Tinnitus - Endlich Ruhe im Ohr
die Aussage gegenüber den Betroffenen »damit musst du leben«. Diese Einstellung gegenüber dem Tinnituspatienten und eine daneben aufblühende Quacksalberei bestehen leider teilweise bis zum heutigen Tag.
Wo steht die Tinnitus-Behandlung heute?
Bezüglich des Tinnitus gibt es sehr gute epidemiologische Untersuchungen aus den Vereinigten Staaten, aus Schweden und auch aus Australien. In Deutschland hat sich die Deutsche Tinnitus-Liga mit einer sehr detaillierten Untersuchung verdient gemacht.
Tinnitus ist heute ein Problem aller westlichen Gesellschaften. Die Menschen zwischen dem 50. bis 65. Lebensjahr sind am häufigsten betroffen. Insbesondere die amerikanischen Studien haben einige Risikofaktoren für die Entstehung einer Ohrgeräusches herausgearbeitet.
Bezüglich der Lokalisation des Tinnitus ist festzustellen, dass die meisten Menschen unter einem beidseitigen Tinnitus leiden. Wenn jemand nur einseitig betroffen ist, so ist in der Regel das linke Ohr stärker betroffen als das rechte.
Bezüglich des Verlaufes des Tinnitus zeigt sich, dass ein Tinnitus im Laufe der Zeit meistens schwächer wird. Auf diesen Umstand hat schon Prof. Goebel immer wieder hingewiesen. Daran mag man erkennen, dass Ohrgeräusche durch »Gewöhnung« im Lauf der Zeit weniger beachtet werden können.
Die psychische Belastung durch einen Tinnitus ist im Durchschnitt ein Jahr nach der Entstehung am größten und nimmt dann wieder ab. Sie ist dann am stärksten, wenn Tinnitus mit einerLärmempfindlichkeit (Hyperakusis) verknüpft ist. Die Statistik zeigt auch, dass Tinnitus oft mit Hörstörungen, Schwindel und einer Lärmempfindlichkeit verbunden ist.
INFO
Risikofaktoren:
Ohrerkrankungen
Lärmexposition
Einfluss durch Medikamente wie Salicylate, Rheumamittel, bestimmte Nierenmittel (Diuretika), Chemotherapeutika, Blutdruckmittel und Antibiotika
Schilddrüsenfehlfunktionen
Schädel- oder HWS-Traumen
Alkohol
Nikotin (insbesondere Zigaretten)
Angststörungen
Depression
familiäre Probleme
schlechter Allgemeinzustand
niedriges Ausbildungsniveau
niedriger sozialer Status niedriger oder hoher Body-Mass-Index
ländliches Wohngebiet
WICHTIG
Vermeiden Sie Streitigkeiten vor Gericht!
Schließen Sie möglichst rasch ein schwebendes Verfahren bezüglich Rente o. ä. ab. In Streitfällen streben Sie möglichst schnell einen Abschluss in Form eines Vergleiches ohne langjährige Gerichtsverfahren an, da es sonst zu einer Verschlimmerung des Tinnitus kommt und eine Gewöhnung beziehungsweise auch eine Retraining-Therapie nicht möglich sind.
Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen der Tinnitusbelastung und Berentungs- und Pensionsfragen. Hier zeigt sich, dass die Tinnitusbelastung am größten ist, solange ein Berentungsverfahren oder auch Gutachten nach Unfall im Zusammenhang mit Tinnitus in Bearbeitung ist. Darauf ergibt sich die heutige Lehrmeinung, dass vernünftige Tinnitustherapien erst nach Abschluss eines solchen Verfahrens oder gar Gerichtsstreites in die Wege geleitet werden sollen.
INFO
Kinder und Tinnitus
Kinder beklagen sich selten über Tinnituswahrnehmungen. Sie haben ein nicht so stark ausgeprägtes Körperempfinden und sind leichter ablenkbar, sodass sie über ein leises Ohrgeräusch schnell »hinweghören«. Dieses Hinweghören ist prinzipiell als positiv zu bezeichnen und entspricht dem, was Erwachsene oft erst lernen müssen. Es wäre deshalb falsch, Kinder durch Nachfragen immer wieder auf ein Ohrgeräusch aufmerksam zu machen!
Wenn sich jedoch Kinder über ein Ohrgeräusch beklagen, muss dies ernst genommen werden! Die medizinische Behandlung, z. B. nach einem Knalltrauma, entspricht der beim Erwachsenen. HNO-ärztlich muss ein Hörschaden ausgeschlossen werde. Bei Kindern mit Ohrerkrankungen und bei Schwerhörigkeiten müssen die Grunderkrankungen behandelt werden.
Aus psychologischer Sicht ist oft zu beobachten, dass sich die Eltern mehr Sorgen machen als die Kinder! Man muss deshalb – unter Umständen auch getrennt – mit Kindern und Eltern sprechen. Ganz wichtig ist die Vermeidung einer Problematisierung des Tinnitus.
Dem Rätsel »Tinnitus« auf der Spur
Die Anstrengungen von Wissenschaftlern in aller Welt, dem Phänomen Tinnitus auf die Spur zu kommen, konzentrieren sich derzeit auf folgende Bereiche:
Die Grundlagenforschung
Die Entwicklung eines Tinnitus-Medikaments
Die Suche nach der Möglichkeit, Tinnitus im Tierexperiment zu reproduzieren
Die Suche nach neuen bildgebenden Verfahren
Die
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