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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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wortlos mit nach oben. Fünf Minuten später erlosch der mentale Druck in der Luft abrupt, und segensreicher Frieden durchzog das Haus.
    »Sie werden es noch einmal versuchen«, sagte Omerie zu Oliver an der Tür des hinteren Schlafzimmers. »Wir müssen auf der Hut sein. Und was Sie betrifft, muß ich dafür sorgen, daß Sie bis Freitag das Haus nicht verlassen. In Ihrem eigenen Interesse rate ich Ihnen, es mich wissen zu lassen, wenn Hollia versucht, ein paar neue Tricks auszuspielen. Ich gestehe, daß ich mir darüber noch nicht ganz klar bin, wie ich Sie dazu zwinge, im Haus zu bleiben. Ich könnte Methoden benutzen, die sehr unbequem für Sie sind, doch ich würde es vorziehen, Ihr Wort darauf zu erhalten.«
    Oliver zögerte. Das Nachlassen des Drucks auf sein Gehirn hatte ihn erschöpft und fast betäubt, und er war sich überhaupt nicht sicher, was er sagen sollte.
    »Es war teilweise unsere Schuld«, fuhr Omerie nach einer Weile fort, »da wir uns nicht versichert haben, ob wir das Haus allein bewohnen. Wenn Sie hier bei uns bleiben, könnten Sie kaum dazu beitragen, Argwohn zu erzeugen. Sollen wir so übereinkommen: Für Ihr Versprechen ersetze ich Ihnen einen Teil des Geldes, das Sie für den Verkauf dieses Hauses bekommen hätten?«
    Oliver dachte darüber nach. Es würde Sue ein wenig besänftigen. Und es bedeutete lediglich zwei Tage Hausarrest. Außerdem – was für einen Nutzen hätte ihm ein Entkommen gebracht? Was könnte er Nichteingeweihten erzählen, um nicht sofort in eine Gummizelle gesteckt zu werden?
    »Na gut«, sagte er müde. »Ich verspreche es.«
    Am Freitagmorgen hatte es immer noch kein neues Lebenszeichen von Hollia gegeben. Sue rief am Nachmittag an. Oliver wußte, daß ihre Stimme in der Leitung krächzte, denn Kleph nahm den Anruf entgegen. Sogar das Krächzen klang hysterisch; Sue sah ihr gutes Geschäft schon durch die zusammengekrallten Finger gleiten.
    Klephs Stimme war besänftigend. »Es tut mir leid«, sagte sie immer dann, wenn Sue Luft schnappen mußte. »Es tut mir wirklich leid. Glauben Sie mir, Sie werden herausfinden, daß es gleichgültig ist. Ich weiß… Es tut mir leid…«
    Schließlich legte sie auf. »Das Mädchen behauptet, Hollia habe aufgegeben«, erzählte sie den anderen.
    »Nicht Hollia«, widersprach Klia fest.
    Omerie zuckte die Achseln. »Wir haben nur noch wenig Zeit. Wenn sie einen neuen Trick versucht, wird es diese Nacht geschehen. Wir müssen acht geben.«
    »Oh, nicht heute abend!« Klephs Stimme klang erschrocken. »Nicht einmal Hollia würde dazu imstande sein!«
    »Hollia ist auf ihre Art genauso skrupellos wie du, meine Liebe«, entgegnete Omerie lächelnd.
    »Aber… würde sie uns alles verderben, bloß weil sie nicht hier sein kann?«
    »Was glaubst du denn?« fragte Klia.
    Oliver gab es auf, dem Gespräch zu lauschen. Es ergab für ihn keinen Sinn, doch er wußte, daß diese Nacht das Geheimnis – worum es sich auch immer handeln mochte – enthüllt werden mußte. Er war bereit, darauf zu warten.
    Seit zwei Tagen hatte sich die Aufregung in dem Haus und den drei Menschen, die es mit ihm teilten, ständig erhöht. Sogar die Dienstmädchen nahmen sie wahr und wurden nervös und unsicher. Oliver hatte es aufgegeben, Fragen zu stellen – dadurch machte er die Mieter nur verlegen –, und beobachtete alles sorgfältig.
    Alle Stühle im Haus wurden in den drei vorderen Schlafzimmern aufgestellt. Das Mobiliar wurde zurechtgeschoben, um genügend Platz zu schaffen, und Dutzende von diesen Tassen mit Deckel standen auf Tabletts. Oliver erkannte Klephs Rosenquarz‐Tasse zwischen den anderen. Obwohl kein Dampf aus den winzigen Öffnungen stieg, waren sie gefüllt. Oliver hob eine hoch und fühlte eine schwere Flüssigkeit darin schaukeln; sie wies einen beinahe festen Aggregatzustand auf.
    Offensichtlich wurden Gäste erwartet, doch die gewohnte Stunde des Abendessens – neun Uhr – kam und verstrich, ohne daß jemand auftauchte. Nach der Mahlzeit konnten die Bediensteten nach Hause gehen. Die Sanciscos gingen in ihre Zimmer, um sich umzukleiden, während das Gefühl der Spannung wuchs.
    Nach dem Essen trat Oliver auf die Veranda hinaus; vergeblich versuchte er Vermutungen darüber anzustellen, was für ein Ereignis eine solche Erwartungshaltung im Haus auslösen mochte. Der Mond stand im letzten Viertel und erleuchtete mit seinem Glanz den diesigen Horizont, doch die Sterne, die in diesem Mai bislang jede Nacht hell strahlten, waren heute

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