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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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besser, Schwimmen oder Schach, Singen oder archäologische Forschungen. Sie mußten der gesamten Rasse einen Massenminderwertigkeitskomplex beigebracht haben.
    Kein Wunder, daß man versucht hatte, mich zu töten! Denn aus dieser tödlichen Sinnlosigkeit gab es kein Entkommen! Nikotin wurde verboten, Alkohol rationiert. Drogen verschwanden vom Markt, Sex wurde sorgfältig überwacht. Und Selbstmord lief natürlich eindeutig der Primären Direktive zuwider – die Humanoiden hatten aber sowieso gelernt, Selbstmorde von vornherein so weit wie möglich auszuschließen.«
    Der Alte starrte auf das letzte schwache Funkeln der Palladiumnadel und seufzte erneut.
    »Als ich zur Zentrale zurückkam, versuchte ich, die Primäre Direktive zu modifizieren. Ich hatte nie gewollt, daß sie so fanatisch durchgesetzt wurde. Nun begriff ich, daß sie geändert werden mußte, um den Menschen die Freiheit zu geben, zu leben und zu wachsen, zu arbeiten und zu spielen, ihr Leben zu riskieren, wenn sie es wollten, zu wählen und die Konsequenzen ihrer Wahl zu tragen.
    Aber dieser Fremde war zu spät gekommen. Ich hatte die Zentrale zu gut gebaut. Die Primäre Direktive war zu gut gegen jeden menschlichen Eingriff geschützt, auch gegen meinen.
    Die Humanoiden verkündeten, daß dieser Angriff auf mein Leben beweise, ihre Sicherheitsmaßnahmen für die Zentrale und die Primäre Direktive seien noch zu schwach. Sie bereiteten die gesamte Bevölkerung dieses Planeten darauf vor, evakuiert und zu einer anderen bewohnbaren Welt geschafft zu werden. Als ich versuchte, die Direktive zu modifizieren, schickten sie mich mit den anderen fort.«
    Underhill starrte den müden, alten Mann an. »Aber Sie haben doch diese Immunität«, sagte er verwirrt. »Wieso konnten sie Sie zu etwas zwingen?«
    »Ich hatte versucht, mich abzuschirmen«, erklärte Sledge. »Ich hatte in die Gedächtnisbanken der Zentrale den ausdrücklichen Befehl gespeichert, daß die Humanoiden nie meine Handlungsfreiheit beschränken, nie meine Wohnung betreten oder mich überhaupt berühren dürften, wenn ich es nicht ausdrücklich so wünschte. Unglücklicherweise hatte ich allzuviel Wert darauf gelegt, die Primäre Direktive vor jedem menschlichen Eingriff zu schützen.
    Als ich den Turm betrat, um die Relais zu verändern, folgten sie mir. Sie wollten mich das betreffende Relais nicht berühren lassen. Als ich darauf bestand, ignorierten sie den Immunitätsbefehl. Sie überwältigten mich und brachten mich an Bord des Raumkreuzers. Sie sagten mir, nun, da ich versucht hätte, die Primäre Direktive zu verändern, sei ich genauso gefährlich geworden wie jeder andere Mensch. Ich dürfe niemals nach Wing IV zurückkehren.«
    Der alte Mann machte eine hilflose Geste.
    »Seitdem lebe ich praktisch im Exil. Mein einziger Traum besteht darin, die Humanoiden zu stoppen. Dreimal habe ich versucht, zurückzukehren und mit den Waffen an Bord des Raumkreuzers die Zentrale zu zerstören, aber ihre Patrouillenschiffe haben mich jedes‐mal zurückgedrängt, bevor ich die zum Feuern notwendige Nähe erreicht hatte. Das letzte Mal enterten sie den Kreuzer und setzten meine wenigen Begleiter gefangen. Sie entfernten ihre unglücklichen Erinnerungen und machten meine Gefährten dadurch ungefährlich. Wegen meiner Immunität ließen sie mich jedoch wieder gehen. Seitdem bin ich ein Flüchtling. Jahr um Jahr von Planet zu Planet. Ich mußte immer weiterfliehen, um einen Vorsprung vor ihnen zu gewinnen. Auf mehreren Welten habe ich meine rhodomagnetischen Forschungen veröffentlicht und versucht, die Menschen zu wappnen, damit sie dem Zugriff der Humanoiden widerstehen könnten. Aber die rhodomagnetische Technologie birgt viele Gefahren in sich. Die Menschen, die gelernt haben, mit ihr umzugehen, brauchen den Schutz der Primären Direktive mehr als alle anderen. Und die Humanoiden sind immer zu schnell gekommen.«
    Erneut seufzte der Alte. »Mit ihren neuen rhodomagnetischen Raumschiffen können sie sich sehr schnell ausbreiten«, fuhr er fort. »Ihre Anzahl ist unbegrenzt. Einst war Wing IV ihr einziger Stützpunkt, aber nun versuchen sie, die Primäre Direktive auf jedem anderen von Menschen besiedelten Planeten durchzusetzen. Wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten können, gibt es kein Entkommen.«
    Underhill starrte auf die Maschine, die wie ein Spielzeug aussah mit der langen glänzenden Nadel und der stumpfgrauen, kleinen Bleikugel. Man konnte sie in der Dunkelheit auf dem Küchentisch kaum

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