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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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nicht, daß über ihn die Nase gerümpft wird.«
    »Ich dachte weniger an die Zeit deines Hierseins als an später, wenn du zurückgekehrt bist. Es gibt hier eine Menge komplizierte Vorschriften, was die Annullierung einer Ehe betrifft. Es müßte böswilliges Verlassen bewiesen werden, und es wäre auch nicht einfach, dich für tot erklären zu lassen. Bis dahin aber kann er niemand anderen heiraten.«
    »Ich bin überzeugt, er würde gar nicht jemand anderen heiraten wollen, nicht wahr, Liebling?« sagte sie.
    »Gewiß nicht«, bestätigte ich.
    »Bist du ganz sicher, Liebling?«
    »Liebling«, sagte ich und nahm ihre Hand in meine, »selbst wenn alle Frauen der Welt…«
    Nach einer Weile bat Dr. Gobie mit entschuldigendem Hüsteln wieder um unsere Aufmerksamkeit.
    »Der eigentliche Grund meines Besuchs«, erklärte er, »ist, daß ich meine Nichte zu sofortiger Rückkehr überreden muß. Es herrscht die größte Aufregung und Verwirrung wegen dieser Affäre, und man gibt im wesentlichen mir die Schuld. Es ist unsere größte Sorge, sie zurückzuholen, bevor ernstlicher Schaden entsteht. Jedes Chronoklasma pflanzt sich durch alle Zeiten hin fort – und diese Eskapade kann jeden Augenblick zu einem wirklich gefährlichen führen. Wir sind schon alle ziemlich mit den Nerven herunter, wenn ich das so ausdrücken darf.«
    »Das tut mir leid, Onkel Donald – und daß man dir die Schuld gibt. Aber ich werde nicht zurückkehren. Ich bin hier sehr glücklich.«
    »Aber die drohenden Chronoklasmen, meine Liebe. Ich kann nicht mehr schlafen, wenn ich daran denke…«
    »Lieber Onkel – wenn ich jetzt gleich zurückkehrte, würde es noch viel fürchterlichere Chronoklasmen geben. Ich kann nicht zurück, du mußt das einsehen und es den anderen begreiflich machen.«
    »Du kannst nicht …?« wiederholte er.
    »Schau, wenn du in den alten Büchern nachliest, wirst du feststellen, daß mein Ehemann – ist das nicht ein komisches altes Wort? Aber mir gefällt es irgendwie. Das Wort Ehe leitet sich von einer westgermanischen Wurzel…«
    »Du wolltest mir erklären, warum du nicht zurückkommen kannst«, unterbrach sie Dr. Gobie.
    »Ach ja. Nun, du wirst in den Büchern lesen, daß er den Unterwasserfunk erfunden hat und dann später den gekrümmten Sendestrahl, wofür er geadelt wurde.«
    »Das ist mir alles bekannt, Tavia. Ich verstehe nicht, was…«
    »Aber, Onkel Donald, versuch doch zu begreifen – wie, in aller Welt, soll er diese Sachen erfinden, wenn ich nicht hier bin, um ihm zu zeigen, wie er es anfangen muß? Wenn du mich jetzt zurückholst, wird er sie nicht erfinden, und was passiert dann?«
    Dr. Gobie starrte sie eine ganze Weile unverwandt an.
    »Ja«, sagte er, »ja, ich muß zugeben, daß mir dieser Aspekt entgangen ist«, und verlor sich in Gedanken.
    »Außerdem«, ergänzte Tavia, »wäre es schrecklich für Gerald, mich zu verlieren, nicht wahr, Liebling?«
    »Ich…«, begann ich, aber Dr. Gobie schnitt mir das Wort ab, indem er aufstand.
    »Ja«, sagte er. »Ich sehe ein, daß wir noch einige Zeit warten müssen. Ich werde deine Argumentation den anderen unterbreiten, aber es wird nur ein Aufschub sein, denk daran.«
    Auf dem Weg zur Tür blieb er noch einmal stehen.
    »Mittlerweile, meine Liebe, sei bitte vorsichtig. Diese Dinge sind so verwickelt und unberechenbar. Mir schaudert bei dem Gedanken an all die Komplikationen, die du verursachen könntest, wenn du – nun, sagen wir, wenn du etwas Unverantwortliches tust, wie zum Beispiel deine eigene Vorfahrin zu werden.«
    »Das ist etwas, das mir nicht passieren kann, Onkel Donald. Ich entstamme einer Seitenlinie.«
    »So. Nun, das ist ja günstig. Dann sage ich also Auf Wiedersehen zu dir, meine Liebe, und zu Ihnen auch, Sir… äh, Mr. Lattery. Ich bin sicher, daß wir einander noch einmal begegnen – es war recht interessant, einmal nicht nur als Beobachter herkommen zu können.«
    »Onkel Donald, warum mußt du immer solche Reden schwingen?«
    meinte Tavia lächelnd.
    Er schüttelte tadelnd den Kopf.
    »Ich fürchte wirklich, du hättest es als Historikerin nicht allzuweit gebracht, meine Liebe. Du bist nicht gründlich genug. Diese Redewendung ist frühes zwanzigstes Jahrhundert, und, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, sie war auch schon damals eine Spur zu ordinär für eine junge Dame.«
    Die erwartete ›Schießerei‹ fand etwa eine Woche später statt. Drei Männer, recht überzeugend als Landarbeiter verkleidet, näherten sich dem

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