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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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»Eine kleine Drehbank, mit der ich Teile für meine Modelle hergestellt habe, eine Handbohrmaschine und einen Schraubstock.«
    »Das können wir alles gut gebrauchen«, meinte der alte Mann. »Aber passen Sie auf sich auf. Denken Sie daran, daß Sie nicht meine Immunität besitzen. Und wenn die Humanoiden je etwas ahnen sollten, ist meine auch verloren.«
    Underhill verließ beinahe widerwillig den kleinen schäbigen Raum mit den Rissen im fleckigen Verputz und den abgetragenen, vertrauten Teppichen auf dem von Menschenhand gezimmerten Fußboden. Hinter sich schloß er die Tür – eine gewöhnliche, quietschende Holztüre, die so einfach war, daß ein Mensch sie noch allein öffnen konnte. Zitternd und ängstlich stieg er die Stufen hinunter und ging über den Hof auf die neue leuchtende Tür zu, die er nicht betätigen konnte.
    »Zu Ihren Diensten, Mr. Underhill.« Bevor er noch die Hand heben konnte, um zu klopfen, glitt die helle, glatte Fläche leise zur Seite. Innen stand eine kleine, schwarze Maschine – blind, aber von immerwährender Wachsamkeit. »Ihr Abendessen ist fertig, Sir.«
    Aus irgendeinem Grund fröstelte ihn. Die grazile schlanke Gestalt verbarg nicht die Perfektion und Unbezwingbarkeit dieser Humanoiden, ihre Macht, die hinter ihrer schrecklichen Fürsorglichkeit und Güte stand. Die armselige kleine Waffe, die Sledge einen Integrator genannt hatte, wurde mit einemmal zu einer sinnlosen, närrischen Hoffnung. Eine tiefe Niedergeschlagenheit ergriff plötzlich Besitz von ihm, aber er wagte nicht, sie zu zeigen.
     
     
7
     
    Äußerst vorsichtig schlich Underhill am nächsten Morgen in den Keller, um seine eigenen Werkzeuge zu stehlen. Das Kellergeschoß war zu seiner Überraschung auch schon ausgebaut und modernisiert worden. Der neue, warme, elastische Fußboden ließ seine Schritte so geräuschlos wie die eines Humanoiden werden. Die neuen Wände leuchteten sanft. Helle Leuchtschriften bezeichneten verschiedene neue Türen: WÄSCHEREI, VORRATSKAMMER, SPIELZIMMER, WERKSTATT.
    Unsicher blieb er vor der Werkstatt stehen. Die neue automatische Schiebetüre leuchtete in sanftem Grün. Sie war abgeschlossen. Das Schloß hatte kein Schlüsselloch, sondern nur eine kleine weiße ovale Platte aus einem ihm unbekannten Metall, die zweifellos ein rhodomagnetisches Relais abdeckte. Er legte die Hand darauf, aber die Tür glitt nicht zurück.
    »Zu Ihren Diensten, Mr. Underhill.« Er fuhr wie schuldbewußt zusammen und versuchte, das plötzliche Zittern in seinen Knien zu verbergen. Er hatte sich doch versichert, daß der Humanoid noch eine halbe Stunde damit beschäftigt sein würde, Auroras Haar zu waschen; er hatte nicht gewußt, daß sich noch ein zweiter in seinem Haus befand. Dieser mußte aus der Tür mit der Aufschrift VORRATSRAUM gekommen sein, denn er stand bewegungslos neben ihr, auf wohlwollende Weise besorgt, schrecklich und schön zugleich. »Was wünschen Sie, Sir?«
    »Eh… nichts.« Die blinden Augen der Maschine starrten ihn an. Besorgt, daß der Humanoide hinter seine Absicht kommen könnte, suchte er verzweifelt nach einer Ausrede. »Ich wollte mich nur etwas umsehen.« Seine Stimme war heiser und trocken. »Da habt ihr ja einiges verbessert.« Abrupt deutete er auf die Tür mit der Aufschrift SPIELZIMMER. »Was ist da drin?«
    Der Humanoide mußte sich noch nicht einmal bewegen, um das Relais zu betätigen. Als Underhill auf die helle Fläche zuging, glitt sie geräuschlos auf. Die dahinterliegenden dunklen Wände leuchteten sofort auf. Der Raum war leer.
    »Wir stellen Freizeitgestaltungsgeräte her«, erklärte die Maschine eifrig. »Wir werden den Raum so schnell wie möglich damit ausstatten.«
    »Der kleine Frank hatte Wurfpfeile, und ich glaube, wir besaßen noch ein paar alte Punching‐Bälle«, murmelte Underhill, um das peinliche Schweigen zu beenden.
    »Wir haben sie entfernt«, informierte der Humanoide ihn sanft. »Solche Instrumente sind gefährlich. Wir werden sichere Ausrüstungsgegenstände liefern.«
    Underhill erinnerte sich daran, daß auch Selbstmord verboten war. »Holzklötzchen, vermute ich«, sagte er bitter.
    »Holzklötzchen sind gefährlich hart«, meinte der Humanoide nachdrücklich. »Man könnte sich an hölzernen Splittern verletzen. Wir stellen Plastikbauklötze her, die völlig ungefährlich sind. Wollen Sie solche?«
    Sprachlos starrte Underhill in das dunkle Gesicht.
    »Wir werden auch die Werkzeuge aus Ihrer Werkstatt entfernen müssen«,

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