Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
Weiterentwicklung der Retraining-Therapie und Ergebniskontrolle
Die Überprüfung der modernen Akuttherapie des Ohrgeräusches
Der Einsatz eines Cochlea-Implantates bei hochgradig Schwerhörigen
Die audiologische Forschung.
Die Erforschung des Hörsystems vom Innenohr bis zum Wahrnehmungszentrum im Gehirn ist heute eine der großen Aufgaben der Grundlagenforscher. Nachdem es bereits 1986 gelungen war, eine lebende Haarzelle aus dem Innenohr eines Meerschweinchens unter dem Mikroskop zu beobachten, war ein bahnbrechender Schritt zur weiteren Erforschung des Innenohres gelungen. Während die weiteren Studien auf dem Gebiet des Innenohres große Fortschritte erzielten, stecken die Kenntnisse über die Verarbeitung der Hörsignale im Gehirn noch in den Kinderschuhen. Bei dieser Thematik weitet sich die Grundlagenforschung zwangsläufig auf die Gebiete der Sinnesphysiologie, Biochemie, Neuroanatomie, Biologie und Physik aus, sodass nur durch Zusammenarbeit aller dieser Fachgebiete ein weiterer Erfolg erreicht werden kann. Die Otologen sind sich dabei einig, dass sie nicht mehr allein aus der Kenntnis ihres Fachgebietes heraus diese großen Aufgaben bewältigen können. Es ist erfreulich, dass die interdisziplinäre Tinnitusforschung zunehmend durch verschiedenste Organisationen und Firmen finanziell unterstützt wird. Die »Tinnitus Research Initiative« (TRI) ist ein mustergültiges aktuelles Beispiel für ein gemeinsames Forschen von hochkarätigen Experten aus allen Ländern.
Was tut sich in der Forschung?
Entwicklung eines Medikaments. Die Überprüfung der Wirksamkeit eines Medikaments am Menschen ist schwierig, da den Probanden kein Schaden zugefügt werden darf. Tierexperimente sind ebenfalls problematisch, da es kein Tier gibt, das zu erkennen gibt, ob es an Tinnitus leidet. Die Medikamentenstudien sind daher höchst kompliziert.
Magnetstimulation des Gehirns. Mithilfe der Magnetstimulation des Gehirns will man neue Wege gehen. Hierbei wird zunächst mittels funktioneller Kernspintomografie das Hirnareal dargestellt, in denen der Tinnitus aktiv ist (sog. Hot spot). Anschließend wird dieser Bereich mit niederfrequenter Magnetkraft (1 Hz) stimuliert.
Forschung der Funktion des Gehirns. Die Hirnforscher arbeiten heute intensiv daran herauszufinden, wie akustische Signale im Gehirn verarbeitet werden, wie es dazu kommt, dass Geräusche störend wirken, andere Geräusche aber abgefiltert werden können. Man beschäftigt sich mit der Signalübertragung an den Sinneszellen und mit der Erforschung des Lernens und Abspeicherns im Gehirn. Da z. B. chronischer Schmerz ähnlich wie Tinnitus auch gelernt wird, hat die heutige Schmerzforschung viel mit der Tinnitusforschung gemeinsam.
Neurobiofeedback. Die heutigen Computer können den Wissenschaftlern deutlich mehr Informationen aus der Auswertung der elektrischen Hirnströme geben. Damit kann auch ein tinnitusspezifisches Signal dem Patienten sichtbar gemacht und er lernt, damit zu »üben«. Der Betroffene lernt also, seine Hirnaktivität zu steuern und damit den Tinnitus zu beeinflussen.
Einfluss der Halswirbelsäule. Zwischen der oberen Halswirbelsäule und den Hörzentren im Gehirn existieren sehr schnelle Nervenbahnen. Dadurch können funktionelle Störungen der HWS zu einem Tinnitus führen – man spricht von einem so genannten »somatosensorischen Tinnitus«.
Strom gegen Tinnitus? Direkt ins Ohr eingreifende Verfahren, wie die Stimulation des Innenohres mit elektrischem Strom oder auch die Elektrostimulation des Gehirns sind Gegenstand der Grundlagenforschung.
Neues über Hörgeräte. Auf dem Gebiet der Hörgeräteversorgung sind neue Entwicklungen im Gange, die sowohl die Verstärkertechnik als auch die verbesserte Ankoppelung an das Hörsystem betreffen. In absehbarer Zeit wird es möglich sein, Hörgeräte zu produzieren, die noch wirksamer die Spracheverstärken und dabei die Nebengeräusche unterdrücken. Bereits jetzt sind einige Geräte auf dem Markt, die vollständig digital arbeiten und zu diesem Zweck einen Sprachprozessor, also ein Minicomputersystem, benutzen. Die Möglichkeit, Hörgeräte direkt in das Mittelohr einzubauen, existiert bereits.
Hörvorgänge, Psychologie und Medikamente. Derzeit versuchen Forscher, die Residuale Inhibition (s. → S. 30 ), d. h. die »Tinnituspause« nach Gabe eines Tones durch ein Trainingsprogramm unter gleichzeitigem Einsatz eines im Gehirn wirksamen Medikaments (Pregabalin) zu verlängern. Das ist ein ganz
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