Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
zu spät.

IDEALE
    (IDEALIST)
     
LESTER DEL REY
     
     
    Erwachen bedeutete ein Aufflackern von Angst. Er versuchte, sich wieder in der absoluten Bewegungslosigkeit zu verkriechen, die dann in Schlaf übergegangen war, aber das war unmöglich. Sein Geist bebte, schrak vor der Realität zurück. Noch war die vage Erinnerung an Schmerz stärker als die Realität. Er spürte, daß er den Atem anhielt, und atmete langsam aus, gewärtig, jeden Augenblick wieder den Lärm von Gewalt und Wahnsinn zu vernehmen.
    Alles war still, abgesehen von einem Ticken in seiner Nähe, das zu langsam war, um von einer Uhr zu kommen. Es gab keine Geräusche mehr in der Station…
    Die Station! Er jagte der Vorstellung nach und geriet ins Leere. Dies war keine Bahnstation. Dies war irgendein Nirgendwo, in dem es nicht einmal Gewicht gab. Er schien im Nichts zu schweben, nur ein leichter Lufthauch strich über sein Gesicht, und auf dem Rest seines Kopfes fühlte er den leichten Druck von etwas Warmem.
    Dann begann er einen Geruch in der Luft wahrzunehmen und wußte, daß er in einem Krankenzimmer lag. Die weiche Wärme um seinen Kopf war ein Verband. Das Gefühl der Schwerelosigkeit mußte eine Nachwirkung von Medikamenten sein. Selbst die Tiefe seines Schlafs und die Furcht vor etwas Schrecklichem, Unbestimmtem konnten von einer Droge verursacht worden sein. In diesem Fall war seine Erwartung von Gewalttätigkeit eine traumatische Verarbeitung jenes Unfalls, der…
    Wieder versagte sein Gedächtnis, gerade, als es mit etwas Konkretem in Berührung kam. Es war, als prallte sein Denken von einer Wand zurück. Das schreckliche Wort Amnesie tauchte auf, wurde jedoch gleich von beruhigenden Erinnerungen weggewischt.
    Er war Paul Fenton, der eines Tages am Caltech seine Ingenieursausbildung beenden würde und dann an den Raketen arbeiten durfte, die Menschen zu den Planeten tragen würden. Er diente jetzt in der Air Force, der Beste seiner Gruppe, und bemühte sich, die Welt von der Drohung zu befreien, die wie ein Damoklesschwert über ihr hing, so daß er zu seinen Studien zurückkehren konnte. Erst vor kurzem war er versetzt worden…
    Wieder versagte seine Erinnerung, aber das machte nichts mehr aus. Er wußte, er war bei gesundem Verstand, hungrig und schrecklich durstig. Schwache Spuren von Schmerz irritierten ihn noch, verblaßten aber bald.
    Er versuchte sich aufzurichten, aber irgend etwas hielt ihn fest. Träge öffnete er die Augen und sah eine Art Netz, das seinen Körper anscheinend umfing. Vier dünne, elastische Schnüre verankerten es an den Wänden – den metallenen Wänden einer winzigen Kammer, in der anscheinend auch sonst alles befestigt war. An der Decke war ein Stuhl festgeschraubt, an zwei Wänden verschiedene Maschinen, und im Luftstrom eines kleinen Ventilators tanzte eine Flasche, frei mitten in der Luft!
    Weltraum! Das war keine Vermutung, sondern Gewißheit. Er befand sich im freien Fall, in irgendeinem Raumschiff. Sein erster entsetzter Gedanke an eine Rasse von fremden Invasoren verpuffte, kaum daß er aufgeblitzt war. Die Gegenstände in seinem Gesichtsbereich waren eindeutig von Menschen hergestellt – und irgendwie wußte er auch, daß Menschen die Ursache seiner augenblicklichen Lage sein mußten.
    An seinem Arm war ein Schlauch befestigt, der zu einer klickenden Maschine führte, deren Anzeigeskala auf Null stand. Es war ein ganz gewöhnliches Infusionsgerät, das ihn kontinuierlich mit der Droge versorgt hatte, bis sie zu Ende war.
    »Schwester!« Seine Stimme klang hohl von den Metallwänden wider. Er wartete, aber es kam keine Antwort. Er rief wieder. »Schwester! Doktor! Hört mich jemand?«
    Im Schiff herrschte Totenstille, bis auf das Ticken der Maschine und das schwache Surren eines Ventilators. Fenton riß die Infusionsnadel unter dem Verband heraus und begann sich aus dem Netz zu schälen. Sein Körper gehorchte ihm wieder ganz zufriedenstellend. An der einen Wand hing ein Plastikbeutel mit einer fremdartigen, grünen Uniform. Er stellte fest, daß ihm die Kleider paßten. Er zog den Reißverschluß der Jacke hoch und griff automatisch nach einer Zigarette in der Brusttasche. Der Rauch wirkte beruhigend, bis er auf dem Feuerzeug das eingravierte P. F. über einer Art Emblem entdeckte. Es stellte ein stilisiertes Raumschiff dar, das von der Erde auf etwas zuhielt, das eine Raumstation sein mochte.
    Er zog heftig an seiner Zigarette und überlegte, was seine Initialen hier zu suchen hatten, und warum

Weitere Kostenlose Bücher