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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Hände geraten. Alles, was ich Dir von mir berichten kann, ist, daß ich hier mein Glück gemacht habe und nach einem angemessenen Zeitraum heiraten werde. Der Rest des Briefes betrifft Dich. «
    »He?« Harrison lehnte sich zurück und hielt das Blatt näher ans Licht.
    »Ich habe einen kleinen dicken Burschen gefunden, der einen leeren Laden hütet. Er sitzt einfach da und wartet. Dann erfuhr ich, daß er sich das Geschäft einfach angeeignet hatte, und zwar im Auftrag einer Firma, die diese Gummibälle herstellt, auf denen die propellergetriebenen Motorräder rollen. Sie suchen noch jemanden, der in diesem Laden eine Verkaufsstelle für ihre Räder leitet. Der kleine Dickwanst hat zwar schon mit vier Bewerbern gesprochen, aber keiner davon verfügte über die nötigen Qualifikationen. Man sucht einen Ingenieur. Der, der den Laden schließlich bekommt, lädt der Stadt ein Funktions‐Ob auf, was auch immer das zu bedeuten hat. Auf jeden Fall scheint dieser Posten wie geschaffen für Dich. Sei kein Narr und springe ins Wasser – es ist behaglich warm!«
    »Bei den zischenden Meteoritenschwänzen!« sagte Harrison und las weiter: »P. S.: Seth wird Dir die Adresse geben. P. P. S.: Der besagte Laden befindet sich in der Heimatstadt der kleinen Brünetten. Sie will zurückkommen, um in der Nähe ihrer Schwester zu sein. Ich übrigens auch. Diese Schwester ist wirklich eine Wucht!«
    Ungläubig las Harrison den Brief erneut, stand dann auf und wanderte rastlos in seiner Kabine auf und ab. Insgesamt zwölfhundert Welten zählten zum Reich. Zehn Prozent davon hatte er mit eigenen Augen gesehen. Kein Raumfahrer würde lange genug leben, um alle zwölfhundert besuchen zu können. Das Korps war in Gruppen eingeteilt, denen jeweils ein eigener Sektor im All zugeteilt war.
    Nur vom Hörensagen würde er erfahren, welche andere wundervollen Welten auf ihn warteten. Und diese Schilderungen waren meistens übertrieben. Auf jeden Fall käme es russischem Roulette gleich, sich auf einer unbekannten Welt niederzulassen, nur weil ein Bekannter sie empfohlen hatte. Jeder hatte einen anderen Geschmack.
    Was dem einen als Himmel erschien, könnte für den anderen die Hölle bedeuten.
    Die Wahl der Niederlassung – die schmeichelhafte Umschreibung für den Beginn eines neuen, vom früheren höchst verschiedenen Lebensabschnittes – blieb also auf Terra oder ein paar ihm bekannte Planeten beschränkt. Es boten sich die vierzehn Planeten des Epsilon‐Systems an, wenn man die hohe Schwerkraft ertragen konnte. Allerdings fühlte man sich dort nach einigen Wochen wie ein Elefant mit Plattfüßen. Und da war noch Nortons Rosaroter Himmel, wo man in Frieden leben konnte, wenn man es verstand sich bei Septimus Norton einzuschmeicheln und seinem Radscha‐Komplex zu huldigen.
    Am Rande der Milchstraße gab es noch einen Planeten, der von einem Matriarchat blonder Amazonen beherrscht wurde, eine Welt, die von Drachen bewohnt war, eine, deren Bewohner nur darauf warteten, daß Jesus endlich wieder erscheinen würde, und eine, deren halbintelligente Pflanzenbewohner sich selbst unter der Anleitung der Menschen anbauten und dann abgeerntet wurden. All diese Planeten befanden sich in einem Umkreis von 40 Lichtjahren, konnten aber leicht mit einem Blieder‐angetriebenen Raumschiff erreicht werden.
    Er selbst hatte mehr als einhundert Planeten besucht – einen Bruchteil aller bekannten Welten. Auf allen gab es menschliches Leben – und somit Gesellschaft, die dem Leben erst die Würze gab. Aber diese Welt – Gand – besaß etwas, das allen anderen fehlte. Er befand sich schon auf ihr. Seine Umgebung lieferte ihm Fakten, aus denen er seine Schlüsse ziehen konnte. Die anderen waren weit entfernt, verloren an Reiz, da sie ihm nicht greifbar erschienen.
    Unauffällig schlich er sich in den Blieder‐Maschinenraum und putzte und ölte eine Stunde lang sein Fahrrad. Als er zurückkam, wurde es schon dunkel. Er nahm die dünne Plakette aus seiner Tasche, legte sich auf die Pritsche in seiner Kabine und betrachtete die vier Buchstaben.
    F – I W N.
    Aus dem Lautsprecher erklang ein Räuspern, dann sagte eine Stimme: »Alle Besatzungsmitglieder halten sich morgen früh um acht Uhr für neue Dienstanweisungen bereit.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte Harrison und schloß die Augen.
    Es war zwanzig nach sieben. Den Raumfahrern kam es nicht wie früher Morgen vor, denn sie hatten ihren Sinn für früh oder spät fast gänzlich verloren. Um ihn

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