi. „Ich würde sagen, das plötzliche Schwächegefühl ist von meinem Magen in meine Beine gerutscht.“
„Merkwürdig, merkwürdig“, murmelte Tina kopfschüttelnd. „Na schön, ich werde mich opfern — weil ich am weitesten unten sitze. Aber das nächste Mal gehst du, ist das klar?“
Tobbi hörte gar nicht zu. Sein Blick war gebannt auf etwas am anderen Ufer gerichtet.
„Ätsch, Tini — wir haben doch recht! Ich sehe jemanden auf dem Grundstück!“
„Wo? Ach was, ich sehe nichts, das bildest du dir ein!“
„Nein! Schau doch hin, da zwischen den Bäumen! Ein Mann!“
„Tatsächlich! Aber warum schleicht er so komisch, wenn er da zu Hause ist?“
„Vielleicht spielt er mit sich selber Räuber und Gendarm.“
„Blödsinn. Sieh doch, jetzt versteckt er etwas im Gebüsch neben dem Haus! Zu dumm, daß wir kein Fernglas haben!“
„Vielleicht hat er eine Mausefalle aufgestellt“, meinte Tina gleichmütig.
„Dazu ist der Kasten in seinen Händen viel zu groß, das erkennt man ja von hier aus!“
„Dann wird er Dünger unter die Büsche streuen — oder Torfmull! Lieber Himmel, Tini, du kannst doch unmöglich hinter allem und jedem ein Geheimnis wittern!“ stöhnte Tina. „Ich hole jetzt unser Picknick, vielleicht beruhigt dich das.“
Tini sagte nichts mehr. Schweigend starrte sie zum anderen Ufer hinüber und folgte mit den Augen dem Mann, von dem man jetzt nur ein Stück der Jacke durch das Gebüsch schimmern sah.
Auch Tobbi beobachtete die Szene interessiert.
„Tini hat nicht so unrecht“, bemerkte er schließlich. „Seht ihr — jetzt schaut er sich nach den Fenstern des Hauses um, als wolle er nicht entdeckt werden. Da — jetzt läuft er davon!“
„Fast auf allen vieren, so gebückt!“ rief Tini aufgeregt. „So benimmt sich doch keiner, der mit Gartenarbeit beschäftigt ist! Mein Gott — er wird doch keine Bombe gelegt haben? Vielleicht will er das Haus in die Luft sprengen?“
„Wenn er das will, werden wir es vermutlich in wenigen Augenblicken wissen. Haltet euch vorsichtshalber die Ohren zu“, rief Tina vom Boot aus und lachte. Eine Bombe! Die Phantasie der beiden anderen schlug wirklich sämtliche Rekorde!
Tini und Tobbi hielten sich tatsächlich die Ohren zu. Eine Weile warteten sie gebannt, was passieren würde. Aber nichts geschah. Der Mann war zwischen den Bäumen verschwunden, und der Garten lag wie ausgestorben da.
„Hier — eure Limo — fangt auf“, kommandierte Tina und warf einen flüchtigen Blick zu dem Haus am anderen Ufer hinüber. „Wird wohl eine Zeitbombe sein, da könnt ihr noch stundenlang warten. Ich esse inzwischen die Kekse.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage! Die werden gerecht geteilt!“ empörte sich Tobi. „Her damit!“
„Ach, ich dachte, deine Schwäche wäre in die Beine gerutscht? Na schön — teil aus. Und dann wollen wir uns endlich mal mit dem Problem befassen, wegen dem wir hier sind: nämlich, ob wir uns ein Baumhaus auf diesem Baum errichten oder nicht!“
Das gibt’s doch nicht
Sie hatten beschlossen, kein Baumhaus auf der Insel zu bauen.
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