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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Preisausschreiben gewonnen. Fünfundzwanzig Worte oder weniger über das Thema, welchen Spaß es macht, seine Unterwäsche mit Sudso zu waschen.« Ich beugte mich vor. »Das ist die Wahrheit.«
    »In Ordnung«, sagte er.
    Ich war überrascht. Ich glaube, er merkte es, aber er sagte nichts mehr, wartete, daß ich weitersprach.
    »Bevor wir anfangen – wenn wir anfangen – «, sagte ich, »muß ich etwas wissen. Das, was ich Ihnen sage, was Sie erfahren, während wir zusammenarbeiten, bleibt das auch zwischen uns, wie bei einem Priester oder einem Rechtsanwalt?«
    »Völlig«, sagte er.
    »Ganz egal, was Sie auch erfahren?«
    »Ganz egal, was ich erfahre.«
    Ich beobachtete ihn, als er es sagte, und ich glaubte ihm. »Nehmen Sie das Geld«, sagte ich. »Sie sind engagiert.« Er tat es nicht. »Wie du vor einer Minute bemerktest«, sagte er, »liegt die Entscheidung darüber bei mir. Du kannst eine Behandlung nicht kaufen wie eine Tüte Bonbons. Wir müssen zusammenarbeiten. Wenn einer von uns dazu nicht bereit ist, ist es nutzlos. Du kannst nicht einfach zu dem ersten Psychotherapeuten gehen, den du im Telefonbuch gefunden hast, und etwas verlangen, das dir gerade so einfällt, nur weil du dafür bezahlen kannst.«
    »Ich habe Ihre Adresse nicht aus dem Telefonbuch, und ich glaube auch nicht, daß Sie mir helfen können«, sagte ich müde. »Ich habe schon ein Dutzend Oberstübchenschnüffler aussortiert, bevor ich darauf kam, es mal mit Ihnen zu versuchen.«
    »Danke«, sagte er, und es sah so aus, als ob er über mich lachen wollte, was ich überhaupt nicht mag. »Aussortiert, sagst du? Wie denn das?«
    »Man hört und liest so einiges, wissen Sie. Mehr sage ich nicht. Ordnen Sie es also in der Akte mit meiner Adresse ein.«
    Er sah mich lange an. Es war das erste Mal, daß er seine Augen länger als nur für einen kurzen Moment auf mir ruhen ließ. Dann ergriff er den Schein.
    »Was soll ich zuerst tun?« fragte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Wie sollen wir anfangen?«
    »Wir haben schon angefangen, als du hier hereingekommen bist.«
    Da mußte ich lachen. »Okay, ein Pluspunkt für Sie. Bislang haben wir also einen Anfang. Aber ich wußte nicht, wie Sie weitermachen wollten, also konnte ich nicht vor Ihnen dort sein.«
    »Das ist sehr interessant«, sagte Stern. »Stellst du dir normalerweise alles im voraus vor?«
    »Immer.« »Und wie oft liegst du richtig?« »Auch immer. Außer… Aber ich muß Ihnen nichts über Ausnahmen sagen.« Diesmal grinste er wirklich. »Ich verstehe. Einer meiner Patienten hat geredet.«
    »Einer Ihrer Expatienten. Ihre Patienten reden nicht.«
    »Darum bitte ich sie auch. Das gilt auch für dich. Was hast du gehört?«
    »Daß Sie daraus, was die Leute sagen und tun, wissen, was sie demnächst sagen und tun werden, und daß Sie ihnen das manchmal erlauben und manchmal nicht. Wie haben Sie das gelernt?«
    Er dachte eine Minute lang nach. »Ich glaube, ich wurde mit einem Blick für Details geboren, und dann machte ich bei anderen Menschen genug Fehler, um schließlich zu lernen, keine mehr zu begehen. Und wie hast du es gelernt?«
    »Wenn Sie mir das beantworten, brauche ich nicht mehr zu kommen«, sagte ich.
    »Weißt du es wirklich nicht?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Aber das führt doch zu nichts, nicht wahr?«
    Er zuckte die Achseln. »Das kommt darauf an, was du erreichen willst.« Er wartete einen Moment lang, und ich erfaßte wieder die volle Kraft seiner Augen. »An welche blödsinnige Psychologietheorie glaubst du eigentlich?« »Ich verstehe Sie nicht.« Stern zog eine Schreibtischschublade auf und holte eine geschwärzte Pfeife heraus. Er schnupperte daran und spielte mit ihr herum, während er mich betrachtete. »Die Psychiatrie greift die Zwiebel des Selbst an, entfernt Schale um Schale, bis sie den Splitter des unbefleckten Egos erreicht. Oder: die Psychiatrie geht wie eine Ölbohrung abwärts, zur Seite und wieder abwärts, bis sie endlich fündig wird und auf ein Feld stößt. Oder: Die Psychiatrie sucht sich eine Handvoll sexueller Motivationen und schüttelt sie auf dem Flipper, der dein Leben darstellt, durcheinander, bis sie beim Abwärtsrollen gegen Erlebnisse prallen. Willst du noch mehr hören?«
    Ich mußte lachen. »Die letzte war ziemlich gut.«
    »Die letzte war ziemlich schlecht. Alle sind sie schlecht. All diese Umschreibungen versuchen, etwas zu vereinfachen, das von Natur aus sehr komplex ist. Ich gebe dir nur einen einzigen Hinweis: Der

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