Tina und Tini und die Spuren im Schnee
versetzten sie in eine feierliche, erwartungsfrohe Stimmung.
Herr Greiling seufzte zufrieden.
„Schön, so ein Weihnachtsfest mit seiner Frau und seinen zwei Kindern...“
„Drei Kindern...“, berichtigte Tina.
„Ja, drei Kindern!“, pflichtete Tobbi ihr bei: „Tini gehört schließlich dazu! Wo wir uns doch schon so aneinander gewöhnt haben.“
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sah Herr Greiling vergnügt von einem zum anderen.
„Also? Jetzt möchte ich doch einmal wissen, was ihr für die nächsten Tage geplant habt! Ihr habt doch sicher schon ein ganzes Programm in der Schublade, stimmt’s?“
„Na ja“, gab Tina zu. „Wir haben zwar noch nichts fest geplant, aber Ideen haben wir eine ganze Menge!“
„Zum Skilaufen in die Berge fahren zum Beispiel!“, platzte Tobbi heraus. „Der Fluss ist ja leider noch nicht zugefroren, mit dem Schlittschuhlaufen wird es also vorerst nichts.“
„In Niederhallberg gibt’s ein neues Wellenbad, da müssen wir unbedingt mal hin!“, schwärmte Tina. „Es sind doch nur zweiundzwanzig Kilometer, in einer knappen halben Stunde sind wir dort!“
„Das können wir machen. Und weiter?“, fragte Herr Greiling.
„Ich würde gern mal ins Theater oder in die Oper gehen“, meinte Tini. „Außerdem gibt es ein gutes Kinoprogramm an den Feiertagen.“
„Das können wir uns nicht entgehen lassen“, stimmte ihr Herr Greiling lächelnd zu. „Und um Theaterkarten werde ich mich kümmern. Ich habe aber noch eine andere Idee.“
„Was denn, erzähl!“, drängte Tina.
„Kennt ihr Schloss Mönchsbuchen?“
„Ich habe mal davon gehört, es ist doch hier ganz in der Nähe?“, meinte Tobbi. „Das Schloss, in dem dieser vertrottelte Graf wohnt und seiner ausgestorbenen Sippe nachtrauert.“
„Nun, ob er vertrottelt ist, sei dahingestellt. Aber ein wenig seltsam ist er schon. Er lebt sehr zurückgezogen, hat nie geheiratet und sich sein Leben lang nur mit dem Sammeln alter Münzen, Waffen und Bilder beschäftigt. Dafür hat er nach und nach sein ganzes Vermögen ausgegeben“, erzählte Herr Greiling. „Nun ist er alt, halb blind und von der Gicht geplagt und hat wohl nicht mehr die rechte Freude an seinen Schätzen. Jedenfalls hat er das Schloss verkauft und seine wertvollen Sammlungen der Gemeinde Feldham vermacht unter der Bedingung, dass sie das Schloss in ein Museum umwandelt. Wie mir ein Freund gestern Vormittag erzählt hat, sind die Umbauarbeiten abgeschlossen und das Museum soll morgen feierlich eröffnet werden. Er hat uns dazu eingeladen. Man hat ihn nämlich zum Museumsdirektor ernannt.“
„Nobel!“ Tina strahlte. „War das der nette Typ mit dem grauen Rauschebart und der randlosen Brille? Der ist spitze. Wenn der lacht, klirren die Gläser im Schrank, so eine Stimme hat er.“
„Na, hoffentlich verkneift er sich das Lachen in den Museumsräumen, sonst fallen noch die Bilder von der Wand“, meinte Tini kichernd. „Auf das Schloss bin ich wirklich neugierig. Kommen da morgen nur Ehrengäste, lauter feine Leute...“
„...wie wir zum Beispiel?“ Tobbi richtete sich kerzengerade auf, machte einen steifen Hals und wandte sich an Tini. „Muss ich meinen Frack anziehen, Gnädigste, oder genügt die Gala-Uniform?“
„Nun, ich nehme an, halb Feldham wird versammelt sein“, sagte Herr Greiling. „Die Eröffnung ist mehr als eine Art Volksfest geplant, damit es sich gleich herumspricht, dass es in Feldham ab sofort auch eine besondere Sehenswürdigkeit gibt.“
„Oje, na, dann wird es sicher so voll wie im Kaufhaus beim Schlussverkauf’, stellte Tini fest. „Die Neugier wird auch noch den letzten Kulturbanausen auf die Beine bringen.“
„Da kannst du sicher sein“, sagte Tina. „Ein Schloss, über dessen Schwelle noch niemand den Fuß gesetzt hat und das so von Geheimnissen umwoben war, werden sie stürmen wie eine Festung!“
„Warten wir’s ab“, sagte Herr Greiling.
Am nächsten Morgen gegen halb elf fuhren sie zum Schloss Mönchsbuchen hinüber. Auf dem Parkplatz standen bereits einige Autos. Ein alter Mann wies ihnen mit einer Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete, einen Platz im hinteren Bereich an.
„Wahrscheinlich ist Muttis alte Kutsche nicht gräflich genug“, spottete Tobbi. „Oder er hält uns für Kellner und Serviermädchen.“
Professor Willner, der Museumsdirektor, kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu, als sie den Empfangssaal betraten. Hinter dem grauen Bart verbarg sich ein
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