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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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recht schwach auszumachen. Bei Sonnenuntergang hatten sich Wolken zusammengeballt, und das den ganzen Monat vorherrschende makellose Wetter schien nun enden zu wollen.
    Hinter Oliver wurde die Tür einen Spalt geöffnet und sofort wieder geschlossen. Bevor er sich umdrehte, nahm er schon Klephs Ausstrahlung wahr – und einen schwachen Duft des Euphoriasikums, das sie viel zu gerne trank. Sie trat neben ihn, legte eine Hand auf die seine und blickte in der Dunkelheit zu seinem Gesicht auf.
    »Oliver«, sagte sie sehr sanft. »Verspreche mir etwas. Verspreche mir, diese Nacht nicht das Haus zu verlassen.« »Das habe ich doch schon versprochen«, entgegnete er ein wenig irritiert.
    »Ich weiß. Doch heute abend – ich habe einen ganz bestimmten Grund dafür, weshalb du diese Nacht im Haus bleiben sollst.« Einen Moment lehnte sie ihren Kopf gegen seine Schulter, und auf unerklärliche Weise legte sich seine Verwirrung etwas. Seit jener letzten Nacht ihrer Enthüllungen hatte er Kleph nicht mehr allein gesprochen, und er vermutete, daß er nie wieder länger als ein paar Minuten mit ihr allein sein würde. Doch er wußte, daß er diese beiden Abende nie vergessen würde. Und er wußte auch, daß sie sehr schwach und kindisch war – doch es war immer noch Kleph, die er in den Armen hielt, und er würde sie wahrscheinlich niemals vergessen können.
    »Du könntest… verletzt werden, wenn du diese Nacht das Haus verläßt«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Ich weiß, daß es letztlich gleichgültig wäre, aber… erinnere dich daran, daß du es versprochen hast, Oliver.«
    Sie ging wieder, und die Tür schloß sich hinter ihr, bevor er die drängenden Fragen, die in seinem Geist warteten, stellen konnte.
    Die ersten Gäste kamen kurz vor Mitternacht. Vom oberen Ende der Treppe aus sah Oliver sie in Gruppen von zweien oder dreien kommen, erstaunt darüber, wie viele Leute aus der Zukunft sich in den letzten Wochen hier eingefunden hatten. Nun bemerkte er deutlich, wie sie sich von der Norm seiner eigenen Epoche unterschieden. Zuerst bemerkte man ihre körperliche Eleganz – perfekte Körperpflege, außergewöhnlich gute Manieren, die metrisch geschulte Stimme. Doch da alle gewissermaßen müßige Sensationsjäger waren, lag eine gewisse Schrille in ihren Stimmen, besonders, wenn sie sich lebhaft miteinander unterhielten. Empfindlichkeit und Zügellosigkeit zeigte sich unter ihren guten Manieren. Und an diesem Abend kam eine alles verdrängende Aufregung hinzu.
    Um ein Uhr hatten sich alle in den vorderen Räumen versammelte. Die Teetassen begannen anscheinend von selbst zu dampfen, und das gesamte Haus war von jenem dünnen, schwachen Duft erfüllt, der diese Euphorie hervorrief, die man mit dem Duft des Tees einatmete.
    Oliver fühlte sich leicht und schläfrig. Eigentlich hatte er sich dazu entschlossen, mit den anderen zusammenzusitzen, doch er mußte am Fenster seines eigenen Zimmers eingeschlafen sein, ein ungeöffnetes Buch auf dem Schoß.
    Denn als es geschah, war er sich ein paar Minuten lang nicht im klaren, ob er träumte oder nicht.
    Der unglaubliche, ungeheure Aufprall war mehr als nur ein Geräusch. Er fühlte das ganze Haus unter sich erzittern, fühlte mehr, als er hörte, wie die Holzbalken wie gesplitterte Knochen aneinander rieben, während er sich noch im Grenzland des Schlafes befand. Als er endgültig erwachte, lag er zwischen den zersplitterten Überresten des Fensters auf dem Fußboden.
    Er konnte nicht sagen, ob er lange oder nur kurz dort gelegen hatte. Die ganze Welt toste noch von jenem schrecklichen Lärm, oder seine Ohren waren davon betäubt, denn sonst vernahm er kein Geräusch.
    Er befand sich schon halbwegs in der Diele zu den vorne gelegenen Räumen, als die Geräusche von draußen zurückkehrten. Zuerst war es ein tiefes, unbeschreibliches Grollen, durchsetzt mit unzähligen leisen, weit entfernten Schreien. Olivers Trommelfelle schmerzten noch von dem schrecklichen Aufprall des tosenden, unbekannten Lärms, doch seine Taubheit legte sich, und bevor er sie sah, hörte er die ersten Stimmen aus der betroffenen Stadt.
    Die Tür zu Klephs Zimmer widersetzte sich ihm einen Moment lang. Die Gewalt der – der Explosion? – hatte das Haus erschüttert, und der Rahmen war verzogen. Als er die Tür endlich geöffnet hatte, starrte er benommen in die Dunkelheit vor sich. Alle Lichter waren erloschen, aber ein atemloses Flüstern vieler Stimmen erfüllte das Zimmer.
    Die Stühle waren um

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