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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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sich vollaufen lassen, es gibt immer ein paar, die ihren ersten Urlaubstag so verbringen. Aber von den zweihundert Mann, die zurückgekommen sind, traf die Hälfte frühzeitig hier ein, genau wie Sie auch. Alle gaben die gleichen Gründe dafür an: In der Stadt behandelte man sie äußerst unfreundlich, jeder zeigte ihnen die kalte Schulter, bis sie genug davon hatten.«
    Harrison schwieg.
    »Nun widersprechen sich diese beiden Aussagen aber völlig«, erklärte der Botschafter drohend. »Die Hälfte der Männer behauptet, daß die Leute in der Stadt so unfreundlich seien, daß sie lieber zum Schiff zurückgekommen sind. Die andere Hälfte stößt dort auf so viel Gastfreundschaft, daß sie sich entweder völlig betranken oder aber, wenn sie nüchtern geblieben sind, desertierten. Ich verlange eine Erklärung! Irgendeine muß es doch geben. Sie waren zweimal in dieser Stadt. Was halten Sie davon?«
    »Alles hängt davon ab, ob man als Terraner erkannt wird oder nicht«, sagte Harrison vorsichtig. »Und ob man Gands trifft, die einen lieber überzeugen, oder solche, die einem lieber die kalte Schulter zeigen.« Er überlegte einen Moment lang. »Die Uniform verrät uns.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß diese Leute allergisch gegen eine Uniform reagieren?«
    »Mehr oder weniger, Sir.«
    »Haben Sie eine Ahnung, weshalb?«
    »Genau kann ich das auch nicht sagen, Sir, dazu weiß ich noch zu wenig von ihnen. Ich vermute, daß man ihnen beigebracht hat, Uniformen mit dem Terranischen Regime zu assoziieren, dem ihre Vorfahren entkommen sind.«
    »Niemand ist entkommen!« schnaubte der Botschafter. »Sie haben sich der terranischen Erfindungen, Techniken und Herstellungsmethoden bedient, um sich an einen Ort abzusetzen, wo sie mehr Ellbogenfreiheit haben.« Er blickte Harrison düster an. »Trägt keiner von ihnen eine Uniform?«
    »Ich habe zumindest keine als solche erkannt. Sie scheinen größtes Vergnügen daraus zu ziehen, ihre Individualität dadurch zu betonen, möglichst farbenprächtige, voneinander unterschiedliche Kleidung zu tragen. Vom Pferdeschwanz bis zu rosaroten Stiefeln ist mir alles begegnet. Verrückte Kleidung ist bei den Gands zur Norm geworden. Aber eine Uniform zu tragen halten sie für wirklich verrückt – erniedrigend und untragbar für sie.«
    »Sie bezeichnen sie als Gands. Wo haben Sie diese Bezeichnung aufgeschnappt?«
    Harrison berichtete ihm von dem Gespräch mit Elissa. In seiner Vorstellung konnte er sie jetzt deutlich vor sich sehen. Und auch Seths Lokal mit den Tischen und dem Dampf, der hinter der Theke hochstieg. Und er erinnerte sich auch an die Gerüche, die ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Als er diese Szene so vor sich sah, erschien sie ihm etwas Grundsätzliches zu enthalten, das er an Bord des Schiffes nicht finden würde.
    »Und diese Person«, schloß er, »erfand das, was sie als Die Waffe bezeichnen.«
    »Hm. Und die Gands haben behauptet, er sei terranischer Abstammung? Wie sieht er aus? Haben Sie ein Foto oder ein Denkmal gesehen?«
    »Sie stellen keine Denkmäler auf, Sir. Sie behaupten, daß kein Mensch wichtiger als der andere sei.«
    »Blödsinn!« schnappte der Botschafter, der diesen Standpunkt instinktiv ablehnte. »Haben Sie daran gedacht, zu fragen, in welcher Periode der menschlichen Geschichte diese… diese Waffe entwickelt worden ist?«
    »Nein, Sir«, gestand Harrison ein. »Das hielt ich nicht für wichtig.« »Das hielten Sie nicht für wichtig! Manche von euch niedrigen Rängen sind so langsam, daß sie nicht einmal einen Callistrianer im Winterschlaf fangen könnten. Ich will Ihre Fähigkeiten als Raumfahrer nicht kritisieren, aber von der Intelligenz her gesehen sind Sie alle völlige Versager.«
    »Tut mir leid, Sir«, sagte Harrison.
    Tut mir leid? Du feige Laus! flüsterte etwas tief in seinem Verstand. Warum, zum Teufel, soll dir das leid tun? Er ist nur ein schrecklicher Dickwanst, der noch nicht einmal ein Ob abarbeiten könnte. Er ist auch nicht besser als du. Diese Siedler auf Hygeia kämen sogar zu dem Schluß, daß du viel mehr wert bist als er, weil er solch einen Fettwanst mit sich he rumschleppt.
    Und dennoch starrst du auf seine Wampe und sagst »Sir« und »Es tut mir leid«. Wenn er versuchen würde, mit deinem Fahrrad zu fahren, käme er keine zehn Meter weit. Spucke ihm doch vor die Füße und sage: »Das werde ich nicht tun!« Du hast doch keine Angst, oder?
    »Nein!« sagte Harrison laut und deutlich. Captain Crayder

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