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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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reicht aber nicht für mehr.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen, Liebling«, meinte Tavia heiter. »Du kannst ja einfach etwas erfinden.«
    »Ich? Etwas erfinden?« rief ich.
    »Ja. Du bist doch in der Funkerei ziemlich gut beschlagen, nicht?«
    »Nun ja, man hat mich in der R. A. F. durch ein paar Radarkurse geschleust.«
    »Oh… die Royal Air Force!« sagte sie begeistert. »Wenn ich mir vorstelle, daß du tatsächlich im Zweiten Weltkrieg gekämpft hast! Bist du Monty und Ike oder so jemandem begegnet?«
    »Nicht persönlich. Andere Waffengattung«, erklärte ich.
    »Wie schade. Das waren Helden! Aber was nun diese Erfindungen betrifft – besorg einfach ein paar fortgeschrittenere Radiotechnik‐und Elektronikbücher, dann zeige ich dir, was du erfinden mußt.«
    »Du zeigst…? Oh, ich verstehe. Aber hältst du das für ganz anständig?« fragte ich zweifelnd.
    »Weshalb denn nicht? Schließlich müssen alle Sachen einmal von jemandem erfunden werden, oder ich hätte nicht in der Schule davon lernen können, nicht?«
    »Ich… äh, ich glaube, das muß ich mir noch ein bißchen überlegen«, sagte ich.
    Es war, vermute ich, ein Zufall, daß ich gerade an diesem Morgen eine Bemerkung darüber gemacht hatte, daß man uns anscheinend in Ruhe lassen wollte – andererseits traue ich Zufällen nicht mehr recht, seit ich Tavia kenne. Jedenfalls schaute Tavia später an diesem Vormittag aus dem Fenster und sagte:
    »Liebling, dort drüben unter den Bäumen steht jemand und winkt.«
    Ich trat ans Fenster, und tatsächlich entdeckte ich ein an einen Stock gebundenes weißes Taschentuch, das langsam hin und her geschwenkt wurde. Mit dem Fernglas konnte ich auch den Winkenden erkennen, einen älteren Mann, der fast ganz von dem Buschwerk verdeckt war. Ich gab Tavia das Glas.
    »Oh je! Onkel Donald«, rief sie. »Ich glaube, wir sollten wohl lieber mit ihm reden. Er scheint allein zu sein.«
    Ich ging hinaus bis ans Ende meines Kieswegs und bedeutete ihm, herauszukommen. Zögernd wagte er sich aus seinem Versteck, den Stock mit dem Taschentuch wie ein Banner vor sich hertragend. Undeutlich hörte ich ihn rufen: »Nicht schießen!«
    Ich breitete die Hände aus, um zu zeigen, daß ich unbewaffnet war. Tavia kam heraus und stellte sich neben mich. Als er näher kam, nahm er den Stock in die linke Hand, lüftete den Hut mit der rechten und neigte höflich den Kopf.
    »Sir Gerald! Es ist mir eine Freude, Sie wiederzusehen«, sagte er.
    »Noch nicht Sir Gerald, Onkel. Mr. Lattery«, sagte Tavia.
    »Ach je. Dumm von mir. Mr. Lattery«, fuhr er fort, »ich bin sicher, es wird Sie freuen zu hören, daß die Wunde mehr unangenehm denn ernsthaft ist. Der bedauernswerte Bursche wird nur einige Zeit auf dem Bauch schlafen müssen.«
    »Bedauernswerter Bursche…?« wiederholte ich verständnislos. »Der, den Sie gestern angeschossen haben.« »Den ich angeschossen habe?« »Vermutlich morgen oder übermorgen«, sagte Tavia munter.
    »Onkel, du verpatzt aber auch jede Einstellung.«
    »Ich verstehe das Prinzip sehr gut, meine Liebe. Nur finde ich die technischen Details der Handhabung manchmal etwas verwirrend.«
    »Na, mach dir nichts draus. Nachdem du schon mal hier bist, solltest du lieber hereinkommen«, sagte sie. »Und dieses Taschentuch kannst du wieder einstecken«, fügte sie hinzu.
    Als er eintrat, bemerkte ich, daß er den Raum mit einem schneilen Rundblick musterte und befriedigt nickte, als er sich von der Authentizität der Einrichtung überzeugt hatte. Wir setzten uns. Tavia sagte:
    »Bevor wir auf andere Dinge zu sprechen kommen, Onkel Donald, solltest du erfahren, daß ich mit Gerald – Mr. Lattery – verheiratet bin.«
    Dr. Gobie blinzelte sie erstaunt an.
    »Verheiratet?« wiederholte er. »Wozu?«
    »Ach Gott«, sagte Tavia. Geduldig erklärte sie: »Ich liebe ihn, und er liebt mich, deshalb bin ich seine Frau. Es ist hier so Brauch.«
    »Tz, tz!« sagte Dr. Gobie kopfschüttelnd. »Natürlich bin ich mir deiner sentimentalen Neigung für das zwanzigste Jahrhundert und seine Sitten bewußt, meine Liebe, aber es war doch gewiß nicht nötig, daß du dich gleich wie eine… äh… wie eine Eingeborene benimmst?«
    »Es macht mir aber Spaß«, versicherte ihm Tavia.
    »Ach, diese romantische Jugend… Aber hast du bedacht, welche Schwierigkeiten du Sir Ger… äh, Mr. Lattery bereiten wirst?«
    »Aber ich erspare ihm Schwierigkeiten, Onkel Donald. Sie rümpfen hier die Nase, wenn man nicht heiratet, und ich wollte

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