Tina und Tini und die Spuren im Schnee
eurem Orakel schwimmen und den Zettel anbrennen. Sobald er zu brennen anfängt, nehmt ihr ihn schnell heraus, löscht die Flamme und lest den Orakelspruch. Er enthält eine wichtige Voraussage für das kommende Jahr!“
„Frau Hofer beginnt!“, rief Tini.
Die Sängerin ergriff mit großer Gebärde das Schiffchen und setzte es aufs Wasser. Es schwankte heftig und setzte sich sofort schaukelnd in Bewegung. Eine Weile schwarum es scheinbar unschlüssig zwischen zwei der Papierstreifen hin und her, dann näherte es sich rasch dem linken und die Flamme züngelte hoch.
„Schnell!“, riefen Tina und Tini zugleich.
Lisa Hofer blies so heftig auf das Flämmchen, dass zwei Kerzen des Tischleuchters ebenfalls erloschen. Dann hielt sie den Zettel ans Licht.
„Hüte dich, dass dir nicht die Luft ausgeht!“, las sie vor und erntete schallendes Gelächter.
Ein Gast nach dem anderen kam nun an die Reihe und las unter allgemeiner Anteilnahme den mehr oder weniger passenden Spruch vor.
Schließlich war Tina dran. Nur noch wenige Zettel hingen am Rand der Schüssel, das Schiffchen schien ziellos von einer Seite zur anderen zu schwimmen. Die Zuschauer begannen die Geduld zu verlieren und sich über andere Dinge zu unterhalten. Selbst Tinas Gedanken schweiften ab.
„Achtung, Tina, pass auf!“
Da war es schon geschehen. Das Schiffchen hatte sich blitzschnell einem der Zettel genähert und ihn angezündet. Er begann an zwei Stellen zugleich zu brennen. Tina packte ihn und pustete kräftig darauf, aber es war nur noch ein Teil der Schrift zu lesen.
„Zeig her!“, sagte Lisa Hofer. „Dies ist ein besonders aufregendes Orakel, denn es sind nur noch sechs geheimnisvolle Wörter übrig. Hört her! Was haltet ihr davon : ,... du nicht erwartet hast... ist es...’ Oder gehört es anders herum? Dieser Teil nach vorn? ,es ist... du nicht erwartet hast...’ Nun, da bin ich wirklich gespannt, was das Orakel bedeutet, liebe Tina. Es wird sich doch nicht einer in dich verlieben, von dem du es nicht erwartet hast?“
„Es ist gleich Mitternacht“, mahnte Tobbi. „Soll ich den Sekt einschenken?“
„Tu das, mein Junge. Und wir werden ein anderes Orakel vorbereiten — Bleigießen! Das war bei uns zu Hause Tradition und ich mache es jedes Jahr zu Silvester gegen Mitternacht. Wer will anfangen? Nein, halt, jetzt beginnt Tini, sie ist beim Schiffchen-Orakel nicht drangekommen.“
„Ja, los, Tini, wir wollen wissen, was dir die Zukunft bringt!“, rief Herr Greiling. „Hier hast du den Kasten mit den Bleifiguren, such dir eine aus.“
„Ich nehme das Hufeisen!“
Tini legte die Bleifigur auf den dazugehörigen Löffel und hielt ihn über die Kerze, die Frau Hofer neben die Wasserschüssel gestellt hatte. Eine Weile geschah scheinbar nichts, aber ganz plötzlich gab das Hufeisen an einer Ecke nach, wurde flüssig und gleich darauf war es ganz geschmolzen. Tini hob den Löffel über die Schüssel mit Wasser und kippte ihn blitzschnell um. Es gab ein Zischen und ein dumpfes , Plopp !’, dann lag ein runder, schwärzlicher Gegenstand am Boden der Schüssel. Tini hob ihn vorsichtig heraus.
„Was soll denn das sein? Sieht aus wie ein verschrumpelter Knopf! Tini, du wirst im kommenden Jahr viele Knöpfe annähen müssen!“, meinte Frau Greiling lachend. „Dreh es mal um, vielleicht verrät uns die andere Seite mehr!“
„Sieht aus wie ein Gesicht“, sagte Tina nachdenklich. „Ein Gesicht mit dicken Backen. Komisch.“
„Mitternacht, meine Freunde! Prost Neujahr!“, rief Lisa Hofer. „Viel Glück im neuen Jahr wünsche ich euch! Und nun lasst uns die Balkontür öffnen, wir wollen die Glocken hören und das Feuerwerk über dem Dorf sehen!“
Spuren im Schnee
„Immer noch keine Neuigkeiten aus dem Schloss?“, fragte Vater Greiling am nächsten Morgen beim Frühstück.
„Nein, es ist zum Verrücktwerden!“, seufzte Tina. „Vorgestern Abend haben wir Herrn Kellner angerufen, da hat er uns abgewimmelt. Professor Willner war gerade nach Hause gekommen. Vermutlich herrschte dicke Luft. Er sagte nur, er würde sich melden. Seither nichts mehr, absolute Funkstille, Totenstille.“
„Und das macht euch vermutlich ganz kribbelig“, meinte Greiling und blickte lachend von einem zum anderen.
„Das kannst du wohl sagen! Schließlich möchte man informiert sein, was im eigenen Laden los ist. Wir gehören doch dazu, zu seiner Museumsmannschaft“, sagte Tobbi vorwurfsvoll. „Gewissermaßen jedenfalls.“
„Was
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