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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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blickte auf. »Wenn Sie eine Frage schon beantworten, bevor Sie überhaupt gestellt ist, sollten Sie besser den Schiffspsychiater aufsuchen. Oder haben wir einen Telepathen an Bord?« »Ich habe nachgedacht«, erklärte Harrison. »Das werde ich zu schätzen wissen«, bemerkte Seine Exzellenz. Aus den Wandregalen holte er eine Reihe dicker Nachschlagewerke und begann darin herumzublättern. »Denken Sie bei jeder Gelegenheit, und es wird zur Gewohnheit werden. Von Mal zu Mal wird es Ihnen leichter fallen. Es mag sogar der Tag kommen, an dem Sie denken, ohne Schmerzen dabei zu empfinden.«
    Er stellte die Bücher zurück, holte zwei andere hervor und drehte sich zu Major Harne um, der zufällig gerade hinter ihm stand. »Stehen Sie nicht herum wie eine Wachsfigur in einem Militärmuseum. Helfen Sie mir lieber beim Durchforsten dieses immensen Wissensberges. Ich suche einen Gandhi. Er muß vor dreihundert bis eintausend Jahren auf der Erde gelebt haben.«
    Harne bewegte sich und holte weitere Schwarten aus dem Regal. Colonel Shelton tat es ihm gleich, während Captain Grayder am Schreibtisch sitzen blieb und über die Deserteure nachgrübelte.
    »Ah, hier ist er! Lebte vor vierhundertundsiebzig Jahren.« Seine Exzellenz fuhr mit seinem plumpen Zeigefinger über eine Spalte. »Gandhi, manchmal auch Bapu oder Vater genannt, ein Hindu. Politiker und Philosoph. Widersetzte sich den Behörden nach dem Prinzip des passiven Widerstandes. Seine letzten Anhänger verschwanden bei der Großen Explosion, dürften aber noch auf einem abgelegenen, uns unbekannten Planeten existieren.«
    »Ganz offensichtlich gibt es sie noch«, bemerkte Captain Grayder trocken.
    »Passiver Widerstand«, wiederholte der Botschafter und zog die Augenbrauen hoch. Er schien über etwas völlig Unmögliches nachzudenken. »Das kann man doch nicht zu einer gesellschaftlichen Grundlage machen! So etwas funktioniert einfach nicht.«
    »Doch«, bemerkte Harrison und vergaß das übliche ›Sir‹.
    »Wollen Sie mir widersprechen, Mister?«
    »Ich stelle nur Tatsachen fest.«
    »Euer Exzellenz«, begann Grayder, »ich würde vorschlagen…«
    »Überlassen Sie das mir!« Mit tiefrotem Gesicht winkte der Botschafter ab. Sein Blick verweilte ärgerlich auf Harrison. »Sie sind alles andere als ein Experte für Staatsökonomie. Hoffentlich bekommen Sie das in Ihren Dickschädel hinein! Ein Mann Ihres Kalibers läßt sich von oberflächlichen Erscheinungen täuschen.«
    »Es funktioniert«, beharrte Harrison und fragte sich, woher seine plötzliche Sturheit eigentlich kam.
    »Auch Ihr närrisches Fahrrad funktioniert. Sie haben eine… eine Fahrrad‐Mentalität!«
    Irgend etwas machte klick, und eine Stimme, die seiner eigenen sehr ähnlich war, sagte: »Unsinn!« Erstaunt über dieses Wort wackelte er erst einmal mit den Ohren.
    »Was war das, Mister?«
    »Unsinn!« wiederholte er. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ungeschehen machen.
    Diesmal kam Captain Grayder dem dunkelrot angelaufenen Botschafter zuvor. Er erhob sich und spielte seine eigene Autorität aus. »Ohne Berücksichtigung Ihres Urlaubs – wenn Ihnen überhaupt noch welcher zusteht – belege ich Sie bis auf weiteres mit Schiffsarrest. Und jetzt hinaus!«
    Harrison gehorchte. In seinem Gehirn wirbelten die Gedanken wild durcheinander, aber er verspürte ein seltsames Gefühl der Befriedigung. Draußen starrte ihn der erste Maat Morgan düster an.
    »Wenn ihr hier alle fünf Minuten hineinmarschiert, dauert es wochenlang, bis ich mit den Listen fertig bin!« knurrte er mürrisch. Dann formte er mit den Händen einen Trichter um den Mund und brüllte: »Hope! Hope!« Keine Antwort. »Hope ist aus der Armee ausgetreten!« bemerkte ein Witzbold. »Wie komisch!« schnauzte Morgan. »Seht doch, wie ich lache!«
    grollte Morgan und versuchte es mit dem nächsten Namen. »Hyland! Hyland!« Keine Antwort.
    Vier weitere öde, lange Tage verstrichen. Insgesamt lag das Schlachtschiff jetzt schon neun Tage in der Furche, die es bei der Landung gerissen hatte.
    An Bord gab es Ärger. Die Mannschaften der dritten und vierten Urlaubsliste, die bislang zurückgestellt worden waren, wurden langsam ungeduldig.
    »Morgan hat ihm die Liste heute morgen zum dritten Mal vorgelegt. Ohne Ergebnis. Grayder gestand zwar ein, daß diese Welt nicht als feindselig eingestuft werden kann und wir unseren Ausgang bekommen werden, aber…«
    »Mist, warum hält er sich nicht an die Vorschriften? Die Weltraumkommission

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