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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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›aber natürlich‹«, erklärte ich. »Ich würde vorschlagen, daß wir mit dem Anfang anfangen. Da ist dieser Brief von mir – nein, lassen wir das«, fügte ich hastig hinzu, als ich ihren Gesichtsausdruck bemerkte. »Du hast also begonnen, im Labor deines Onkels mit einem Ding zu arbeiten, das ihr Geschichtsmaschine nennt. Was ist das – eine Art Tonbandgerät?«
    »Himmel, nein. Es ist eine Art Kasten, der einen in andere Zeitalter und an andere Orte bringt.«
    »Oh«, sagte ich. »Du… du meinst, man steigt irgendwann im zweiundzwanzigsten Jahrhundert hinein und kommt im zwanzigsten heraus?«
    »Oder sonst irgendwo in der Vergangenheit«, nickte sie. »Aber natürlich darf das nicht jeder tun. Man muß sich qualifizieren und eine Lizenz beantragen und so. Es gibt nur sechs zugelassene Geschichtsmaschinen in England und nur etwa hundert in der ganzen Welt, und die Zulassungsbedingungen sind sehr streng.
    Als die ersten gebaut wurden, hatte man noch keine Ahnung, welche Probleme dadurch entstehen konnten, aber nach einiger Zeit begannen die Historiker, Berichte von den verschiedenen Perioden, in die Zeitreisen stattgefunden hatten, zu überprüfen, und sie stießen auf einige seltsame Dinge. Da war Heron, der irgendwann um Christi Geburt in Alexandria eine Art einfache Dampfmaschine baute; dann Archimedes, der bei der Belagerung von Syrakus eine Art Napalm einsetzte; Leonardo da Vinci, der Fallschirmspringer zeichnete, obwohl es nichts gab, von dem man mit einem Fallschirm hätte abspringen können; Eric der Rote, der Amerika anscheinend so ganz nebenbei entdeckte, Jahrhunderte, bevor Kolumbus lebte; und Napoleon, der sich Gedanken über Unterseeboote machte – und eine Reihe anderer verdächtiger Vorfälle. Es war offensichtlich, daß einige Leute unvorsichtig gewesen waren, als sie die Maschine benutzten, und Chronoklasmen verursacht hatten.«
    »Was verursacht hatten?«
    »Chronoklasmen – so nennt man Ereignisse, die zur falschen Zeit stattfinden, weil irgendjemand nicht aufgepaßt hat oder unbedachte Sachen gesagt hat.
    Nun, die meisten dieser Vorfälle haben nicht viel Schaden angerichtet – jedenfalls, soweit wir feststellen können. Es ist natürlich möglich, daß der natürliche Verlauf der Geschichte mehrmals geändert wurde, und es werden viele gescheite Arbeiten verfaßt, um das zu beweisen. Aber alle sahen ein, daß die Folgen äußerst gefährlich sein konnten – allzu leicht konnte ein echtes Paradoxon entstehen. Stell dir nur einmal vor, jemand hätte durch eine Unvorsichtigkeit Napoleon das Prinzip des Verbrennungsmotors zusätzlich zur Idee des Unterseebootes zugänglich gemacht – unvorstellbar, was geschehen hätte können. Deshalb wurde beschlossen, daß alle unbefugten Zeitreisen sofort aufzuhören hätten, und daß die Geschichtsmaschinen nur mehr von ausgewiesenen Wissenschaftlern benutzt werden dürften, die eine Genehmigung des Historikerrats besaßen.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Schau, wenn etwas geschehen ist, dann ist es geschehen. Ich meine – nun, ich zum Beispiel existiere. Ich könnte nicht plötzlich aufhören zu existieren, bloß weil jemand in der Zeit zurückreist und meinen Großvater in zartem Kindesalter umbringt.«
    »Aber du würdest gar nicht existiert haben, wenn das jemand getan hätte, nicht wahr?« meinte sie. »Nein, der Trugschluß, daß die Vergangenheit unveränderlich ist, schadete so lange nichts, als es keine Möglichkeit gab, sie zu verändern. Als das dann aber möglich wurde und man den Irrtum bewies, begriffen alle, daß man sehr vorsichtig sein mußte. Dafür sind die Historiker verantwortlich – alles andere, wie die Zeitreisen nun tatsächlich funktionieren, ist eine Sache der höheren Mathematik.
    Bevor man also eine Geschichtsmaschine benutzen darf, muß man Spezialkurse durchmachen, Prüfungen ablegen, um diverse Genehmigungen ansuchen und feierliche Garantien abgeben – und dann muß man noch mehrere Probejahre ableisten, bevor man konzessioniert wird. Erst dann darf man selbständig in der Zeit reisen und beobachten. Und das ist alles, was man darf, beobachten. Die Vorschriften sind sehr, sehr streng.«
    Ich dachte darüber nach. »Falls dir die Frage nicht unangenehm ist – verletzt du nicht jetzt in jedem Augenblick eine Menge dieser Vorschriften?«
    »Natürlich tu ich das. Deswegen wollten sie mich ja zurückholen«, sagte sie.
    »Und wenn sie dich erwischen, wird dir die Lizenz abgenommen oder so?«
    »Du lieber Himmel, ich

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