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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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hier?«
    »Nein, nicht ganz. Genaugenommen hat es keiner. Wir haben einen Verwalter, den Koch, der sich mit diesen kleinen Nebensächlichkeiten beschäftigt. Vergessen Sie nicht, daß dies in erster Linie eine Forschungsstation ist.«
    »Und worin liegt Ihr Betätigungsfeld?«
    Viken runzelte die Stirn. »Fragen Sie nie so geradeheraus, Dr. Cornelius«, warnte er. »Die Männer der Station unterhalten sich gern so lange wie möglich mit jedem Neuankömmling. Es kommt nicht oft vor, daß jemand bei uns ist, dessen Reaktionen noch nicht so festgefahren sind – nein, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, schon in Ordnung. Ich bin Physiker, spezialisiert auf feste Aggregatzustände unter extrem hohen Drucken.« Er deutete zur Wand. »Wir haben noch viel zu lernen – dort draußen.«
    »Hm, ich verstehe.« Cornelius rauchte eine Zeitlang schweigend. »Man sagt von mir, daß ich ein Experte für Psionik bin«, sagte er dann, »aber, ehrlich gesagt, momentan habe ich noch keine Idee, wo der Schaden an Ihrem Gerät liegen könnte.«
    »Sie wollen damit sagen, daß diese… äh… K-Röhren auf der Erde keine so hohe Ausfallquote aufweisen?«
    »Und auf dem Mond, dem Mars, der Venus – anscheinend nirgendwo, nur hier.« Cornelius zuckte die Achseln. »Natürlich haben es Psistrahlen immer in sich, und manchmal kommt es zu einem ungewollten Feedback, wenn… Aber nein, das ist reine Theorie. Wo sind Ihre Psimänner?«
    »Wir haben nur Anglesey, und er ist noch nicht einmal ein gründlich ausgebildeter Esmann. Aber er beschäftigte sich damit, nachdem er verkrüppelt wurde, und zeigte solch ein natürliches Talent, daß man ihn hierherschickte, als er sich darum bewarb. Es ist sowieso schon schwer genug, jemanden für Jupiter V zu gewinnen; auf Doktortitel legen wir keinen großen Wert. Außerdem scheint Ed Joe genauso gut zu lenken wie ein Doktor der Psionik.«
    »Ah ja, Ihr Pseudojupitermensch. Um ihn muß ich mich besonders gründlich kümmern«, sagte Cornelius. Ungewollt begann er sich für das Problem zu interessieren. »Vielleicht liegt der Ärger in Joes Biochemie, wer weiß? Ich verrate Ihnen hiermit ein kleines, aber sorgsam gehütetes Geheimnis, Dr. Viken: Die Psionik ist keine exakte Wissenschaft.«
    »Die Physik auch nicht«, gab der andere grinsend zurück. Nach einem Moment fügte er in nüchternerem Tonfall hinzu: »Zumindest nicht mein Zweig der Physik. Aber ich hoffe, daß ich ihn exakt machen kann. Deshalb bin ich hier, wissen Sie. Deshalb sind wir alle hier.«
    Als Cornelius Edward Anglesey zum ersten Mal sah, war er doch recht schockiert. Anglesey bestand aus einem Kopf, einem Paar Armen und unangenehm durchdringend blickenden blauen Augen. Der Rest war kaum erwähnenswert, wurde umschlossen von einer mit Rädern ausgestatteten Maschine.
    »Er ist Biophysiker«, hatte Viken Cornelius berichtet. »Als junger Mann studierte er atmosphärische Sporen auf der Erdstation. Dann geschah der Unfall; sämtliche Körperteile unterhalb seiner Brust sindtot. Er ist ein bissiger Typ. Überfordern Sie ihn nicht.«
    Als Cornelius jetzt auf einem zerbrechlichen Stuhl im Kontrollraum des Esprojektors saß, hatte er den Eindruck, daß Viken die Tatsachen nur beschönigt hatte.
    Anglesey aß, wie er sprach: Achtlos. Die Greifarme des Stuhls wischten den Boden hinter ihm auf. »Ich muß hier sein«, erklärte er. »Diese stumpfsinnige Station richtet sich nach der offiziellen Erdzeit, GMT. Jupiter nicht. Ich muß hier sein, sobald Joe aufwacht, dazu bereit sein, ihn zu übernehmen.«
    »Könnte nicht jemand anders eine Schicht übernehmen?« fragte Cornelius.
    »Pah!« Anglesey spießte ein Stück Protein auf und hielt es seinem Gegenüber unter die Nase. Da Englisch, die offizielle Sprache der Station, zugleich seine Muttersprache war, sprudelten die Worte aus ihm mit ungezügelter Wildheit nur so hervor. »Sagen Sie, haben Sie ein therapeutisches Espen durchgeführt? Kein bloßes Lauschen, auch keine Verständigung, sondern echte pädagogische Kontrolle?«
    »Nein. Dafür braucht man eine gewisse natürliche Begabung, wie Sie sie haben.« Cornelius lächelte. Seine kleine Schmeichelei glitt ohne Auswirkung an den harten Zügen des Mannes vor ihm ab. »Ich nehme an, Sie meinen damit Fälle wie die Regeneration des Nervensystems eines gelähmten Kindes?«
    »Ja, genau. Ein gutes Beispiel. Hat schon jemand versucht, dabei die Persönlichkeit des Kindes völlig zu unterdrücken, es im wortwörtlichen Sinne zu

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