Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
Stress ein Faktor zur Entstehung eines Tinnitus sein? Diese auffallende Häufigkeit muss jedenfalls dazu führen, dass Arzt und Patient die momentane Situation bei der Tinnitusentstehung und auch im chronischen Fall hinterfragen und möglichst rasch einen Weg zum Abbau psychischer Belastungen finden.
Solche Beispiele zeigen, dass mit dem Ohrgeräusch nicht nur organische, ausschließlich das Ohr betreffende Mechanismen im Spiel sind. Eine Fehlsteuerung des zentralen Hörsystems kann durchaus auch durch eine außerordentliche psychische Belastung hervorgerufen werden.
AUS DER SPRECHSTUNDE
Ein Tinnitus bei Überforderung:
Frau H. hatte in den letzten Jahren unter Aufopferung ihrer eigenen Interessen die kranke Schwiegermutter gepflegt. Das belastete die Beziehung zu ihrem Mann; die beiden entfremdeten sich. Während die Frau ihren Mann wegen seiner beruflichen Belastung weitgehend von den familiären Schwierigkeiten freihielt, ging der Mann wie gewohnt seinen Hobbys und Interessen nach. Diese konfliktträchtige Lage hielt sich dennoch in einem relativen Gleichgewicht.
Nach dem Tod der Schwiegermutter trat jedoch eine völlig neue Situation ein. Sichtlich entkräftet und emotional vereinsamt fiel die Patientin in eine depressive Verstimmung, ein Tinnitus trat auf. Sie nahm durchblutungsfördernde Medikamente, deren Wirkung jedoch zu wünschen übrig ließ.
Erst nachdem die belastende private Situation aufgedeckt und besprochen worden war, besserte sich das Symptom und verschwand schließlich ganz. Der Therapeut hatte die Situation analysiert und daraus neue und positive Perspektiven für ein Aufleben der Partnerschaft entwickelt, die von beiden Partnern tatsächlich auch umgesetzt werden konnten, da sie sich beide einen neuen Anfang wünschten. Obwohl der Tod eines nahen und lieben Angehörigen zur Trauer geführt hatte, sahen und ergriffen sie die sich bietende Chance zum Wiederaufleben der Partnerschaft.
Kommentar: Oft stecken wir im Alltag und funktionieren so, wie es die Umwelt und die Gegebenheiten verlangen. Verändern sich die Rahmenbedingungen plötzlich, müssen wir uns wieder neu orientieren. Fehlt dazu die Kraft, sind wir nicht in der Lage, über den »Tellerrand« hinauszusehen. Eine Beratung kann uns hierbei helfen und neue Zukunftsperspektiven aufzeigen, die wir selbst nicht sehen konnten.
Wenn scheinbar alles zusammenbricht.
Thomas K. hielt seine Ehe für glücklich. Leider war bei ihm und seiner Frau der Wunsch nach einem Kind nicht in Erfüllung gegangen, und so waren sie beide berufstätig. Unter großem Aufwand verwirklichten sie sich den Traum eines Eigenheimes, aber bereits während der Bauphase traten partnerschaftlicheSpannungen auf. Innerhalb kurzer Zeit kam es zu einer Lebenskrise, und die Partnerschaft scheiterte, als die Ehefrau einen anderen Mann kennen lernte.
Da die Ehe kinderlos geblieben war, schien die Trennung zunächst einfach. Jedoch stellte sich bald heraus, dass die wirtschaftlichen Ansprüche und die Schulden eine »friedliche« Auseinandersetzung nicht ermöglichten. In dieser Krise kamen bei Thomas K. berufliche Probleme hinzu. Er war kaum noch belastbar, bekam Ärger mit seinen Kollegen und fühlte sich nicht mehr fähig, seine Lebensaufgaben zu lösen.
In dieser Problematik festgefahren, bekam er einen Tinnitus, zunächst mit einer Tieftonstörung. Eine sofortige Infusionsbehandlung und medikamentöse Therapien ergaben zwar eine Verbesserung des Hörens, jedoch nicht des Ohrgeräusches. Da wurde ihm zur Inanspruchnahme eines Mediators geraten, der die Ehescheidung auf sachlichem Niveau und unter Schonung der finanziellen Mittel objektiv und wirtschaftlich sauber durchzog. Nachdem dieses Problem vom Tisch war, ging es Thomas K. deutlich besser. Zwar belastete ihn die Trennung noch sehr; er konnte jedoch losgelöst von den Scheidungsauseinandersetzungen wieder beruflich Fuß fassen, und seine Lebenskräfte kamen zurück. In dieser Phase spürte er auch ganz deutlich, wie sein Tinnitus leiser wurde und bald nur noch bei genauem Hinhören wahrnehmbar war.
Die zweite große Hilfe für Thomas war eine psychologische Beratung. Er lernte dabei, die gekränkte Gefühlswelt zu beherrschen und sich wieder in einer geordneten Gedankenwelt zurechtzufinden.
Kommentar: Entscheidend für Thomas war die Beratung durch einen so genannten Mediator. In der Regel handelt es sich dabei um in Scheidungsfällen erfahrene Juristen, z. B. Familienrichter, die aufgrund ihrer beruflichen
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