Tina und Tini und die Spuren im Schnee
unverantwortlich gehandelt! Unverantwortlich! Lässt sich die wertvollsten Stücke der ganzen Sammlung klauen, am helllichten Tag! Keine Sekunde hätten Sie sie aus den Augen lassen dürfen! Einen bewaffneten Wärter hätte man daneben postieren müssen mit der klaren Anweisung, sich nicht von der Stelle zu rühren, nicht einmal bei Alarm! Sind ja alles völlig unfähige Leute, die Sie da engagiert haben!“
Armer Professor, dachte Tini. Als ob er nicht schon genug Ärger wegen des Diebstahls hätte, jetzt muss er sich von dem alten Giftzwerg auch noch abkanzeln lassen wie ein Schuljunge!
„Sind Sie sich eigentlich darüber im Klaren, was das bedeutet? Ein unersetzbarer Verlust! Diese Stücke sind nicht wieder zu beschaffen! Sie waren einmalig. Einmalig!“
„Ich weiß“, sagte der Professor müde.
„Und das berührt Sie gar nicht? Das lässt Sie völlig kalt, wie?“
„Es lässt mich alles andere als kalt, lieber Graf!“, antwortete der Professor mit einer Spur von Schärfe in der Stimme. „Aber ich kann die Münzen nicht wieder herbeizaubern! Es wird von uns und von der Polizei alles getan um den Diebstahl aufzuklären und die Münzen zurückzubekommen. Aber Sie müssen uns schon etwas Zeit geben!“
„Zeit geben, Zeit geben, inzwischen sind die Diebe mit ihrer Beute längst im Ausland“, sagte der Graf. „Und wie gedenken Sie sich gegen künftige Einbrüche zu sichern?“
„Wir werden zusätzlich zwei Wärter einstellen und sie speziell für ihre Aufgabe schulen. Im Übrigen werden wir uns genauso schützen wie bisher.“
„Wie bisher... wie bisher! Wo haben Sie denn Ihre fabelhaften Sicherheitsschlüssel! In der Tasche? Oder hier in Ihrem Schreibtisch, wo sich jeder bedienen kann?“
„In einem Schlüsselkasten, der seinerseits ein Sicherheitsschloss hat. Und diesen Schlüssel trage ich stets bei mir.“
„Und wo befindet sich dieser Schlüsselkasten?“
„Unten im Museum in meinem Büro.“
„Und wenn Sie nicht da sind?“
„Dann bekommt ihn Herr Kellner, mein Assistent. Er ist absolut zuverlässig und über jeden Zweifel erhaben. Sie brauchen sich deswegen also keine Sorgen zu machen, Graf.“
„Und was ist mit der Alarmanlage“, bohrte der Graf weiter. „Die taugt doch nichts, oder? Wo befindet die sich überhaupt?“
„Wie meinen Sie das?“
„Nun, die Stelle, wo man sie an- und abschaltet“, brummte der Graf ungeduldig. „Könnte doch sein, dass beim nächsten Einbruch sich jemand an der Anlage zu schaffen macht. Man muss alles in Erwägung ziehen, alles!“
„Der Schalter befindet sich ebenfalls in meinem Büro. Und ebenfalls in einem gesicherten Kasten“, sagte der Professor mit kaum verhohlenem Ärger. Graf, es tut mir Leid, aber drüben warten Gäste auf mich. Ich muss mich jetzt verabschieden.“
Tini schloss blitzschnell die Tür und lief in die Küche zurück. Sie zwinkerte Tina und Tobbi zu, keine Fragen zu stellen, und die beiden verstanden sofort. Kurz darauf betrat der Professor die Küche und ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
Vater Greiling öffnete die Flasche und schenkte den Sekt in die bereitgestellten Gläser, dann tranken sie auf das neue Jahr.
„Auf dass sich die Münzen wieder einfinden!“, sagte Tobbi. „Und die Diebe geschnappt werden!“
„Ja, darauf wollen wir trinken!“, rief Tina. „Um welche Münzen handelt es sich eigentlich?“
Professor Willner trank sein Glas aus und stellte es auf den Tisch zurück. Er atmete tief und lehnte sich zurück.
„Ja, das ist es gerade. Es sind nur sechs Münzen. Sechs kleine goldene Dinger — aber von großem Wert! Ich habe sie euch gezeigt, die Alexander-Maria- Sebastianus -Dukaten, eine Sonderprägung, von der es nur wenige Exemplare gibt. Jemand hatte es ganz gezielt auf diese Dukaten abgesehen. Wer weiß, vielleicht hat er seit Jahren auf eine Chance gewartet, an die Münzen heranzukommen.“
„Hatte der Graf sie denn die ganze Zeit so sicher verwahrt, dass sie nicht gestohlen werden konnten?“, fragte Tini. „Musste der Dieb wirklich so lange warten, bis sie für die Öffentlichkeit in einer Vitrine mit komplizierter Alarmanlage zur Besichtigung auslagen, um an sie heranzukommen?“
„Der Graf verwahrte seine Münzsammlung in einem normalen Tresor unten in der Bibliothek. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der sicherer gewesen sein soll als unsere Alarmanlage“, bemerkte der Professor bitter. „Wir haben eben Pech gehabt.“
„Gibt es eigentlich noch mehr so
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