Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 10

Titan 10

Titel: Titan 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
immer sechzehn heraus. Er grübelte über den Artikel im Weekly Ray nach, gab es aber schließlich auf, da er sich schon zu lange nicht mehr mit Atomphysik beschäftigt hatte und die Symbole und Zahlenketten ohne Bedeutung für ihn blieben. Es schien, daß er auf Jenkins’ Aussagen vertrauen mußte. Aber was hielt eigentlich den Krankenwagen so lange auf? Inzwischen hätte er die Sirene längst schon wieder hören müssen.
    Doch es war kein Wagen, der schließlich kam, sondern fünf Verletzte. Zwei trugen einen dritten, und der vierte stützte den fünften. Jenkins versorgte den, der nicht mehr aus eigener Kraft laufen konnte, unterstützt von seiner Frau. Er wies ähnliche Symptome wie die ersten drei Patienten auf, hatte aber keine Verbrennungen, die von dem direkten Kontakt mit glühendem Metall herrührten. Ferrel kümmerte sich um die anderen.
    »Wo bleibt Beel und der Krankenwagen?« fragte er, während er das Bein des Mannes untersuchte und mit der Behandlung begann, ohne ihn erst auf einen OP‐Tisch zu legen. Anscheinend war ein erbsengroßes Stück radioaktiver Materie unter der Hüfte zehn Zentimeter tief ins Fleisch eingedrungen, und der Beinbruch war eine Folge der heftigen Muskelkrämpfe unter Strahleneinfluß. Die Wunde sah böse aus, aber inzwischen hatte die Kraft der Radioaktivität die umgebenden Nerven ausgebrannt, und das Bein war schlaff und ohne Gefühl. Der Mann sah zu, wie Dr. Ferrel die Wunde auskratzte und war dem Koma nahe; seine Augen quollen aus den Höhlen, und das Gesicht war zu einer gräßlichen Grimasse verzogen, aber er zuckte nicht einmal. Ferrel arbeitete im Schutz eines Bleimantelschildes. Seine Arme waren mit schweren bleiernen Handschuhen geschützt, und die herausgekratzten Fleischklumpen und Splitter legte er in eine Schale aus dem gleichen Material.
    »Beel – der ist zu nichts mehr zu gebrauchen, Doc«, sagte einer der Verletzten, als er die Augen von dem Skalpell abwenden konnte. »Hat sich irgendwo vollaufen lassen und ist mit dem Krankenwagen gegen eine Hauswand gedonnert. Konnte es nicht mitansehen, wie wir die Verletzten rausgezogen haben – und dabei haben wir nicht einmal einen Schluck zu trinken bekommen!«
    Ferrel starrte den Mann an und bemerkte, daß Jenkins es ihm gleichtat. »Ihr habt sie rausgezogen? Soll das heißen, daß ihr gar nicht in den Reaktorräumen gewesen seid, als der Unfall passierte?«
    »Nein, Doc. Sehen wir so mitgenommen aus? Die zwei erwischte es, als das Zeug einfach ihre Schutzanzüge durchschlug. Ich, ich habe ein paar Verbrennungen abbekommen, aber ich beschwere mich nicht. Da hab’ ich ganz andere Sachen gesehen, als daß ich eine große Fresse haben könnte.«
    Ferrel hatte sich bislang nicht um die drei gekümmert, die noch mit eigener Kraft laufen konnten, aber jetzt untersuchte er sie sorgfältig. Sie hatten schlimme Strahlenverbrennungen davongetragen, die aber noch so frisch waren, daß sie nicht viel Schmerzen verursachten. Außerdem hatten ihre Erlebnisse sie gegen den Schmerz abgestumpft, genau wie es bei einem in der Schlacht verwundeten Soldaten passieren kann, der erst bemerkt, daß er verwundet worden ist, wenn die Kämpfe vorüber sind. Und es arbeiteten sowieso nur harte Kerle an den Reaktoren.
    »In meinem Büro steht noch eine Flasche«, sagte er. »Jeder von euch bekommt ein Glas, mehr aber nicht. Dann geht ihr in die Krankenzimmer, und ich werde Schwester Brown zu euch schicken, die eure Wunden so gut wie möglich versorgen wird.« Dr. Brown konnte die Strahlenverbrennungen genausogut wie er versorgen, und es wurde langsam Zeit, daß ihnen jemand die Routinearbeiten abnahm. »Was meint ihr, gibt es noch Chancen, in der Reaktorhalle Lebende zu bergen?«
    »Vielleicht. Jemand hat gesagt, das Ding habe ein Stöhnen vernehmen lassen, eine Minute, bevor es in die Luft ging. Die meisten konnten wohl in die beiden Sicherheitskammern fliehen. Ich glaube, wir gehen wieder zurück und fahren die Panzer – es sei denn, Sie verbieten es; es dauert wohl noch eine halbe Stunde, bis wir die Kammern erreicht haben, und dann werden wir mehr wissen.«
    »Na schön. Aber es hat keinen Sinn, Verletzte wieder an die Arbeit zu schicken, sonst werden wir uns bald vor Verbrennungen nicht mehr retten können. Das kann warten, und außerdem müssen wir uns auf ernsthaftere Fälle vorbereiten. Dr. Brown, ich glaube, Sie fahren am besten mit den Männern hinaus; einer soll den Krankenwagen übernehmen, Jones wird Ihnen zeigen, wo er steht.

Weitere Kostenlose Bücher