Tina und Tini überlisten den Meisterdieb
schöne Stücke abgestaubt haben und in ihr Versteck bringen. Sobald es soweit ist, und ihr merkt, daß sie zur Schrankkammer kommt, lauft ihr zu Tinis Vater und sagt ihm Bescheid. Wir werden sie so lange festhalten“, ordnete Tobbi an und überlegte sich dabei im stillen, ob er später statt Kapitän nicht vielleicht lieber Detektiv werden solle.
Sie brauchten nicht allzulange auszuharren. Die meisten waren von dem Ausflug müde und verabschiedeten sich zeitig, um zu Bett zu gehen. Selbstverständlich ging Madame Yvonne mit. Bald hallte der Flur auf dem B-Deck von Stimmen. Madame Yvonne ging von Kabine zu Kabine, sammelte die Schmuckkassetten ein, wünschte liebenswürdig gute Nacht und machte sich auf den Weg zum Tresor.
Vorher — aber das merkten die anderen Damen nicht — verschwand sie noch für zwei Minuten in ihrer Kabine. Nachdem sie vom Oberdeck zurückgekehrt und in ihre Kabine gegangen war, nicht ohne laut mit der Tür zu klappern und zu rufen: „Alles erledigt!“, wurde es still auf dem Flur des B-Decks.
Uwe und Tobbi schwitzten in der Schrankkammer, Tina und Tini standen sprungbereit hinter der Tür einer nicht belegten Kabine und wagten kaum zu atmen. Alle Müdigkeit war verflogen.
Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, da öffnete sich die Tür von Madame Yvonnes Kabine lautlos, und sie huschte zur Schrankkammer, öffnete sie mit einem Nachschlüssel und verschwand darin. Tina und Tini stürzten aus ihrem Versteck und rasten nach oben, um den Kapitän zu holen.
Uwe und Tobbi in ihrem Versteck rührten sich nicht. Im Schein ihrer Taschenlampe holte Madame Yvonne den Lederbeutel aus dem Hohlraum über der Tür und öffnete ihn. Befriedigt zog sie ein kostbares Brillanten-Halsband und einen schweren goldenen Armreif aus ihrem Ausschnitt und betrachtete die Stücke andächtig, ehe sie sie in den Lederbeutel gleiten ließ. Dann folgten noch zwei Ringe und eine Brosche. Sie ließ sich Zeit, offensichtlich fühlte sie sich sicher. In aller Ruhe verschloß sie den Beutel wieder.
Uwe fühlte, wie Tobbi an seiner Seite zu zittern begann. Er wollte ihn beruhigend am Arm fassen, da...
„ Rrrrhatschiii !“ machte Tobbi.
Der Beutel mit den Juwelen fiel klirrend zu Boden. Madame Yvonne riß die Tür auf und raste hinaus.
„Prost!“ sagte Uwe trocken. „Das war ‘ne Glanzleistung, mein Junge. Nu aber nix, wie hinterher. Weit kann sie ja nicht kommen.“
Uwe und Tobbi rannten nach draußen und stießen auf dem Flur mit dem Kapitän zusammen, der — gefolgt von Tina und Tini und seinem Ersten Offizier —gerade um die Ecke bog.
„Sie ist uns entwischt“, keuchte Uwe, „wir müssen sie suchen!“
„Oben kann sie nicht sein, der Lift war die ganze Zeit unten und über die Treppe sind wir heruntergekommen, wir hätten ihr begegnen müssen. Schauen Sie in ihrer Kabine nach, Hansen, wir nehmen uns die unteren Decks vor. Blockieren Sie den Lift, Uwe —und holen Sie mir Verstärkung! Ein paar Leute sollen den hinteren Aufgang abriegeln. Kommt!“
Es wurde das reinste Versteckspiel. Zum erstenmal verfluchte Tobbi die Größe der „Lucia“. Zum Glück waren viele Räume verschlossen, aber es blieben genug Unterschlupfmöglichkeiten übrig. Sie durchkämmten Raum für Raum, immer mehr Besatzungsmitglieder beteiligten sich an der Jagd, die Passagiere schauten aufgescheucht aus ihren Kabinen, aber Madame blieb so unauffindbar wie eine Stecknadel in einem Heuhaufen. Es war unbegreiflich!
„Da!!“ schrie Tini plötzlich auf.
Unter einem Türspalt blitzten gelbe Spitzen, ein Stück von Madame Yvonnes Kleid hatte sich an der Fußleiste verfangen. Kapitän Paulsen riß die Tür auf. Vor ihm lagen das gelbe Abendkleid und die Schuhe. Keine Spur von Madame Yvonne!
„Durchsucht systematisch das ganze D-Deck! Stellt alles auf den Kopf!“ befahl Kapitän Paulsen.
Sie standen im Hauptmaschinenraum. Dort hinten — bewegte sich da nicht etwas? Da lief im Halbdunkel eine Gestalt.
„Stehenbleiben!“ brüllte der Kapitän. „Sie sitzt in der Falle! Kommt mit“, fügte er leise hinzu.
Sie rannten ein Stück hinter der Gestalt her und blieben plötzlich stehen.
„Das ist sie ja gar nicht!“ sagte Tina enttäuscht.
„Sie da! Kommen Sie mal her! Was machen Sie da!?“ rief Kapitän Paulsen mit Donnerstimme.
Der junge Mann mit nacktem Oberkörper und in weißen Jeans stand mit dem Rücken zu ihnen an der Wand und rührte sich nicht. Der Kapitän, gefolgt von Tobbi, Tini und Tina ging auf ihn
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