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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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und den gottserbärmlich weichen, furchtbar leicht zerbrechlichen Überresten des Raumschiffs in die richtige Form bringen. Noch ein paar Jahre, und er konnte endlich leben, wie es eines Mannes würdig war.
    Er seufzte, streckte sich aus und schlief ein.
    Etwas mehr als einhundertundzwölftausend Meilen entfernt nahm Edward Anglesey seinen Helm ab.
    Blinzelnd schaute er sich um. Nachdem er von der Oberfläche des Jupiters zurückgekehrt war, machte es ihm immer ein wenig Kopfzerbrechen, sich hier in dem sauberen, ruhigen, ordentlich aufgeräumten Kontrollraum wiederzufinden.
    Seine Muskeln schmerzten. Das durfte eigentlich nicht sein, schließlich hatte er ja nicht in Wirklichkeit gegen einen Sturm von mehreren hundert Meilen Geschwindigkeit angekämpft, unter der dreifachen Erdschwerkraft und Temperaturen von minus einhundertundvierzig Grad. Er war die ganze Zeit über hier gewesen, in der fast nicht spürbaren Gravitation von Jupiter V, hatte das normale Luftgemisch aus Sauerstoff und Stickstoff geatmet. Es war Joe, der dort unten lebte und seine Lungen mit Wasserstoff und Helium füllte, unter einem Druck, den man sich kaum vorstellen konnte; immerhin zerstörte er Aneroidbarometer und machte piezoelektrische Messungen unmöglich.
    Nichtsdestotrotz fühlte sein Körper sich zerschunden und zerschlagen an. Zweifellos litt er an psychosomatischen Spannungen.
    Schließlich war er ja einige Stunden lang gewissermaßen Joe gewesen, und Joe hatte hart gearbeitet.
    Ohne Helm spürte Anglesey nur noch die Spur einer Verbindung. Der Esprojektor war immer noch auf Joe gerichtet, aber nicht mehr auf sein eigenes Gehirn eingestellt. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein verspürte er ein unbeschreibbares Gefühl der Schläfrigkeit. Dann und wann trieben unbestimmte Formen oder Farben in die sanfte Schwärze – Träume? Es war nicht ausgeschlossen, daß Joes Gehirn träumte, wenn Anglesey es nicht benutzte.
    Auf der Schalttafel des Esprojektors begann ein Licht rot zu flackern, und eine Klingel schrillte warnend. Anglesey fluchte. Seine dünnen Finger huschten über die Kontrollen seines Rollstuhls, der sofort herumschwang und zur Schalttafel hinüberrollte. Ja, dort – die K-Röhre oszillierte wieder! Der Stromkreis fiel aus. Mit der einen Hand riß er die Verkleidung auf, mit der anderen fummelte er in einer Schublade herum.
    Er konnte spüren, wie der Kontakt mit Joe langsam nachließ. Sobald er ihn einmal verloren hatte, war es ungewiß, ob er ihn je wieder aufnehmen konnte. Und Joe war eine Investition von mehreren Millionen Dollar, das Produkt hochqualifizierter, langjähriger Arbeit.
    Anglesey drehte die ausgefallene K-Röhre aus ihrer Halterung und warf sie auf den Fußboden. Glas explodierte. Das erleichterte die Wut in ihm ein wenig, gerade soviel, daß er eine Ersatzröhre finden, sie einschrauben und den Schaltkreis erneut einschalten konnte. Als die Maschine die Arbeit wieder aufnahm, spürte er hinten in seinem Gehirn Joe wieder stärker.
    Der Mann in dem elektrischen Rollstuhl fuhr langsam aus dem Raum in die Vorhalle. Sollte ein anderer doch die zerbrochene Röhre aufkehren! Zur Hölle mit ihr! Zur Hölle mit allen!
    Jan Cornelius war noch nie weiter von der Erde entfernt gewesen als auf einer der bequem erreichbaren Mondstationen. Er fühlte sich von der Psionics Corporation ziemlich verschaukelt.
    Ausgerechnet ihn mußten sie in ein dreizehnmonatiges Exil schicken. Auch die Tatsache, daß er eventuell mehr als jeder andere über Esprojektoren und ihr verdammtes Innenleben wußte, war keine Entschuldigung. Weshalb schickten sie überhaupt jemanden! Wen interessierte das denn schon?
    Anscheinend den Wissenschaftsrat der Föderation. Er hatte diesen bärtigen Eremiten wohl einen Blankoscheck ausgestellt, für den die Steuerzahler nun aufkommen mußten.
    Mit diesem Problem waren Cornelius’ Gedanken auf dem ganzen Weg zum Jupiter beschäftigt. Erst der Bremseffekt zermürbte ihn zu sehr, als daß er weiter daran denken konnte. Und als er schließlich, direkt vor der Ausschiffung, ins ›Gewächshaus‹ des Raumschiffs ging, um den Jupiter zu betrachten, sagte er kein Wort. Jedem, der den Jupiter zum ersten Mal sieht, ergeht es so.
    Arne Viken wartete geduldig, während Cornelius starrte. Dieser Anblick packt auch mich immer noch, erinnerte er sich. Ganz hart. Manchmal habe ich direkt Angst vor ihm.
    Schließlich drehte sich Cornelius um. Irgendwie sah er selbst aus wie der Jupiter, mit seiner imposanten Gestalt.

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