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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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stammen«, meinte Grayder nur.
    »Die würden daran doch überhaupt nicht denken! Ihre Technik besteht darin, nein zu sagen, nein und abermals nein. Das ist alles. Aber in Anbetracht dessen, was hier geschehen ist, halte ich sie auch für völlig ausreichend.« Der Botschafter faßte seinen Entschluß. »Ich komme mit Ihnen. Diese Haltung verstößt zwar gegen meine Überzeugung, da sie eine Niederlage eingesteht, aber hierzubleiben hieße, dem Reich von überhaupt keinem Nutzen mehr zu sein.«
    »Sehr wohl, Euer Exzellenz.« Grayder schlenderte zu einem Bullauge und blickte auf die Stadt hinaus. »Ich habe etwa vierhundert Mann verloren. Einige davon sind desertiert, die anderen werden zurückkommen, wenn ich nur lange genug warte. Sie haben Glück gehabt und es sich irgendwo bequem gemacht, wo sie sich nun betrinken, solange ihnen noch eine volle Flasche vorgesetzt wird. Da sie sowieso bestraft werden, macht es keinen Unterschied, ob sie zehn oder zwanzig Tage verspätet zurückkommen. Dieses Problem tritt bei jeder langen Reise auf. Auf den kürzeren ist es nicht ganz so schlimm.« Er seufzte, da er keines seiner verlorenen Schäfchen zurückkehren sah. »Aber so lange können wir nicht auf sie warten. Nicht auf diesem Planeten.«
    »Nein, da bin ich ganz Ihrer Meinung.«
    »Wenn wir noch länger hier verweilen, werden wir weitere hundert oder zweihundert Männer verlieren. Dann sind wir nicht einmal mehr in der Lage, das Raumschiff startklar zu bekommen. Die einzige Möglichkeit, wie ich etwaige Tumulte unterdrücken kann, wäre, den Startbefehl zu geben. Von diesem Moment an gelten die Vorschriften, die für den Raumflug anzuwenden sind.«
    Der Botschafter lächelte anerkennend.
    »Das wird den Raumfahrtanwälten aber einige Sorgen bereiten.«
    »Wir starten, sobald wir dazu in der Lage sind«, riet der Botschafter und trat an das Bullauge. Er betrachtete die Straße, auf der drei Gand‐Busse ohne Halt am Raumschiff vorbeifuhren. Wütend über eine Geisteshaltung, die einen Berg nicht sah, weil sie ihn nicht sehen wollte, runzelte er die Stirn. Dann bemerkte er ein paar Gestalten, die am Heck des Raumschiffes warteten. Er fuhr zusammen. »Was haben diese Leute dort zu suchen?« fragte er.
    Grayder warf einen raschen Blick in die gleiche Richtung, griff zum Mikrofon und brüllte: »Alle Besatzungsmitglieder halten sich sofort zum Start bereit!« Er legte ein paar Schalter um, wechselte die Leitung und fuhr fort: »Wer ist da draußen? Sergeant‐Major Bidworthy, ein halbes Dutzend Leute befinden sich an der Hauptschleuse des Schiffes. Holen Sie sie sofort herein, wir werden so schnell wie möglich starten.«
    Die vorderen und hinteren Gangways waren schon lange wieder eingezogen worden. Ein schnellschaltender Quartiermeister zog die Schiffsleiter hoch und verhinderte somit, daß Bidworthy und ein paar Möchtegern‐Sünder das Schiff verlassen konnten.
    Bidworthy stand bereits in der Schleuse, sah sich am Ausstieg gehindert und starrte wütend nach unten. Seine Schnurrbarthaare zitterten nicht nur, nein, sie bebten regelrecht. Fünf von den Deserteuren hatten auf der ersten Urlaubsliste gestanden. Einer von ihnen war ein Truppenmitglied. Ein Truppenmitglied! Das brachte ihn noch mehr in Rage. Der sechste war Harrison mitsamt seinem blankgeputzten Fahrrad.
    Bidworthy brüllte ihnen – und dem Truppensoldaten besonders – zu: »Kehrt sofort an Bord zurück! Keine Diskussionen! Wir starten sofort.«
    »Hast du das gehört?« fragte einer von ihnen und stieß dem anderen die Ellbogen in die Rippen. »Wir sollen an Bord zurückkehren. Die, die keine sechs Meter hoch springen können, wedeln einfach so lange mit den Armen, bis sie vom Boden abheben.«
    »Keine Diskussionen!« bellte Bidworthy erneut. »Ich habe meine Befehle!« »Er nimmt Befehle an«, sagte der Soldat. »Und das in seinem Alter.« »Ich verstehe das auch nicht«, bemerkte ein anderer und schüttelte bedauernd den Kopf.
    Bidworthy durchsuchte die Schleuse vergeblich nach einem schweren Gegenstand, den er hinunterwerfen konnte. »Ich warne euch, wenn ihr mich hereinlegen wollt…«
    »Spar dir deinen Atem, Biddy«, rief der Soldat hinauf. »Von nun an bin ich ein Gand.« Damit drehte er sich einfach um und ging die Straße entlang. Die vier anderen folgten ihm.
    Harrison trat auf ein Pedal und schwang sich auf das Rad. Sofort entwich pfeifend die Luft aus dem Hinterreifen.
    »Kommt zurück!« heulte Bidworthy den anderen fünf zu. Unbeholfen zerrte

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