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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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seinen Bart. »Nach fünf Tagen läßt die Moral schon nach«, verstand Harrison, der vom Botschafter scharf angeblickt wurde. »Ach, Sie sind das, Mister. Wann sind Sie vom Urlaub zurückgekehrt?«
    »Gestern abend, Sir.«
    »Vor der Zeit, wie? Komisch. Hatten Sie einen Platten?«
    »Nein, Sir, ich habe mein Fahrrad gar nicht mitgenommen.«
    »Auch gut«, brummte der Botschafter. »Wenn Sie das getan hätten, wären Sie jetzt schon tausend Meilen weit weg und immer noch am Strampeln.«
    »Wieso, Sir?«
    »Wieso? Er fragt mich nach dem Grund! Genau das will ich von Ih nen wissen – wieso!« Er brummte wieder etwas Unverständliches. »Sind Sie allein oder mit Begleitung in die Stadt gegangen?« fragte er dann.
    »Zusammen mit Sergeant Gleed, Sir.«
    »Rufen Sie ihn herbei!« befahl der Botschafter dem Ersten Maat.
    Morgan öffnete die Tür und brüllte: »Gleed!« Keine Antwort. Er versuchte es noch einmal, wieder ohne Ergebnis. Dann versuchte er es erneut über das Lautsprechersystem, aber Gleed meldete sich nicht. »Steht er in den Listen?«
    Grayder schaute nach. »Er ist heute morgen zurückgekommen. Vierundzwanzig Stunden vor der Zeit. Vielleicht hat er sich mit den Leuten, die ihren Urlaub heute morgen antraten, noch einmal auf den Weg gemacht und sich nicht abgemeldet. Das wäre ein doppeltes Vergehen.«
    »Vergehen hin, Vergehen her, wenn er sich nicht an Bord befindet, muß er draußen sein.«
    »Ja, Euer Exzellenz«, seufzte Captain Grayder müde.
    »GLEED!« brüllte Morgan draußen. Dann steckte er den Kopf zur Tür herein und sagte: »Euer Exzellenz, einer der Männer behauptet, Sergeant Gleed sei nicht an Bord. Er habe ihn vor kurzem noch in der Stadt gesehen.«
    »Schicken Sie ihn herein«, befahl der Botschafter mit herrischer Geste. »Sie, Harrison, bleiben noch hier«, donnerte er. »Und hören Sie auf, mit den Ohren zu wackeln. Ich bin noch lange nicht mit Ihnen fertig.«
    Ein hochgewachsener Soldat mit ausgesprochenem Affengesicht kam herein und blinzelte erschrocken. Mit einer Massierung von so vielen hohen Tieren hatte er nicht gerechnet.
    »Was wissen Sie von Sergeant Gleed?« erkundigte sich der Botschafter.
    Der Soldat fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihm tat es jetzt schon leid, daß er seinen Vorgesetzten erwähnt hatte. Er blinzelte heftig. »Es ist so, Euer Ehren, ich…«
    »Sagen Sie ›Sir‹ zu mir!« »Jawohl, Sir.« Er blinzelte erneut. »Ich ging heute morgen mit der zweiten Urlaubsgruppe hinaus und kam vor ein paar Stunden zurück, weil mein Magen rebellierte. Auf dem Heimweg traf ich Sergeant Gleed und unterhielt mich mit ihm.« »Wo? Wann?«
    »In der Stadt, Sir. Er saß in einem dieser großen Überlandbusse. Das kam mir schon ein wenig komisch vor.« »Kommen Sie zum Kern der Sache, Mann! Was hat er Ihnen gesagt?«
    »Nicht viel, Sir. Er schien wegen irgendeiner Frau ziemlich aufgekratzt zu sein. Sprach von einer jungen Witwe, die zweihundert Morgen Land bepflanzen mußte. Jemand hatte ihm von ihr erzählt, und er meinte, er wolle sie sich einmal anschauen.« Er zögerte etwas, trat ein paar Schritte zurück und fügte hinzu: »Und er sagte, daß Sie ihn entweder in Handschellen oder nie mehr wiedersehen würden.«
    »Einer Ihrer Männer«, sagte der Botschafter vorwurfsvoll zu Colonel Shelton. »Ein wohlausgebildetes Mitglied der kämpfenden Truppe mit langer Dienstzeit. Er kann seine drei Streifen und die Pension dabei verlieren!« Seine Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Informanten zu. »Hat er nicht genauer gesagt, wo er hinfahren wollte?«
    »Nein, Sir. Ich habe ihn zwar danach gefragt, aber er grinste nur und sagte: ›Meiob!‹ Dann kehrte ich zum Schiff zurück.«
    »In Ordnung. Sie dürfen gehen.« Seine Exzellenz wartete, bis der Informant die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hatte, und drehte sich dann zu Harrison um. »Sie waren unter den Leuten, die bei der Urlaubszuteilung zuerst an die Reihe kamen.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen, Mister. Vierhundertundzwanzig Männer sind in die Stadt gegangen. Und nur zweihundert kamen wieder zurück. Von denen waren vierzig über alle Maßen betrunken. Zehn davon schrien im Chor ununterbrochen: ›Das werde ich nicht tun!‹ Zweifellos werden sie diesen Satz so lange brüllen, bis sie wieder nüchtern sind.« Er starrte Harrison an, als ob dieser dafür persönlich verantwortlich sei, und fuhr dann fort: »Mit dieser Sache stimmt doch irgend etwas nicht. Ich kann verstehen, daß die Leute

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