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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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errichteten unterirdische Fabriken, in denen bald die Massenproduktion anlief. Ihre neuen Fahrzeuge schafften Erze und Sand in die atomaren Schmelzöfen unter der Erdoberfläche, und aus der dunklen, mechanischen Matrix marschierten neue perfekte Humanoiden hervor.
    Die ausschwärmenden Maschinen erbauten einen neuen Turm für die Zentrale, einen weißen, erhabenen Metallpfeiler, der sich glänzend inmitten der feuerverwüsteten Einöde erhob. Nach und nach fügten sie neue Relais‐Bänke in das Gehirn ein, bis seine Fassungskraft nahezu unbegrenzt war.
    Dann schwärmten sie aus, um den zerstörten Planeten neu aufzubauen und später auf anderen Welten ihre perfekten Dienste anzubieten. Damals fühlte ich mich sehr glücklich. Ich glaubte, ich hätte das Ende aller Kriege und Verbrechen, von Armut und Ungleichheit, von menschlichen Fehlern und den daraus resultierenden Schmerzen ermöglicht.«
    Der alte Mann regte sich schwerfällig in der Dunkelheit und seufzte. »Sie wissen jetzt, wie sehr ich mich geirrt habe.«
    Underhill wandte seine Augen von den dunklen, ruhelosen Gestalten ab, die stumm an dem leuchtenden Palast auf der anderen Straßenseite weiterbauten. Ein kleiner Zweifel stieg in ihm auf, da er es gewohnt war, über weit weniger bemerkenswerte Geschichten von Auroras seltsamer. Untermietern zu spotten. Doch der leidgeprüfte Alte hatte so ernst und aufrichtig gesprochen. Und ihm fiel ein, daß die schwarzen Invasoren hier tatsächlich noch nicht eingedrungen waren.
    »Warum haben Sie ihnen nicht Einhalt geboten?« fragte er. »Damals, als Sie noch in der Lage dazu waren?«
    »Ich blieb zu lange in der Zentrale«, seufzte Sledge bedauernd. »Ich wurde dort gebraucht bis alles fertig war. Ich entwarf neue Atomreaktoren und überlegte sogar, wie man die Dienste der Humanoiden mit der geringsten Verwirrung und Opposition einführen konnte.«
    Underhill grinste trocken. »Ihre Einfälle sind sehr gut gewesen«, kommentierte er trocken. »Sehr wirksam.«
    »Damals muß ich die Leistungsfähigkeit geradezu angebetet haben«, gestand Sledge. »Tote Fakten, abstrakte Wahrheiten, mechanische Perfektion. Ich muß die Schwächen der Menschen gehaßt haben, da ich mein Lebensziel nur mehr darin sah, mit den Humanoiden perfekte Geschöpfe zu erschaffen. Es ist ein trauriges Eingeständnis, aber in dieser toten Wüste bin ich auf eine gewisse Art glücklich gewesen. Ja, ich fürchte sogar, daß ich mich in meine eigenen Geschöpfe verliebt habe.« Seine eingefallenen Augen leuchteten fiebrig.
    »Schließlich wurde ich von einem Mann aus meinen Träumen gerissen, der kam, um mich zu töten.«
     
     
6
     
    Der hagere Alte rührte sich unbehaglich in der Dunkelheit. Underhill verlagerte auf dem reparaturbedürftigen Stuhl vorsichtig sein Gewicht und wartete darauf, daß die tiefe, müde Stimme weitersprach: »Ich habe niemals erfahren, wer er war oder weshalb er wirklich kam. Kein gewöhnlicher Mensch könnte das vollbringen, was er geschafft hat. Ich wünschte, daß ich ihn schon eher gekannt hätte. Er muß ein bemerkenswerter Physiker und ein erfahrener Bergsteiger gewesen sein. Ich kann mir gut vorstellen, daß er auch ein guter Jäger gewesen ist. Ich weiß, daß er intelligent und schrecklich entschlossen war.
    Ja, er kam wirklich, um mich zu töten.
    Irgendwie gelang es ihm, die große Insel unentdeckt zu betreten. Außer mir gab es keine anderen Bewohner, die Humanoiden erlaubten niemandem den Zutritt. Aber irgendwie entkam er ihren Suchstrahlen und automatischen Waffen.
    Das gegen Strahlung abgeschirmte Flugzeug, mit dem er gekommen war, wurde später noch im Gebirge gefunden. Den Rest des Weges legte er zu Fuß durch die neu gebildeten, wilden Berge zurück, wo es weder Weg noch Steg gab. Irgendwie überquerte er sogar die Lavaströme, in denen noch tödliches atomares Feuer brannte.
    Von einem rhodomagnetischen Tarnschirm geschützt, den ich nie untersuchen durfte, gelangte er unentdeckt über den Raumhafen, der jetzt fast die gesamte Ebene bedeckte, und in die neue Maschinenstadt, die um den Zentralturm herum entstanden war. Er muß mutiger und entschlossener gewesen sein als alle anderen Menschen, die ich kenne, aber ich habe nie den Grund für sein Handeln erfahren.
    Irgendwie gelangte er in mein Büro im Turm. Ich bemerkte ihn erst, als er mir etwas zuschrie. Er war fast nackt, vom Marsch durch die Berge zerkratzt und blutig. Mit seiner kräftigen, zerschundenen Rechten umklammerte er eine Pistole. Aber

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