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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Scheideweg. Die Straße trennt sich vor ihm. Er muß die eine oder die andere Abzweigung nehmen, es gibt keine dritte Alternative. Entweder wird er früher oder später nach Hause fliegen und sich vor Wut in den Hintern beißen, oder er fährt hier irgendwo mit einem Lastwagen herum und liefert Ihre Milch aus – weil er tief im Innern genau das schon immer tun wollte.«
    »Sie kennen ihn nicht so gut wie ich«, murmelte Gleed. »In seinem Schädel sitzt keine Seele, sondern ein rostiges Trümmerstück.«
    »Komisch«, bemerkte Harrison. »Bis heute habe ich das von dir auch immer geglaubt.«
    »Heute habe ich auch keinen Dienst«, sagte Gleed, als ob das alles erklären würde. »Mein wahres Ich kommt nur zum Vorschein, wenn ich mich entspanne und nicht im Dienst bin.« Er stand auf und schob das Kinn vor. »Aber ich bin jetzt wieder im Dienst. Jetzt sofort!«
    »Sie haben bis morgen abend Urlaub!« widersprach Harrison.
    »Das mag schon sein. Aber ich kehre trotzdem sofort zurück.«
    Elissa öffnete den Mund, schloß ihn aber wieder, als Seth ihr einen Wink gab. Schweigend beobachteten sie, wie Gleed hinausmarschierte.
    »Ein gutes Zeichen«, bemerkte Seth erstaunlich selbstsicher. »Wir haben ihn an der schwächsten Stelle getroffen.« Er kicherte verhalten und drehte sich zu Harrison um. »Nun, was ist denn Ihr Lebensziel?«
    »Danke für die Mahlzeit. Ich brauchte sie dringend, und sie hat mir sehr gut geschmeckt.« Mit sichtlicher Verlegenheit erhob er sich und deutete auf die Tür. »Ich muß ihn aufhalten. Wenn er zum Schiff zurückkehrt, werde ich das auch tun.«
    Wieder gab Seth dem Mädchen einen Wink. Sie schwieg, während Harrison sich einen Weg hinaus bahnte und die Tür leise hinter sich schloß.
    »Schafe«, sagte Elissa. Aus irgendeinem Grund schien sie enttäuscht zu sein. »Der eine läuft dem anderen hinterher. Wie die Schafe!«
    »Nicht ganz«, widersprach Seth. »Diese Menschen werden von den gleichen Gedanken und Emotionen geleitet, genau wie unsere Vorväter, die beileibe keine Schafsköpfe waren.« Er drehte sich in seinem Stuhl um und winkte Matt herbei. »Bring uns zwei Shemaks!« Zu Elissa gewandt sagte er grinsend: »Ich glaube, daß es sich für die Schiffsleitung nicht auszahlt, noch allzulange hierzubleiben.«
    »Fanshaw, Folsom, Fuller, Garson, Gleed, Gregory, Haines, Harrison, Hope…« bellte es aus dem Lautsprechersystem des Raumschiffes, bis schließlich das ganze Alphabet heruntergerasselt war.
    Aber nur ein dünnes Rinnsal von Männern floß durch die Schleusen und Gänge auf den vorderen Kartenraum zu. In kleinen Gruppen blieben sie vor der Tür stehen und unterhielten sich gedämpft. Das Echo hallte dunkel den Gang hinab.
    »… sagten immer nur dieses komische Wort zu uns, Meiob. Nach einer Weile war ich es völlig leid…«
    »Ihr hättet euch aufteilen sollen. Das hat bei uns auch geklappt. Die Leutchen in den Vorstädten hatten überhaupt keine Ahnung davon, wie ein Terraner wirklich aussieht. Ich bin einfach in ein Lokal gegangen und habe mich hingesetzt.«
    »Hast du das von Meakin schon gehört? Er hat ein leckes Dach repariert, eine Flasche mit doppeltem Dith dafür bekommen und sich restlos vollaufen lassen. Er war stockbesoffen, als wir ihn gefunden haben. Mußten ihn zum Schiff zurücktragen.«
    »Manche haben das Glück für sich gepachtet. Überall wo wir hinkamen, zeigte man uns nur die kalte Schulter. Das macht einen völlig fertig.«
    »Ihr hättet euch eben trennen sollen!«
    »Die halbe Mannschaft muß noch besoffen in irgendwelchen Gossen liegen. Es fehlen immer noch welche.«
    »Grayder wird vor Wut zerplatzen. Wenn er das gewußt hätte, er hätte die neuen Urlaubslisten heute morgen doch nie unterschrieben.«
    Dann und wann steckte der Erste Maat Morgan den Kopf aus der Tür zum Kartenraum und brüllte den Namen eines Mannes, der über Lautsprecher aufgerufen worden war. Meistens bekam er keine Antwort.
    »Harrison!« schrie er nun.
    Mit verwirrtem Gesichtsausdruck stolperte Harrison hinein. Captain Grayder saß hinter einem Schreibtisch und starrte mit finsterer Miene auf eine Liste, die er vor sich liegen hatte. Colonel Shelton stand steif und mit perfekter Haltung neben ihm, dahinter Major Harne. Beide zogen sie ein Gesicht, als müßten sie den üblen Geruch eines Abfalltanks ertragen, den ein Klempner gerade auf ein Leck untersuchte.
    Seine Exzellenz wanderte in stetem Schritt vor dem Schreibtisch auf und ab und murmelte etwas Unverständliches in

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