Tina und Tini 11 - Tina und Tina und der unheimliche Strandwaechter
Sie bitte vielmals!“, stammelte sie erschrocken. „Es tut mir schrecklich Leid! Sie sind sicher Professor Müller?“
Der Professor schien nicht weiter böse zu sein, im Gegenteil, er lächelte freundlich und betrachtete die drei interessiert.
„Aha, die jungen Handwerker sind eingetroffen. Ich habe schon von euch gehört. Nun, ihr scheint eine Menge überschüssiger Kräfte zu haben, die werdet ihr hier gut einsetzen können. Und wer von euch ist nun das kleine Fräulein Paulsen?“
Tini richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Als klein konnte man sie doch nun wirklich nicht bezeichnen!
„Ich!“, sagte sie würdevoll. „Guten Tag, Herr Professor.“
Der Professor gab allen dreien die Hand. Tina musterte ihn neugierig. Er war groß und kräftig gebaut, hatte ein vom Wetter gebräuntes, kantiges Gesicht, wie man es sich eher bei einem Seemann vorstellt. Seine Augen waren von einem wasserhellen Blau und von vielen kleinen Fältchen umgeben. Das Haar erinnerte an ausgedörrtes Gras, eine Mischung von Grau und einem verwaschenen Blond. Der Professor trug einen Hut mit breitem Rand und einen Regenmantel, dessen Gürtel er lässig über dem Bauch geknotet hatte. Um seinen Hals hing ein Fernglas.
„Wir freuen uns, Sie kennen zu lernen!“, sagte Tobbi offen. „Frau Paulsen hat uns erzählt, dass Sie Ornithologe sind. Das finde ich irre interessant!“
„So? Ja, das ist es wohl auch —manchmal.“
„Nehmen Sie uns mal mit?“, platzte Tina heraus. „Ich meine, auf einen Ihrer Spaziergänge, wenn Sie die Vögel beobachten. Es wäre toll, wenn Sie uns das alles mal ein bisschen erklären könnten!“
„Ja, das wäre super!“, bekräftigte Tini.
„Euch mitnehmen?“ Der Professor begann in seinen Taschen nach dem Zimmerschlüssel zu suchen und wandte sich ab. „Doch, doch, warum nicht, gelegentlich sicher. Zur Zeit gibt es da eigentlich gar nichts Interessantes... Ich meine, ich habe im Augenblick sehr viel zu tun, zu schreiben, Berichte, Beobachtungen, versteht ihr. Und in den nächsten Tagen muss ich öfter in die Stadt. Nun, wir reden noch mal darüber. Und jetzt entschuldigt mich.“
Der Professor schloss seine Zimmertür auf und war gleich darauf verschwunden.
„Der hatte es aber eilig!“, murmelte Tobbi. „Besonders begeistert schien er von der Idee nicht zu sein, uns mitzunehmen“, bemerkte Tini.
„Vielleicht fürchtet er, wir könnten ihm die Vögel verscheuchen. Na ja, vorläufig haben wir ja auch Wichtigeres zu tun.“
„Eigentlich sieht er gar nicht wie ein Professor aus, findet ihr nicht?“ Tina schaute nachdenklich auf die verschlossene Zimmertür. „Mehr wie ein Seemann — oder Offizier.“
„Da hast du Recht!“, sagte Tini lebhaft. „Das habe ich auch die ganze Zeit gedacht!“
„Nun hört aber auf, ihr beiden!“ Tobbi sah kopfschüttelnd von einer zur anderen. „Eure Fantasie geht mit euch durch. Ich weiß schon, worauf ihr hinauswollt — ihr sucht mit aller Gewalt ein neues Abenteuer! Irrtum, meine Lieben, die gesunde Gesichtsfarbe des Professors und sein Aussehen haben eine ganz logische Erklärung: er betreibt seine Studien fast ausschließlich draußen an der frischen Luft. Klar, dass man ihn da genauso gut für einen Steuermann oder Leuchtturmwärter halten könnte.“
„Na ja, das stimmt. Trotzdem...“
„Ein Professor muss nicht aussehen wie ein Professor, so schlau bin ich auch. Es ist ja auch mehr so ein Gefühl“, sagte Tina.
„Dagegen gibt es doch ein ganz einfaches Mittel. Wir fragen deine Mutter über Herrn Professor Müller aus. Oder Tante Ella, die weiß bestimmt noch mehr über ihn. Und euer Verdacht wird sich in Luft auflösen, wetten?“ Tobbi sah spöttisch auf die Mädchen hinunter. „Das könnte euch so passen — ein Abenteuer anstatt ordentlicher Handwerkerarbeit! Das ist ja auch viel weniger mühsam und langweilig!“
„Also, den Verdacht weise ich entschieden zurück!“, antwortete Tini empört. „Ich finde Handwerksarbeit überhaupt nicht langweilig. Du wirst dich wundern, wie wir anpacken!“
Nächtlicher Spuk
Als Frau Paulsen am nächsten Morgen rief „Aufstehen, das Frühstück ist gleich fertig!“, da mussten Tina und Tini sich eingestehen, dass das Handwerkerleben auch seine Schattenseiten hatte. In den Ferien früh aufzustehen, das passte ihnen gar nicht. Aber dann besannen sie sich auf ihre guten Vorsätze und sprangen aus den Betten. Zwanzig Minuten später saßen sie um den großen, gemütlichen Küchentisch
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